Der Bundesverband deutscher Banken braucht dringend einen neuen Präsidenten. Die Suche ist schwierig, deshalb könnte Ex-Verbandschef Hans-Walter Peters noch einmal einspringen.
Hans-Walter Peters, der Chef der Hamburger Berenberg Bank
Der Banker leitete bis April 2020 die private Bankenlobby BdB. Jetzt wird er die Präsidentschaft erneut übernehmen.
Bild: dpa
Frankfurt Der Rücktritt von Commerzbank-Chef Martin Zielke hat auch die Lobby der deutschen Privatbanken in Schwierigkeiten gebracht. Denn Zielke führt seit vergangenem April den Bundesverband deutscher Banken (BdB), als Vorstandschef auf Abruf kann er die Interessen der Geldhäuser aber nicht mehr glaubhaft vertreten. Deshalb sucht der BdB einen neuen Präsidenten, und die Zeit eilt, denn Finanzkreisen zufolge soll bereits in der kommenden Woche der Vorstand über eine neue Führung abstimmen.
Die Kandidatensuche ist allerdings mühsam. Deshalb könnte zunächst ein Übergangskandidat den BdB führen bis eine dauerhafte Lösung gefunden ist. Als Favorit für diese Dauerlösung gilt Deutsche-Bank-Chef Christian Sewing.
Kurzfristig stünde für den Posten nach Informationen des Handelsblatts Hans-Walter Peters bereit, der Chef der Hamburger Privatbank Berenberg. Der 65-jährige Peters wäre ein alter Bekannter an der BdB-Spitze, er war Zielkes Vorgänger und leitete die Bankenlobby von 2016 bis 2020. Peters hätte den Vorteil, dass er mit der Aufgabe und der aktuellen Agenda des BdB vertraut ist.
Noch sei keine endgültige Entscheidung gefallen, bei der für kommende Woche angesetzten Vorstandssitzung könne es auch noch zu Überraschungen kommen, heißt es in Finanzkreisen. Der BdB wollte die Spitzenpersonalie ebenso wenig kommentieren wie die beteiligten Banken. Über Peters Kandidatur hat auch die „Süddeutsche Zeitung“ berichtet.
Peters wäre voraussichtlich nur eine vorübergehende Lösung für die Personalprobleme des BdB, auch weil er Ende des Jahres offiziell aus der operativen Führung von Berenberg ausscheidet und in den Verwaltungsrat wechselt. Peters hat allerdings bereits angekündigt, dass er auch in dieser Funktion aktiv beim Management der Privatbank mitmischen will.
Peters will auch aus dem Verwaltungsrat heraus die Bank gemeinsam mit seinem Kompagnon Hendrik Riehmer führen. Zusammen haben die beiden persönlich haftenden Gesellschafter das traditionsreiche Hamburger Bankhaus zu einer internationalen Investmentbank umgebaut.
Die Wahl eines neuen Präsidenten ist vor allem deshalb schwierig, weil der Bankenverband nach Möglichkeit vom Chef eines deutschen Geldhauses geführt werden soll. „Gerade jetzt, in Zeiten, in denen die Branche wegen der Coronakrise vor enormen Herausforderungen steht, wäre das wichtig“, ist von Verbandsmitgliedern zu hören. Im zwölfköpfigen Vorstand des BdB sitzen aber außer Zielke und Peters nur noch drei weitere Vertreter von heimischen Geldhäusern.
Viele im BdB würden sich Deutsches-Bank-Chef Christian Sewing als Bankenpräsidenten wünschen, doch Sewing hat mit der Sanierung der Deutschen Bank derzeit alle Hände voll zu tun und hat deshalb erst einmal abgewunken. In Finanzkreisen heißt es, diese Lage könnte sich ändern, sobald die heiße Phase der Sanierung des größten heimischen Geldhauses überwunden ist und sich die Folgen der Coronakrise für die Deutsche Bank besser absehen ließen.
Als möglicher weiterer Kandidat für den Präsidentenposten gilt Michael Diederich, der Chef der Hypo-Vereinsbank (HVB). „Diederich bringt zweifelsohne alle nötigen Qualitäten für einen BdB-Chef mit'“, heißt es in Finanzkreisen. Allerdings würde er als Chef der Tochter der italienischen Großbank Unicredit in die Kategorie der Auslandsbanker fallen.
Gegen Diederich spricht außerdem ein weiteres Argument: Unicredit-Chef Jean Pierre Mustier leitet derzeit den Europäischen Bankenverband. Für einige wichtige Stimmen im BdB wäre es eine zu große Machtkonzentration in den Händen einer einzelnen Bank, sollte Diederich die Präsidentschaft des deutschen Verbandes übernehmen.
In dieser Woche war der BdB in die Schlagzeilen geraten, weil die Staatsanwaltschaft die Geschäftsräume des Verbandes durchsucht hat. Die Aktion steht im Zusammenhang mit dem milliardenschweren Steuerskandal rund um so genannte Cum-Ex-Geschäfte. Offenbar ging es dabei um den Verdacht, die Finanzlobby habe ihren Einfluss genutzt, um schärfere Regelungen des Bundesfinanzministeriums in der Gesetzgebung zu verhindern.
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