Der BdB-Hauptgeschäftsführer kehrt nach einem schweren Unfall nicht zurück. Deutsche-Bank-Chef Sewing will Ossigs Nachfolge nun schnellstmöglich regeln.
Christian Ossig
Gibt sein Amt als Hauptgeschäftsführer des Bankenverbands zum 31. Januar 2023 auf.
Bild: imago/Reiner Zensen
Frankfurt Der Bundesverband deutscher Banken (BdB) muss sich einen neuen Hauptgeschäftsführer suchen. Amtsinhaber Christian Ossig kehrt nach einem schweren Unfall im Sommer 2022 nicht zur Lobbyorganisation der Privatbanken zurück und legt sein Amt zum 31. Januar nieder.
„Wir im Vorstand bedauern es außerordentlich, dass Christian Ossig den Verband verlässt, und haben zugleich großes Verständnis für seine Entscheidung“, sagte BdB-Präsident und Deutsche-Bank-Chef Christian Sewing. „Wir wünschen ihm für die Zukunft nur das Beste.“
Ossig verabschiedete sich am Montag in einem emotionalen Townhall-Meeting von den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des BdB. „Es war mir eine Ehre und eine große Freude, für die privaten Banken in Deutschland und in Europa sprechen zu dürfen“, sagte der 51-Jährige.
Ossig hat sich von seinem Unfall gesundheitlich inzwischen erholt. Seinen ursprünglichen Plan, zum BdB zurückzukehren, gab er nun jedoch auf, unter anderem wegen des großen Arbeitspensums als Hauptgeschäftsführer. Zuerst hatte das Portal „Finanz-Szene“ darüber berichtet.
Der BdB-Vorstand habe einen Prozess gestartet, um Ossigs Nachfolge schnellstmöglich zu regeln, erklärte der BdB. „In der Zwischenzeit führt Henriette Peucker als Stellvertreterin des Hauptgeschäftsführers in bewährter Weise interimistisch den Verband.“
Henriette Peucker
Führt den Bankenverband interimistisch, gilt aber auch als Kandidatin für die Ossig-Nachfolge.
Peucker ist im Sommer 2022 von der Kommunikationsagentur FGS Global, ehemals Hering Schuppener, zum Bankenverband gewechselt. Zuvor arbeitete sie unter anderem als Investmentbankerin für Citigroup und als Leiterin der Abteilung Politik und Regulierung für die Deutsche Börse.
Die 53-Jährige hat Ossig nach Ansicht von Beteiligten in den vergangenen Monaten gut vertreten. Sie dürfte damit zu den Kandidatinnen und Kandidaten zählen, die für die Ossig-Nachfolge infrage kommen.
Ossig hat in Reutlingen, Reims und Brügge Betriebswirtschaft und Volkswirtschaft studiert und in Cambridge promoviert. Anschließend arbeitete er für JP Morgan, Rothschild, Bank of America und die Royal Bank of Scotland. 2014 wechselte er zum Weltbankenverband IIF nach Washington, zwei Jahre später dann zum BdB nach Berlin.
Nach der Trennung des BdB von seinem Vorgänger Michael Kemmer bildete Ossig dort mit Andreas Krautscheid zunächst eine Doppelspitze. Seit Februar 2022 war er alleiniger Hauptgeschäftsführer.
Christian Ossig (rechts), Andreas Krautscheid
Vor einem Jahr löste der Bankenverband die Doppelspitze auf, nun steht er ganz ohne Hauptgeschäftsführer da.
Bild: dpa
Der BdB vertritt die Interessen von mehr als 190 privaten Banken und Fintechs. Da große Häuser bisweilen andere Prioritäten haben als kleine Privatbanken, kommt es hinter den Kulissen immer wieder zu Reibereien – zuletzt beim Umbau des BdB-Einlagensicherungsfonds.
Dieser senkte seinen Schutzumfang nach der Insolvenz des Bremer Geldhauses Greensill drastisch, was maßgeblich auf den Druck von Deutscher Bank und Commerzbank zurückzuführen war. Einige kleinere Banken hätten dagegen lieber einen höheren Schutzumfang beibehalten.
Ossig wirkte am Umbau der Sicherungseinrichtung genauso intensiv mit wie an der Aufnahme der Hamburg Commercial Bank (HCOB) in die private Einlagensicherung. Die ehemalige HSH Nordbank war 2018 als erste Landesbank überhaupt privatisiert worden.
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