Der Ex-Vorstand von Wirecard ist nach dem Bilanzskandal beim Zahlungsdienstleister abgetaucht. Nach „Spiegel“-Informationen führt die Spur zu Marsalek nach Weißrussland.
Jan Marsalek
Nach dem Ex-COO von Wirecard wird gesucht.
Bild: Wirecard
Düsseldorf Der Vizechef von Wirecard, Jan Marsalek, ist seit dem Zusammenbruch des Finanzdienstleisters verschwunden. Nach Informationen des Nachrichtenmagazins „Der Spiegel“ gibt es Hinweise darauf, dass sich der zunächst freigestellte und dann gekündigte Manager in Weißrussland befindet.
Gemeinsame Recherchen des „Spiegel“, der Investigativplattformen „Bellingcat“ und „The Insider“ sowie des US-amerikanischen „McClatchy Report“ zeigten, dass es im russischen Ein- und Ausreiseregister, das mangels Kontrollen an der Binnengrenze zwischen beiden Staaten auch Weißrussland umfasst, für Marsalek eine Eintragung nur Stunden nach seiner Freistellung bei Wirecard gibt.
Der 40-Jährige sei demnach in der Nacht vom 18. Juni auf den 19. Juni über den Flughafen der Hauptstadt Minsk nach Weißrussland eingereist, genau zwei Sekunden nach Mitternacht. Er habe dafür einen der Reisepässe genutzt, den er bereits zuvor bei Reisen an andere Ziele verwendet habe. Die Daten des Dokuments seien dem „Spiegel“ und seinen Kooperationspartnern bekannt.
Weil eine Wiederausreise in den Datenbanken nicht verzeichnet sei, deute alles darauf hin, dass sich Marsalek noch in Weißrussland befinde. Diese neuen Erkenntnisse würden laut „Spiegel“ die These nähren, dass Marsalek schon zuvor mit russischen Geheimdiensten kooperiert oder sogar für sie gearbeitet habe.
Wie genau Marsalek nach Weißrussland gelangt ist, sei unklar. Aus Chat-Protokollen, die dem Handelsblatt vorliegen, geht hervor, dass Marsalek einem Vertrauten gesagt hat, „zur Not fliege ich einfach genauso raus, wie ich reinkam“, im „Businessjet“.
Auf die Frage, ob das politische Systeme denn stabil genug sei, in dem er gerade weile, antwortet Marsalek am 29. Juni: „Ja, sind immer noch dieselben Leute am Ruder wie vor 25 Jahren.“
Ein Vierteljahrhundert ohne politischen Machtwechsel trifft nur auf wenige Länder zu – unter anderem auf Weißrussland. Dort ist Alexander Lukaschenko seit 1994 Präsident.
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