Der Chef der Deutschen Bank bekräftigt in seiner Rede für die Hauptversammlung zwar seine Ziele fürs Gesamtjahr. Doch diese sind schwieriger zu erreichen.
Frankfurt Trotz Ukrainekrieg und der unerwartet hohen Inflation hält die Deutsche Bank ihr Renditeziel von acht Prozent für realistisch. „Wir sind weiterhin zuversichtlich, dieses Ziel auch am Jahresende zu erreichen. Darauf liegt unser voller Fokus“, heißt es in der am Mittwoch veröffentlichten Rede von Vorstandschef Christian Sewing für die virtuelle Hauptversammlung am 19. Mai.
Das Ziel bedinge auch, „dass wir bei unserer Kostendisziplin nicht nachlassen, zumal wir einen zunehmenden Kostendruck spüren“, räumt Sewing ein. Das liege an den wirtschaftlichen Folgen des Kriegs in der Ukraine „mit Lieferengpässen, Währungsschwankungen und deutlich höheren Inflationsraten“. Das Ziel, Ende des Jahres ein Aufwand-Ertrag-Verhältnis von 70 Prozent zu erreichen, sei deshalb „herausfordernder“.
Sewing geht auch auf die Sorgen von Anlegern ein, die Bank müsse womöglich mehr Risikovorsorge für potenzielle Kreditausfälle bilden. „Ich kann Ihnen versichern, dass wir die Risiken im Blick haben.“ Die Ökonomen der Bank hätten schon im vergangenen Jahr vor einer dauerhaft höheren Inflation gewarnt und früh vor einer Rezession infolge des Ukrainekriegs.
„Die ökonomischen Risiken sind real, und sie wachsen“, so Sewing. Die Bank habe die Risikovorsorge im ersten Quartal daher auch „spürbar angehoben“. Die Bank werde „angemessen reagieren, wenn sich das Umfeld verändert.“ Sewing betonte aber auch, welche geschäftlichen Perspektiven sich der Bank künftig bieten. Vor allem der klimaneutrale Umbau der Wirtschaft zählt in seinen Augen zu den großen Chancen.
Mit der Hauptversammlung wird Aufsichtsratschef Paul Achleitner seinen Posten aufgeben. Als Nachfolger steht der Niederländer Alexander Wynaendts bereit, langjähriger Chef des Versicherers Aegon.
Achleitner bezeichnet Wynaendts als „optimalen Kandidaten“, der umfassende Expertise in der Finanzwirtschaft ebenso wie einen Fokus auf Technologie und Innovation mitbringe. Zudem verfüge er über Erfahrung mit Aufsichtsbehörden und Kontrollsystemen sowie ein Verständnis für die internationalen Finanzmärkte.
Das Fondshaus Union Investment will Wynaendts wegen der Zahl seiner Mandate aber nicht wählen. Er sitzt im Aufsichtsrat von Uber und Air France-KLM und leitet das Kontrollgremium der Familienholding Puissance. Zudem berät er Salesforce.com.
Die Bank weist die Bedenken zurück: „Das Zeitbudget der vorgeschlagenen Kandidaten war selbstverständlich ein zentraler Bestandteil des Nominierungsprozesses. Der Aufsichtsrat ist überzeugt, dass Alexander Wynaendts den zu erwartenden Zeitaufwand für die Aufsichtsratstätigkeit aufbringen kann“, erklärte ein Sprecher.
Achleitner hatte 2012 den Aufsichtsratsvorsitz bei der Deutschen Bank übernommen. In seiner Amtszeit kam es gleich zu zwei aufsehenerregenden Führungswechseln. Nach einer desaströsen Hauptversammlung musste 2015 Anshu Jain seinen Posten aufgeben und wurde durch den Briten John Cryan ersetzt. 2016 verließ auch Jürgen Fitschen, der mit Jain eine Doppelspitze gebildet hatte, die Bank. Im Frühjahr 2018 sorgte Achleitner dann für die Ablösung von Cryan, der mit dem Umbau der Bank nicht schnell genug vorankam. Nachfolger wurde Sewing, der der Bank einen tiefgreifenden Umbau inklusive eines Teilabschieds aus dem Investmentbanking verordnete.
In seiner Rede räumt Achleitner eigene Versäumnisse ein. Die Bank habe 2012 ihre eigene Stärke überschätzt. „Der Weg in die neue Realität war nicht immer ein geradliniger. Manches, was man als Fortschritt angedacht hatte, stellte sich als Rückschritt heraus. Manches, was zur Lösung beitragen sollte, vergrößerte tatsächlich das Problem. Und es wurden Fehler gemacht, und, ja, auch ich habe Fehler gemacht“, heißt es in dem Text.
Achleitner betont aber auch, dass unter seiner Ägide die Wende gelungen sei. Schließlich habe die Bank 2021 ihr bestes Ergebnis seit 2011 erzielt.
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