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01.09.2020

04:17

Deutschlandgeschäft

Von Rückzug keine Spur: Auslandsbanken steigern ihre Kreditvergabe deutlich

Von: Yasmin Osman, Felix Holtermann

Der Rückzug der Auslandsbanken in der Finanzkrise hat ihrem Ruf in Deutschland geschadet. Eine Studie zeigt, dass die Institute es diesmal besser machen wollen.

Das französische Institut zählt zu den Auslandsbanken, die auch im deutschen Firmenkundengeschäft eine wichtige Rolle spielen. REUTERS

BNP-Logo in Paris

Das französische Institut zählt zu den Auslandsbanken, die auch im deutschen Firmenkundengeschäft eine wichtige Rolle spielen.

Frankfurt Wenig hat dem Ruf der Auslandsbanken so sehr geschadet wie der Rückzug einiger Institute vom deutschen Markt während der Finanzkrise 2008. „Die Kunden haben ihnen hinterher vorgeworfen, dass man sich nicht auf sie verlassen kann“, sagt Tomas Rederer, Partner bei der Prüfungs- und Beratungsgesellschaft PWC Deutschland. Nun kommt die PWC-Studie „Wer finanziert die Covid-19-Krise?“ zu einem unerwarteten Ergebnis: Im ersten Halbjahr 2020 haben die ausländischen Geldhäuser ihr Kreditengagement bei Unternehmen deutlicher gesteigert als jede andere Bankengruppe in Deutschland.

Der Studie zufolge ist der Kreditbestand bei den Auslandsbanken zwischen Dezember 2019 und Juni 2020 um 13 Prozent gewachsen. Als Auslandsbanken zählen neben den Zweigstellen ausländischer Institute auch deutsche Banken mit ausländischen Eigentümern wie ING oder HSBC Trinkaus.

Blickt man allein auf die ausländischen Zweigstellen, fallen die Wachstumsraten mit 23,8 Prozent sogar noch deutlicher aus. „Die Banken haben gelernt, dass sie wichtige Kunden verlieren, wenn sie jetzt den Regenschirm einklappen“, erklärt PWC-Partner Rederer.

Für den Verband der Auslandsbanken ist das ein Beleg dafür, dass die Institute Deutschland auch in Krisensituationen nicht allein lassen. „Wir sehen keinen Rückzug der Auslandsbanken. Dieser wird zwar immer wieder behauptet, die Zahlen zeigen jedoch eine gegenteilige Entwicklung“, betont Silvia Schmitten-Walgenbach, Vorsitzende des Verbands. „Die Auslandsbanken haben in der Corona-Pandemie das Kreditvolumen im Vergleich zum Vorjahr sogar deutlich ausgeweitet.“

Schmitten-Walgenbach führt das auf mehrere Faktoren zurück. Zum einen unterstützten die Auslandsbanken vor allem große Kunden, darunter viele Dax-Konzerne, und diese fragten eben ein besonders großes Volumen nach. Daneben setzten sie aber auch ganz bewusst auf den Standort: „Viele Banken haben spezifisch in Deutschland neue Einheiten aufgebaut, um im europäischen Markt zu wachsen. Mit diesen werden sie auch in Krisenzeiten bestehende Kunden unterstützen und versuchen, neue zu gewinnen“, erklärt Schmitten-Walgenbach, die im Hauptberuf Geschäftsleiterin des deutschen Ablegers der britischen Barclays ist.

Gelegenheit, das Deutschlandgeschäft auszubauen

Auch Lutz Diederichs, der Deutschlandchef der französischen Großbank BNP, sieht die Corona-Pandemie bei allen negativen Seiten als Chance für sein Haus – und als Gelegenheit, das Deutschlandgeschäft aus- und umzubauen, wie er vor Kurzem dem Handelsblatt erklärte: „In der Krise werden die Kundenbeziehungen neu definiert. Wir wollen das nutzen, um den Kunden unsere Unterstützung zu zeigen und dadurch unseren Marktanteil langfristig steigern.“

Aus Sicht von Robert Bischof, Partner bei Strategy&, der Strategieberatung von PwC, ist das eine vernünftige Strategie: „Wenn man in der Krise dabeibleibt, kann das weitere Geschäftsbeziehungen für die nächsten zehn bis 15 Jahre garantieren. Es lohnt sich in Deutschland nicht, nur nach den niedrig hängenden Früchten zu greifen, dazu ist der Wettbewerb zu intensiv.“ Eine enge Kundenbeziehung sei wichtig.

Regional verankerte Institute wie Landesbanken, Sparkassen oder Volksbanken würden manchmal Auslandsbanken im Firmenkundengeschäft aus dem Feld schlagen, obwohl sie nicht immer die besten Konditionen bieten. „Aber sie spielen den Trumpf aus, dass sie unter Garantie immer vor Ort bleiben werden und Kredite nicht weiterverkaufen wollen. Das ist im deutschen Firmenkundengeschäft ein unfassbar starkes Argument“, so Bischof.

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