Städtetagpräsident Markus Lewe moniert die Vorentscheidung durch ein Sparkassengremium. Kommunen als Träger der Sparkassen sehen sich unzureichend berücksichtigt.
Ulrich Reuter
Der Jurist folgt an der DSGV-Spitze auf Helmut Schleweis.
Bild: IMAGO/Stephan Görlich
Frankfurt Nachdem sich die regionalen Sparkassenverbände am Montag auf die Besetzung des künftigen Präsidenten beim Deutschen Sparkassen- und Giroverband (DSGV) geeinigt haben, gibt es Kritik seitens der Kommunen. „Die Städte als Träger der Sparkassen wollen ein geordnetes Verfahren, das die Nachfolge für das Amt des DSGV-Präsidenten regelt. Dass jetzt im Vorfeld eine Vorentscheidung eines nicht zuständigen Gremiums verkündet wird, wird der Rolle der Träger der Sparkassen nicht gerecht“, sagte Städtetagpräsident Markus Lewe (CDU) am Dienstag dem Handelsblatt.
Präsidentinnen und Präsidenten der regionalen Sparkassenverbände hatten sich darauf verständigt, dass der langjährige CSU-Politiker Ulrich Reuter Anfang 2024 neuer DSGV-Chef werden soll. Reuter, der derzeit den bayerischen Sparkassenverband führt, folgt auf Helmut Schleweis.
Die finale Entscheidung soll auf einer DSGV-Mitgliederversammlung im ersten Quartal fallen. Dort gibt es 21 Stimmberechtigte. Neben den elf regionalen Sparkassenverbänden zählen dazu sieben Vertreter von Landesbanken sowie drei von kommunalen Spitzenverbänden. Die Kommunen sind die Träger der bundesweit rund 360 Sparkassen und somit Eigentümer in ähnlicher Position.
Lewe sieht aber auch die Zusammensetzung der DSGV-Mitgliederversammlung kritisch. „Dort müssen die Kommunen eine viel bedeutendere Rolle spielen. Dies zu ändern ist sachgerecht und notwendig“, sagte der Oberbürgermeister von Münster.
Der DSGV-Präsident hat in der Sparkassen-Finanzgruppe und darüber hinaus großen Einfluss. Die öffentlich-rechtlichen Institute, die der DSGV vertritt, kamen Ende 2021 zusammen auf ein Geschäftsvolumen von 3,3 Billionen Euro und beschäftigen 284.800 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Die Sparkassen sind damit die größte Finanzgruppe in Deutschland.
Auch der Hauptgeschäftsführer des Deutschen Landkreistags, Hans-Günter Henneke, moniert die Art und Weise der Festlegung. „Für die Zukunft stelle ich mir vor, dass es ein klar geregeltes und geordnetes Verfahren für die Wahl des DSGV-Präsidenten gibt“, sagte er. „Der Wahlvorschlag sollte vom DSGV-Präsidialausschuss oder von der Mitgliederversammlung kommen. In diesen Gremien sind alle – regionale Sparkassenverbände, Landesbanken, Kommunen und Sparkassen – vertreten.“
Henneke kündigte an, für Reuter zu stimmen. „Ich unterstütze den Vorschlag Reuter und werde ihn auch wählen.“ Zuvor hatte Henneke eine Verlängerung von Schleweis’ Amtszeit für zwei- bis zweieinhalb Jahre angeregt.
Markus Lewe
Der Präsident des Deutschen Städtetags kritisiert, dass die Vorentscheidung auf Ulrich Reuter als neuen DSGV-Präsidenten ohne ausreichende Berücksichtigung der Kommunen gefällt worden sei.
Bild: IMAGO/Metodi Popow
Zur bevorstehenden Wahl äußerte sich Lewe nicht. Aber er drängt ebenso auf eine klare Regelung: „Es ist mir sehr wichtig, dass wir ein Verfahren vereinbaren und einhalten, das der Bedeutung des Amtes entspricht, sowohl für die Sparkassen als auch deren Träger.“
Bei der Auswahl komme es auf klare Kriterien für mögliche Kandidatinnen und Kandidaten an. „Sie müssen in der Lage sein, die Zukunft der Sparkassengruppe in schwierigen Zeiten zu sichern.“ Stichworte seien zum Beispiel die Finanzierung der großen Transformationsvorhaben, wie Klimaschutz und Digitalisierung.
Die Sparkassen haben hinter den Kulissen seit Monaten um die Nachfolge von Schleweis gerungen. Die Amtszeit des heute 68-Jährigen, der seit 2018 an der DSGV-Spitze steht, endet mit Ablauf dieses Jahres. Innerhalb der Gruppe sind viele Funktionäre sauer, dass sich die Entscheidung über die wichtige Personalie so lange hingezogen hat.
Neben Reuter hatte Insidern zufolge auch Liane Buchholz, die Präsidentin des Sparkassenverbands Westfalen-Lippe, Interesse am DSGV-Chefposten bekundet. Sie wäre die erste Frau an der Spitze des Sparkassenverbands gewesen. Der Mitgliederversammlung stellt sich aber nun nur Reuter zur Wahl.
Reuter bezeichnete seine Nominierung als „großen Vertrauensvorschuss“. „Mein Dank dafür gilt den Kolleginnen und Kollegen aus den regionalen Sparkassenverbänden.“ Bis zur Mitgliederversammlung des DSGV werde er auch bei den weiteren wahlberechtigten Mitgliedern unseres Verbands persönlich um Zustimmung werben.
Der promovierte Jurist steht seit 2021 an der Spitze des bayerischen Sparkassenverbands. Davor war der 60-Jährige für die CSU 18 Jahre Landrat in Aschaffenburg und in dieser Funktion auch mehrere Jahre im Verwaltungsrat der Sparkasse Aschaffenburg-Alzenau.
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