Der Anteil der Barzahlungen nimmt 2021 weiter ab, allerdings mit weniger Tempo als zuvor. Der VZBV fürchtet, dass es zu Einschränkungen kommt.
Kartenzahlung
Der Umsatzanteil von Barzahlungen im Handel sinkt weiter. Noch aber zahlen die deutschen Verbraucher am liebsten mit Bargeld - gerade kleinere Beträge.
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Frankfurt Verbraucherschützer fordern, dass die Möglichkeit, mit Bargeld zu zahlen, gesetzlich verankert wird. Angesichts der abnehmenden Bargeldnutzung und zunehmender Kartenzahlungen gerate Bargeld zunehmend unter Druck. „Der Gesetzgeber muss sicherstellen, dass Bargeld im Handel weiterhin akzeptiert wird und Verbraucherinnen und Verbraucher leicht Zugang dazu haben“, sagte Dorothea Mohn, Leiterin Team Finanzmarkt beim Verbraucherzentrale Bundesverband.
„Das Gros der Verbraucher will das Bargeld immer noch als Wahlmöglichkeit haben“, sagte Mohn am Dienstag. Wenn aber weniger Bargeld genutzt werde, werde die Bargeldversorgung letztlich teuer, fürchtet Mohn.
Für den deutschen Einzelhandel ist die Bedeutung von Bargeld in den vergangenen Jahren deutlich gesunken. So stieg der Umsatzanteil von Kartenzahlungen an der Ladenkasse 2021 auf fast 59 Prozent. Im Vorjahr machten Kartenzahlungen 56 Prozent aus, wie das EHI Retail Institute, ein Forschungsinstitut des Handels, ermittelt hat.
Der Bargeldanteil ging entsprechend zurück und betrug knapp 39 Prozent, teilte das EHI am Dienstag mit. 2017 hatte Bargeld noch überwogen. 2018 wurde im Handel erstmals mehr Umsatz mit der Karte als mit Bargeld gemacht.
Der Trend zu mehr Kartenzahlungen und weniger Bargeldnutzung verfestigt sich, allerdings zuletzt mit weniger Tempo. Die Veränderung ist bereits seit einigen Jahren im Gang. Die Coronapandemie sorgte zeitweise für eine Beschleunigung. So baten viele Händler Kundinnen und Kunden darum, mit Karte statt in bar zu zahlen – was Mohn deutlich kritisierte.
Die jährliche EHI-Studie basiert auf Daten von Händlern. Das EHI befragte dafür zuletzt rund 300 Einzelhändler mit einem Gesamtumsatz von knapp 250 Milliarden Euro.
Die Erhebung verdeutlicht allerdings auch, dass das Zahlen mit Bargeld in Deutschland nach wie vor weit verbreitet ist – gerade bei kleineren Beträgen. So wurden 2021 immer noch 61 Prozent der Einkäufe in bar beglichen, ein Jahr zuvor waren es noch 66 Prozent. 2018 lag der Anteil bei 76 Prozent.
Darauf reagiert auch der Handel. Bei 90 Prozent der Lebensmittelhändler und Drogeriemärkte, die das EHI befragt hat, können Kunden Bargeld beim Einkauf abheben. Im Schnitt heben sie 95 Euro ab. Fast zehn Prozent der Einnahmen zahlen die Händler inzwischen auf diesem Wege wieder aus.
Grundsätzlich wollen die Verbraucherschützer erreichen, dass die Politik sich mehr bei der Regulierung des Zahlungsverkehrs einschaltet: „Deutschland sollte ein Konzept aus einem Guss entwickeln, wie der Zahlungsverkehr in Deutschland und Europa gestaltet werden soll“, so der VZBV. Auf dieser Grundlage könne man Richtungsentscheidungen auf europäischer Ebene prägen und notwendige Schritte in Deutschland in die Wege leiten.
Unter anderem will der VZBV, dass Banken und Sparkassen Echtzeitüberweisungen gratis anbieten. Damit Echtzeitzahlungen zum neuen Standard würden, dürften die sogenannten Instant Payments nicht mehr diskriminiert werden. Es sollte „keine höheren Entgelte als für klassische Überweisungen geben“.
Aus Mohns Sicht müsse die EU „sicherstellen, dass jede Bank Echtzeitüberweisungen zu angemessenen Entgelten anbietet und dabei Verbraucherschutzstandards gelten“. „Die EU sollte Zahlungslösungen fördern, die EU-weit universelles, grenzüberschreitendes Bezahlen zu günstigen Konditionen ermöglichen.“ Wichtige Voraussetzung dafür seien Echtzeitüberweisungen als Standard.
Bisher nutzen Verbraucherinnen und Verbraucher, aber auch Unternehmen Echtzeitzahlungen kaum. Seit Ende 2017 gibt es einen europaweiten Standard dafür. Echtzeit heißt dabei, dass der Betrag binnen zehn Sekunden auf dem Konto des Empfängers gutgeschrieben wird. Bei normalen Überweisungen dauert das meist einen Arbeitstag.
Zwar bieten die meisten Banken und Sparkassen in Deutschland solche Sofortüberweisungen an. Doch in der Regel muss dafür ein extra Entgelt gezahlt werden – häufig 50 Cent oder gar ein Euro. Vor allem deshalb werden Echtzeitzahlungen kaum genutzt.
Auch Europas Banken versuchen, auf Basis von Echtzeitzahlungen neue Lösungen im Zahlungsverkehr zu entwickeln – ursprünglich sogar ein neues Zahlungssystem, um die Abhängigkeit von den US-Konzernen Visa und Mastercard zu mindern.
Im Jahr 2020 hatten rund 30 Geldhäuser aus mehreren europäischen Ländern dafür die European Payment Initiative gegründet. Mehr als die Hälfe der Banken zog sich jedoch zurück, unter anderem die genossenschaftliche DZ Bank, die Commerzbank und die Hypo-Vereinsbank.
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