Aufgrund des Zinsanstiegs haben die Eigenanlagen der Sparkassen stark an Wert verloren. Nicht nur Banken in Bayern sind betroffen.
Ulrich Reuter
„Die zinsbedingten Abschreibungen auf unsere festverzinslichen Wertpapierbestände schlagen für das Jahr 2022 hart ins Kontor, sind aber verkraftbar“, sagt der Präsident des Sparkassenverbands Bayern.
Bild: IMAGO/Stephan Görlich
Frankfurt Die 61 bayerischen Sparkassen haben 2022 rund 1,6 Milliarden Euro auf Wertpapier-Eigenanlagen abgeschrieben. Damit steigen die gesamten Berichtigungen deutscher Sparkassen auf mindestens 4,6 Milliarden Euro.
„Die zinsbedingten Abschreibungen auf unsere festverzinslichen Wertpapierbestände schlagen für das Jahr 2022 hart ins Kontor, sind aber verkraftbar“, sagte Ulrich Reuter, Präsident des Sparkassenverbands Bayern, am Donnerstag bei der Vorlage von Jahreszahlen in München.
Hintergrund sind vor allem Abschreibungen auf festverzinsliche Papiere, die einen Großteil der Eigenanlagen ausmachen. Sie haben wegen des schnellen Zinsanstiegs stark an Wert verloren.
Laut Reuter halten die Sparkassen „nur Papiere mit höchster Bonität“, die sie ohne Probleme bis zur durchschnittlichen Endfälligkeit in zwei bis vier Jahren halten könnten. Dann würden aus den temporären Abschreibungen wieder Zuschreibungen.
Inzwischen werde aber erstmals eine Auflösung von Vorsorgereserven erforderlich. Für die bayerischen Sparkassen zeige sich deshalb jetzt, wie richtig es es gewesen sei, Erträge zu reinvestieren und das Eigenkapital aufzubauen, das jetzt benötigt werde.
Vor Bayern hatten bereits Sparkassen in anderen deutschen Regionen ihren Abschreibungsbedarf auf Wertpapiere offengelegt. Im Osten belief er sich auf 1,42 Milliarden Euro, in Westfalen-Lippe auf 668 Millionen Euro und in Baden-Württemberg auf 960 Millionen Euro.
Die Abschreibungen auf Eigenanlagen bei vielen kleinen Banken haben längst auch die Aufsicht alarmiert. Bafin-Chef Mark Branson sprach erst vor kurzem von „steigendem Stress, zumindest kurzfristig“.
Operativ lief es für die bayerischen Sparkassen im vergangenen Jahr gut. Der Zinsüberschuss stieg erstmals seit über 10 Jahren wieder kräftig, und zwar um 9,8% auf 3,4 Milliarden Euro. Bei den Provisionsüberschüssen ging es ebenso nach oben wie bei den Einlagen der Privatkunden. Letztere wuchsen aber nicht mehr ganz so stark wie in den Vorjahren.
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Nach Abzug der Korrekturen im Wertpapierbereich und der Risikovorsorge im Kreditbereich erwarten die bayerischen Sparkassen für das Geschäftsjahr 2022 ein Betriebsergebnis nach Bewertung von 772,5 Millionen Euro.
Profitieren konnten die Sparkassen dabei auch von Wertzuschreibungen bei Beteiligungen, etwa an der LBS und der BayernLB. Auf die Frage, ob letztere über einen Verkauf ihrer Direktbank-Tochter DKB nachdenken sollte, sagte Reuter, dass er derzeit keinen Bedarf für einen solchen Schritt sehe. Zumal das Umfeld derzeit nicht so sei, dass mit Banken große Erträge am Markt zu erzielen seien.
Reuter wird wahrscheinlich ab kommenden Jahr neuer Präsident des Deutschen Sparkassen- und Giroverbands (DSGV). Der Sparkassen-Sektor hat sich bereits auf ihn verständigt, die offizielle Wahl steht aber noch aus. Er folgt auf Helmut Schleweis, dessen Vertrag zum Jahresende ausläuft.
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