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03.01.2023

08:57

Europäische Zentralbank

EZB verdonnert Deutsche Bank zu mehr Eigenkapital

Von: Yasmin Osman

Die Bankenaufsicht reagiert auf das starke Engagement des Instituts im Geschäft mit Krediten an hochverschuldete Unternehmen. Auch eine andere Großbank ist betroffen.

Deutschlands größtes Kreditinstitut soll höhere Kapitalpuffer vorhalten. Konkrete Auswirkungen auf das Geschäft oder auf eine mögliche Dividende hat die Maßnahme der EZB aber nicht. dpa

Deutsche-Bank-Chef Christian Sewing

Deutschlands größtes Kreditinstitut soll höhere Kapitalpuffer vorhalten. Konkrete Auswirkungen auf das Geschäft oder auf eine mögliche Dividende hat die Maßnahme der EZB aber nicht.

Frankfurt Die Deutsche Bank muss ihr Geschäft in diesem Jahr mit mehr Eigenkapital unterlegen als im Vorjahr. Das hat die Bankenaufsicht der Europäischen Zentralbank (EZB) angeordnet, wie das Geldhaus mitteilte. Der individuelle Kapitalaufschlag für das Institut steigt dadurch insgesamt um 0,2 Prozentpunkte auf 2,7 Prozentpunkte. Die Anforderungen an die Commerzbank veränderten sich dagegen nicht.

„Der Anstieg ist auf die von der EZB neu eingeführte separate Bewertung der Risiken aus sogenannten Leveraged-Finance-Geschäften zurückzuführen“, erläuterte die Deutsche Bank in der Mitteilung. Gemeint ist das Geschäft mit Private-Equity-Gesellschaften, die Unternehmen in der Regel mit einem hohen Schuldenanteil übernehmen. Das macht solche Finanzierungen relativ riskant.

Die strengeren Vorgaben der EZB-Bankenaufsicht für solche Private-Equity-Finanzierungen hatten sich in den vergangenen Monaten bereits abgezeichnet. Die Bankenaufseher hatten mehrfach darauf hingewiesen, dass sie in diesem Geschäftsbereich hohe Risiken sehen, die große Geldhäuser aus ihrer Sicht unterschätzen.

Die Bankenaufseher hatten die Institute aufgefordert, dieses Geschäft zu reduzieren, und auch schon mit höheren Kapitalanforderungen gedroht. Solche Maßnahmen sind für Institute unangenehm, denn je mehr Aktionärskapital eine Bank für ihre Aktivitäten einsetzen muss, desto schwerer ist es für sie, eine hohe Rendite darauf zu erwirtschaften.

Banken müssen für ihr Geschäft unterschiedliche Kapitalquoten erfüllen. Am wichtigsten ist die sogenannte harte Kernkapitalquote, bei der nur Aktienkapital und einbehaltene Gewinne eines Instituts berücksichtigt werden. Rechnet man alle Anforderungen der Aufseher zusammen, dann benötigt die Deutsche Bank seit 1. Januar inklusive des höheren individuellen Puffers nun mindestens 10,55 Prozent an hartem Kernkapital.

Banken, die unter die von der Aufsicht geforderten Schwelle rutschen, müssten sich außerdem bei der Ausschüttung von Dividenden, Boni und Zinszahlungen auf bestimmte Anleihen beschränken. Davon ist das Geldhaus aber weit entfernt: Zuletzt lag die harte Kernkapitalquote bei 13,33 Prozent.

Höhere Anforderungen auch für BNP Paribas

Die Deutsche Bank ist nicht das einzige europäische Institut, das in diesem Jahr zu mehr Eigenkapital verdonnert wird: Bei der französischen Großbank BNP Paribas steigen die Anforderungen an hartes Kernkapital auf Konzernebene von 9,27 Prozent auf 9,56 Prozent. BNP Paribas ist ebenso wie die Deutsche Bank stark im Leveraged-Finance-Bereich engagiert.

Deutsche-Bank-Chef Christian Sewing hatte den harten Kurs der EZB im Leveraged-Finance-Geschäft zuletzt kritisiert. „Meiner Meinung nach brauchen wir bei der Deutschen Bank keine Aufsichtsbehörde, die uns sagt, wie wir reduzieren und was wir tun sollen“, hatte er Anfang Dezember auf einer Konferenz der „Financial Times“ gesagt. Die Bank habe ihr Kreditbuch „absolut im Griff“. 

Die Deutsche Bank hatte mit Blick auf die Hochrisikokredite bereits im November mitgeteilt, dass sie „aufgrund des aktuellen Marktumfelds das Geschäft mit Leveraged Debt Capital Markets (LDCM) bewusst gedrosselt“ habe.

Erstpublikation: 01.01.2022, 14:08 Uhr.

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