Die 13 verbleibenden Anteilseigner der EPI setzen online auf Echtzeitzahlungen und an der Ladenkasse auf QR-Codes. Ihnen bleibt nicht viel Zeit.
Bezahlen per Smartphone
Bezahl-Apps auf dem Smartphone werden künftig eine größere Rolle spielen. Auch die European Payment Initiative arbeitet an einer sogenannten Wallet-Lösung für Bezahldienste.
Bild: imago images/Shotshop
Bonn Eine Entscheidung über das abgespeckte Modell der European Payment Initiative (EPI) soll noch in diesem Monat fallen. Das sagte die Chefin der EPI-Interimsgesellschaft Martina Weimert auf der Fachkonferenz „EHI Payment“. „Jetzt sind wir in der Entscheidungsphase.“ Die verbleibenden 13 Anteilseigner müssten nun erklären, ob sie weitermachen wollten. „Im Mai finden diese entscheidenden Sitzungen statt.“
Die weiteren Planungen für „EPI 2.0“ sähen vor, dass man ab dem dritten Quartal nächsten Jahres nach und nach Angebote freischalte. Das werde sich über zwei Quartale ziehen, sagte Weimert. Dann werde man sehen, wie das Feedback vom Markt sei.
Laut Weimert geht es darum, eine sogenannte Wallet – am Smartphone wäre das eine spezielle App – zu bauen, über die Verbraucher verschiedene Bezahlangebote nutzen können. Dazu zählten Handy-zu-Handy-Zahlungen, Bezahlen beim Onlineshopping und an der Ladenkasse.
An der Ladenkasse soll das Bezahlen per QR-Code eine Rolle spielen. Bei Handy-zu-Handy-Zahlungen und im E-Commerce soll EPI auf Echtzeitzahlungen beruhen.
Ursprünglich wollte EPI weitaus mehr erreichen: ein neues Bezahlsystem etablieren samt einer extra Bezahlkarte, die die Karten in den jeweiligen Ländern ablösen sollte. In Deutschland wäre es dabei um die Girocard gegangen, besser bekannt unter ihrem alten Namen „EC-Karte“. Nun sollen die existierenden Karten in der EPI-Wallet hinterlegt werden können.
Mehr als die Hälfte der ursprünglich rund 30 EPI-Banken war Ende Februar ausgeschert. Aus Deutschland sind nun noch die Sparkassen-Finanzgruppe und die Deutsche Bank dabei. Die genossenschaftliche DZ Bank sowie die Commerzbank und die Hypo-Vereinsbank zogen sich zurück.
Die Schaffung eines eigenen Zahlungssystems hatte das Ziel, unabhängiger zu werden von mächtigen US-Konzernen wie Mastercard, Visa und Paypal. Über Mastercard und Visa laufen in einigen Ländern die nationalen Kartenzahlungen, sie ermöglichen zudem mit ihren Systemen das grenzüberschreitende Bezahlen in Europa. Der Onlinebezahldienst Paypal wächst aktuell in Deutschland deutlich.
Bis dahin wurde für EPI mit Kosten von 1,5 Milliarden Euro über mehrere Jahre geplant. Wie teuer der neue EPI-Ansatz wird, sagte Weimert nicht. Entscheidend wird nun, ob die Händler EPI 2.0 akzeptieren und in ihre bestehenden Angebote integrieren.
Joachim Schmalzl, Vorstand beim Deutschen Sparkassen- und Giroverband, betonte, dass er auch den neuen EPI-Ansatz sehr unterstütze. Die Umsetzung werde aber komplizierter als im ursprünglichen Modell.
Die Banken sind mit ihren Plänen spät dran, ihnen fehlt vor allem ein eigener schlagkräftiger Onlinebezahldienst. In Deutschland gewinnt Paypal so immer weiter an Bedeutung. Laut einer Erhebung des EHI Retail Institute, ein Forschungsinstitut des Handels, liegen Paypal und der traditionell beliebte Kauf auf Rechnung im E-Commerce mittlerweile gleichauf bei knapp über 28 Prozent.
>> Lesen Sie hier: Nach Maestro-Aus: Wie Sparkassen und Volksbanken Auslandszahlungen mit Girocards sicherstellen wollen
Auch Paypals Kundenzahl ist in Deutschland rasant gewachsen. Der US-Konzern zählte Ende 2021 rund 32 Millionen aktive Konten, ein Plus von zehn Prozent gegenüber dem Vorjahr. Seit Ende 2015 hat Paypal die Kundenzahl damit nahezu verdoppelt. Etwa 29 Millionen der Kunden sind Verbraucherinnen und Verbraucher, der Rest Händler.
Am drittbeliebtesten ist das Zahlen per Lastschrift mit einem Anteil von 17 Prozent – im Wesentlichen dank des Onlinehändlers Amazon. Laut EHI-Zahlungsexperte Horst Rüter erzielt Amazon ein Fünftel der E-Commerce-Umsätze und setzt vorrangig auf Lastschrift und Kreditkartenzahlung. Ohne Amazon hätte der Lastschrift-Anteil weniger als drei Prozent betragen. Für die Studie hat das EHI knapp 120 Onlinehändler mit einem Gesamtumsatz von 45 Milliarden Euro befragt.
Den Anteil von Kreditkartenzahlungen beziffert das EHI auf gut elf Prozent. In anderen Ländern spielen Kreditkarten eine deutlich größere Rolle beim Onlineshopping.
Der Kauf auf Raten lag 2021 bei nur zwei Prozent. Das ist wenig angesichts der Tatsache, dass das spätere Bezahlen im E-Commerce, im Fachjargon „Buy now, pay later“ (BNPL), als großes Wachstumsfeld in der Branche gilt.
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