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28.10.2021

11:42

European Payments Initiative

Europäische Banken vertagen Entscheidung über einheitliches Zahlungssystem

Von: Elisabeth Atzler, Andreas Kröner, Sandra Louven

Bei einem Treffen haben die beteiligten Institute keine Einigung über EPI und die dafür nötigen Investitionen erzielt. Widerstand gibt es vor allem aus Spanien.

Zahlungssystem EPI: Commerzbank und DZ Bank springen ab E+/Getty Images

Kontaktlose Kartenzahlung

Die europäische Banken ringen seit 2020 um den Aufbau eines eigene Bezahlsystems.

Frankfurt, Madrid Das Ringen um die Einführung eines neuen europäischen Zahlungssystems (EPI) zieht sich hin. Bei einem Treffen am vergangenen Dienstag konnten sich die an EPI beteiligten Geldhäuser nicht auf die Freigabe der benötigten Investitionen in Höhe von 1,5 Milliarden Euro verständigen, wie mehrere mit dem Thema vertraute Personen dem Handelsblatt sagten. Erforderlich für eine Umsetzung wäre die Zustimmung von rund 80 Prozent der Teilnehmer gewesen.

Ende November soll es nun ein weiteres Treffen geben. Dabei würden sich die Beteiligten Insidern zufolge damit zufriedengeben, wenn zwei Drittel grünes Licht geben und die für EPI notwendigen Investitionen stemmen. Bis dahin solle es noch mehrere bilaterale Gespräche mit den Banken geben, die bisher noch Vorbehalte haben. Dazu gehören neben den niederländischen Instituten vor allem die spanischen Geldhäuser, die bei verschiedenen Punkten noch Klärungsbedarf sehen.

An EPI sind 31 Banken und zwei Zahlungsdienstleister beteiligt. Ihr Ziel ist es, die europäische Finanzbranche durch den Aufbau eines einheitlichen Zahlungssystems unabhängiger von mächtigen US-Konzernen wie Mastercard, Visa und Paypal zu machen.

Ob die beteiligten Institute sich auf die Eckpunkte verständigen und die notwendigen Investitionen freigeben, ist allerdings offen. „Die Branche ist gerade dabei zu definieren, was das Geschäftsmodell wäre“, sagte José Antonio Álvarez, CEO der Großbank Santander, am Mittwoch. „Es geht auch darum, wie wir das, was wir derzeit haben, in diese potenzielle Initiative integrieren, falls es sie geben sollte.“

Konkret nannte Álvarez das Handy-zu-Handy-Bezahlsystem Bizum, das in Spanien bereits 17 Millionen Kunden besitzen und in dessen Aufbau die Geldhäuser viel Geld gesteckt haben. Diese Investitionen wollen die spanischen Banken nicht einfach abschreiben. EPI wiederum ist zurückhaltend, was die Integration von nationalen Systemen angeht, weil naturgemäß auch Geldhäuser aus anderen Ländern eigene Lösungen einbringen wollen.

„Es wird an allen Ecken und Enden gezogen“, sagt eine mit den Diskussionen vertraute Person. Sie ist wie andere Beteiligte zuversichtlich, dass es am Ende zu einer Einigung auf EPI kommen wird – in welcher Zusammensetzung auch immer. Das bei dem Treffen am 26. Oktober manche Beteiligte noch nicht zugestimmt haben, werten einige auch als Verhandlungstaktik.

Sparkassen und Deutsche Bank sind an Bord

Die spanische Großbank BBVA betonte, sie arbeite aktiv an EPI mit. Es gebe allerdings noch einige Punkte, an denen gearbeitet werden müsse. „Wir hoffen, dass dies in den kommenden Wochen zum Abschluss gebracht werden kann.“

Aus Spanien sind etwa ein Dutzend Geldhäuser bei der EPI-Interimsgesellschaft dabei, neben den Großbanken auch etliche kleine regionale Kreditinstitute. Aus Deutschland sind die Deutsche Bank, die Commerzbank, die DZ Bank und die Sparkassen mit von der Partie.

Die Sparkassen haben sich bereits klar positioniert. Sie wollen – vorausgesetzt, es gibt eine deutliche Beteiligung anderer Banken – rund 150 Millionen Euro für EPI bereitstellen.

Auch die Deutsche Bank stellt sich klar hinter EPI. Es sei aus europäischer Sicht wichtig, ein unabhängiges Zahlungssystem zu etablieren, erklärte das Institut. „Die Deutsche Bank ist daher der EPI-Zwischengesellschaft als Gründungsmitglied beigetreten, um diese gemeinsame Anstrengung zu unterstützen.“

Die französischen Banken gelten ebenfalls als EPI-Befürworter. Sie sind Finanzkreisen zufolge willens, die dafür nötigen Investitionen zu stemmen – wenn nötig auch mit einer kleineren Gruppe vom Mitstreitern als bisher anvisiert.

Zentralbanken moderieren

Durch die Einführung von EPI wollen die beteiligten Banken verhindern, dass die europäischen Zahlungssysteme von US-Unternehmen wie Mastercard oder Visa dominiert werden. Mastercard hat gerade erst angekündigt, das Maestro-System, das für grenzüberschreitende Kartenzahlungen in Europa genutzt wird, auslaufen zu lassen. Einige Geldhäuser betrachten diesen Beschluss als Beleg dafür, dass man sich dringend von Mastercard lösen müsse.

Die Zentralbanken treten bei den Gesprächen als Moderator auf. Auch einige Politiker setzen sich für ein Gelingen des Vorhabens ein, weil sie EPI als wichtiges Projekt ansehen, um den europäischen Finanzmarkt zu stärken und die Abhängigkeit von ausländischen Anbietern zu reduzieren.

Die bisherigen EPI-Pläne sehen vor, dass es neben einer physischen Bezahlkarte, die zumindest EPI-kompatibel ist, eine digitale Geldbörse – im Fachjargon Wallet – mit digitalisierten Bezahlkarten gibt. Zudem soll EPI Onlinezahlungen sowie Handy-zu-Handy-Zahlungen ermöglichen und so auch dem Onlinebezahldienst Paypal etwas entgegensetzen. Das neue Zahlungssystem soll auf Echtzeitzahlungen basieren.

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