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23.02.2022

18:41

European Payments Initiative

Zahlungsprojekt EPI vor dem Aus: Sparkassen greifen Genossenschaftsbanken nach deren Absage an

Von: Elisabeth Atzler, Andreas Kröner

Die Sparkassen werfen den Volks- und Raiffeisenanken vor, beim Aufbau eines europäischen Zahlungssystems keine Verantwortung zu übernehmen – und haben selbst Zweifel.

Zahlungsprojekt EPI vor dem Aus: Selbst Sparkassen haben Zweifel picture-alliance / ZB

Volksbank und Sparkasse

Im Ringen um den Aufbau eines europäischen Zahlungssystems, EPI, gibt es Streit. Sparkassen gehen die Genossenschaftsbanken an.

Frankfurt Der Ausstieg der genossenschaftlichen DZ Bank aus dem Projekt zum Aufbau eines europäischen Zahlungssystems, kurz EPI, sorgt für Frust bei den deutschen Sparkassen. Ihr Lobbyverband DSGV griff am Mittwoch die Genossenschaftsbanken nach ihrer EPI-Absage an – ohne sie dabei explizit beim Namen zu nennen.

„Wir sehen die wichtigsten Anbieter im deutschen Markt in der Verantwortung, ihren Beitrag zu leisten, damit ein gemeinsames europäisches Angebot erfolgreich starten kann“, teilte der DSGV am Mittwoch mit. Für einen Erfolg von EPI komme Deutschland als größter Volkswirtschaft in Europa eine besondere Bedeutung zu.

Marktführer auf dem deutschen Bankenmarkt sind die Sparkassen gefolgt von den Genossenschaftsbanken. Die Commerzbank hatte sich bereits bei der European Payments Initiative (EPI) zurückgezogen, am Mittwoch erklärte auch die Hypo-Vereinsbank (HVB), dass sie ausscheidet. Die Deutsche Bank äußerte sich nicht.

Dass die HVB bei EPI nicht mitmacht, war für Beteiligte schon lange klar. Auch den Rückzug der Commerzbank hielten viele wegen ihrer überschaubaren Kundenzahl für verkraftbar. Bei den Genossenschaftsbanken, die für ein Drittel des deutschen Bankenmarkts stehen, ist es jedoch anders.

Der Deutsche Sparkassen- und Giroverband (DSGV) betonte, dass die Sparkassen-Finanzgruppe von Beginn an die Initiative für den Aufbau eines gemeinsamen europäischen Zahlungsverkehrssystems unterstützt habe und nach wie vor dazu bereit sei. „An uns wird dieses wichtige Projekt nicht scheitern.“

Dennoch gibt es Anzeichen dafür, dass sich auch die Sparkassen zurückziehen. In den nächsten Tagen stehen Insidern zufolge mehrere interne Sitzungen an.

DSGV lässt mittlerweile Zweifel an EPI durchklingen: „Wenn sich allerdings andere notwendige Mitwirkende nicht zur Beteiligung entschließen können, werden die Sparkassen ihren Kundinnen und Kunden andere innovative Angebote unterbreiten“, erklärte er jetzt.

Am Dienstagabend hatte das Handelsblatt darüber berichtet, dass die DZ Bank, das Spitzeninstitut der Volks- und Raiffeisenbanken, ihre Teilnahme bei dem Prestigeprojekt endgültig absagt. Der Bundesverband der Volks- und Raiffeisenbanken (BVR) erklärte dazu, dass die Teilnahme der DZ Bank auf Basis des letzten Vorschlags der EPI-Interimsgesellschaft nicht möglich sei.

Nach dem Ausscheiden verschiedener Gesellschafter der Interimsgesellschaft habe die genossenschaftliche Finanzgruppe in den letzten Monaten zudem intensiv daran mitgewirkt, „eine Lösung zu finden, die die Kundeninteressen und funktionale Mehrwerte mit einem hohen Verbreitungsniveau in Einklang bringen und den beteiligten Banken ein betriebswirtschaftlich tragfähiges Lösungsangebot ermöglichen sollte“.

Für EPI wurde mit Investitionen von 1,5 Milliarden Euro gerechnet

Mit dem Rückzug der Genossen ist höchst ungewiss, ob EPI überhaupt fortgesetzt wird. Eine Grundsatzentscheidung dazu könnte Beteiligten zufolge bis Freitag fallen.

Die Sparkassen spielen eine herausgehobene Rolle bei der Initiative. DSGV-Vorstand Joachim Schmalzl ist Aufsichtsratschef der EPI-Interimsgesellschaft, die den eigentlichen Aufbau eines Zahlungssystems vorbereiten soll.

EPI wurde 2020 von mehreren Großbanken gegründet. Ziel war die Schaffung eines eigenen Zahlungssystems, um unabhängiger von mächtigen US-Konzernen wie Mastercard, Visa und Paypal zu werden. Bis 2026 kalkulieren die Beteiligten dafür mit Investitionen von rund 1,5 Milliarden Euro. Von den Sparkassen ist bekannt, dass ihre Gremien dafür bereits 150 Millionen Euro freigegeben haben.

An der EPI-Interimsgesellschaft sind 31 Banken und zwei Zahlungsdienstleister beteiligt. Viele der Institute haben sich inzwischen jedoch abgewendet – unter anderem mehrere spanische Geldhäuser. Die italienischen Banken sind unmittelbar gar nicht dabei. Auch Geldhäuser aus Spanien und den Niederlanden lehnen EPI ab.

Der Streit um EPI könnte für nachhaltige Verstimmung im deutschen Bankensektor sorgen. Das ist auch deshalb bedeutsam, weil die Sparkassen und Genossenschaften bei anderen Projekten kooperieren, gerade auch im Zahlungsverkehr.

Die Geldhäuser arbeiten seit Längerem unter dem Stichwort „#DK“ daran, ihre verschiedenen nationalen Bezahlangebote zu bündeln. Dabei geht es um die Girocard (besser bekannt unter ihrem alten Namen „EC-Karte“), die – wenig erfolgreichen – Onlinebezahlverfahren Giropay und Paydirekt und das Handy-zu-Handy-Bezahlangebot Kwitt.

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