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27.01.2020

18:13

Finanz-Start-up

Smartphonebank N26 meldet 250.000 Kunden in den USA

Von: Katharina Schneider

N26 verkündet sechs Monate nach dem US-Start eine hohe Zahl an Neukunden – doch die amerikanischen Konkurrenten sind längst viel größer.

N26: Deutsches Finanz-Start-up meldet 250.000 Kunden in den USA N26

N26

Die Smartphonebank aus Berlin startete im Sommer 2019 ihr US-Geschäft.

Frankfurt Den Sprung in die USA haben bislang erst wenige deutsche Finanz-Start-ups gewagt. Die Smartphonebank N26 ist dort seit Juli 2019 aktiv. Wie das Handelsblatt von dem Unternehmen erfuhr, zählt die US-Tochter aktuell 250.000 Kunden. Im Vergleich zu den Anfängen in Europa klingt das nach einem schnellen Wachstum, doch die amerikanischen Konkurrenten sind schon weit voraus.

Vor genau fünf Jahren, im Januar 2015, hat das Berliner Start-up N26 seine Banking-App mit Girokonto an den deutschen und österreichischen Markt gebracht. Inzwischen ist das Unternehmen in 26 Märkten aktiv und zählt nach jüngsten Angaben weltweit „mehr als fünf Millionen Kunden“.

Laut einem Unternehmenssprecher sind damit Personen gemeint, die „den Anmeldeprozess erfolgreich durchschritten“ und ein Konto eröffnet haben. Wer wieder gekündigt hat, werde nicht mitgezählt. Wie viele dieser Kunden das Konto auch aktiv nutzen, lässt N26 offen. Immerhin: Insidern zufolge soll der Anteil der Premium-Nutzer, die monatlich eine fixe Kontogebühr zahlen, je nach Markt bei bis zu 30 Prozent liegen.

Den Start in den USA hatte N26 bereits am 11. Juli 2019 verkündet. Für jedermann verfügbar ist das Angebot nach Angaben des Unternehmens aber erst seit dem 22. August. Bis dahin wurden nur Konten für Personen eröffnet, die sich zuvor auf einer Warteliste eingetragen hatten - das sollen mehr als 100.000 gewesen sein. N26 wertet das Datum im August als offiziellen Markteintritt in den USA und spricht deshalb von einer fünfmonatigen Aktivität in den Staaten, wenngleich seit den ersten Kontoeröffnungen wohl eigentlich sechs Monate vergangenen sind.

Die Wachstumsgeschwindigkeit in Europa lässt sich nur schwer mit der in den USA vergleichen. Ein knappes Jahr nach dem Marktstart in Deutschland und Österreich, expandierte N26 im Dezember 2015 in sechs weitere Länder, darunter Frankreich, Spanien und Italien. Nach zwölf Monaten meldete N26 in Europa 100.000 Kunden. In Europa lag der Zuwachs also bei durchschnittlich 8.333 Kunden pro Monat, in den USA sind es nun 41.666 pro Monat.

Auch, wenn man bedenkt, dass Deutschland und Österreich zusammen rund 92 Millionen Einwohner haben, die USA dagegen rund 330 Millionen, geht es in den USA wohl etwas zügiger voran als damals auf dem Heimatmarkt – wobei unklar ist, welchen Anteil die sechs weiteren EU-Länder kurz vor Herausgabe der Zahl hatten.

Ausruhen kann sich das junge Unternehmen auf der Zahl so oder so nicht. Der US-Konkurrent Chime meldete im vergangenen Dezember bereits rund 6,5 Millionen Kunden in den USA. Auch Aspiration, ein Anbieter mit Fokus auf Nachhaltigkeit meldete im vergangenen Sommer 1,5 Millionen Kunden.

Zudem hat auch der britische Konkurrent Revolut die Expansion in die USA angekündigt, bislang befindet sich das Unternehmen aber noch in der sogenannten Betaphase, in der sich Interessenten auf eine Warteliste eintragen lassen können.

Das Angebot von N26 in den USA ähnelt dem in Deutschland. Über eine App können die Nutzer ihre Bankgeschäfte abwickeln und bekommen eine kostenlose Visa-Karte. Als amerikanische Besonderheit bietet N26 – wie Chime – eine bis zu zwei Tage frühere Auszahlung von Löhnen, was durch sogenannte Direktüberweisungen ermöglicht werde.

Eine Banklizenz hat N26 in den USA noch nicht. Stattdessen werden die Konten von der Axos Bank bereitgestellt. Auch in Deutschland hatte N26 zunächst mit Wirecard als Dienstleisterbank im Hintergrund agiert und erst im Sommer 2016 eine eigene Banklizenz von der deutschen Finanzaufsicht Bafin erhalten.

„Unglaublich stolz“

Nicolas Kopp, Geschäftsführer der US-Tochter zeigte sich über den bisherigen Erfolg „unglaublich stolz“, und sagte: „Wir haben noch viel vor. Wir wollen Millionen von Bankkunden ein einfaches und intuitives Banking-Erlebnis anbieten.“

Co-Gründer Valentin Stalf sagte in der vergangenen Woche der Nachrichtenagentur Reuters: „Langfristig wollen wir 100 Millionen Kunden weltweit erreichen.“ Einer der wichtigsten Wachstumsmärkte sei Deutschland. Aber auch in Frankreich laufe es sehr gut, ebenso in Österreich.

„In Italien und Spanien haben wir die Chance, ähnlich stark zu wachsen“, so Stalf. „In Großbritannien beobachten wir – wie alle anderen Unternehmen – gespannt den Brexit und bewerten laufend, welche Implikationen dieser auf die Bankenwelt haben wird.“ Voraussichtlich im kommenden Jahr sei der Markteintritt in Brasilien geplant. Auch dort gibt es mit der Nubank bereits einen starken Konkurrenten.

Im Januar vergangenen Jahres war N26 zum wertvollsten deutschen Finanz-Start-up aufgestiegen, nachdem Investoren rund 260 Millionen Euro in die Firma gesteckt und diese mit 2,3 Milliarden Euro bewertet hatten. Im vergangenen Juli hatte es weitere rund 152 Millionen Euro von Investoren erhalten und wurde mit 3,1 Milliarden Euro bewertet. Damit erreichte das Unternehmen den Status eines „Einhorns“ – so werden Unternehmen bezeichnet, die mit mindestens einer Milliarde Euro bewertet werden.

Auch die Negativmeldungen häuften sich 2019: Betrüger sollen Hunderte Konten von N26 für Geldwäsche genutzt haben, die Finanzaufsicht Bafin rügte öffentlich die Geldwäsche-Kontrolle der Smartphone-Bank, und die Berliner Datenschutzbeauftragte Maja Smoltczyk verhängte gegen die Bank eine Geldbuße in Höhe von 50.000 Euro wegen Verstößen gegen die Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO).

N26 hatte sich angesichts der Vorwürfe stets verteidigt und betont, dass sie im Austausch mit den Behörden stehe und die Zahl ihrer Mitarbeiter steigere. Inzwischen sollen es weltweit 1.500 Mitarbeiter sein.

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