Die Geschäftsführerin der Finanzagentur verlängert ihren auslaufenden Vertrag nicht. Ob sie als Aufsichtsrätin bei der Commerzbank weitermacht, ist offen.
Jutta Dönges
Die Managerin verlässt die Finanzagentur des Bundes zum 31. Oktober.
Bild: Deutsche Finanzagentur
Frankfurt Deutschlands oberste Firmenretterin hört auf. Jutta Dönges wird ihren auslaufenden Vertrag als Geschäftsführerin der Finanzagentur des Bundes nicht verlängern und Ende Oktober ausscheiden, wie eine Sprecherin der Behörde am Dienstag erklärte.
Dönges ist bei der Finanzagentur unter anderem für den Wirtschaftsstabilisierungsfonds (WSF) zuständig, der in der Coronakrise Unternehmen wie die Lufthansa und den Tourismuskonzern Tui vor dem Aus rettete. Zudem kümmert sich die 49-jährige Hanauerin um die Beteiligung an der Commerzbank, die der Staat seit der Rettung des Instituts in der Finanzkrise 2008 hält.
Bei der Commerzbank sitzt Dönges auch im Aufsichtsrat und bestimmt von dort die Geschicke von Deutschlands zweitgrößter Privatbank maßgeblich mit. Nach wenigen Wochen im Amt musste sie 2020 zunächst einen Nachfolger für den zurückgetretenen Chefkontrolleur Stefan Schmittmann suchen, 2021 dann für den krankheitsbedingt abgetretenen Hans-Jörg Vetter.
Der damalige Finanzminister Olaf Scholz (SPD) hatte Dönges und den langjährigen KfW-Manager Frank Czichowski 2020 als Vertreter des Bundes in den Commerzbank-Aufsichtsrat entsendet, um dort für neue Impulse zu sorgen. Ob Dönges nach dem Ablauf ihres Mandates im Mai 2023 weiter machen wird, ist Finanzkreisen zufolge offen.
Die Entscheidung darüber liegt beim heutigen Finanzminister Christian Lindner (FDP). Wenn Dönges nach ihrem Ausscheiden bei der Finanzagentur nicht weitermacht, wovon in der Commerzbank einige ausgehen, könnte Lindner dort eine eigene Kandidatin platzieren.
Das Finanzministerium erklärte, die vom Bund vorgeschlagenen Vertreter für den Commerzbank-Aufsichtsrat würden beim Aktionärstreffen im Mai 2023 gewählt. „Über die Vorschläge des Bundes an die nächste Hauptversammlung wird rechtzeitig entschieden.“
Dönges hat in Mannheim Wirtschaftsingenieurwesen studiert und später in Frankfurt promoviert. Sie begann ihre Karriere als Investmentbankerin bei Goldman Sachs und arbeitete später dann drei Jahre für die deutsche Tochter der schwedischen SEB Bank.
2015 wechselte sie die Seiten und heuerte bei der obersten Bankenabwicklungsbehörde FMSA an. 2018 wurde die FMSA in die Finanzagentur integriert. Diese ist neben der Verwaltung von Staatsbeteiligungen auch für das Schuldenmanagement und die Kreditaufnahme des Bundes zuständig.
Nach acht Jahren im Staatsdienst will Dönges nun offenbar nochmal etwas Neues machen, wie zuerst die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ berichtet hatte. Dabei dürfte auch eine Rolle spielen, dass der im März 2020 zur Bekämpfung der wirtschaftlichen Folgen der Coronapandemie ins Leben gerufene WSF den Großteil seiner Arbeit erledigt hat. Seit Ende April können Unternehmen dort keine Hilfen mehr beantragen.
Bereits seit Sommer 2022 sitzt Dönges im Aufsichtsrat des kanadisch-deutschen Unternehmens Rock Tech Lithium. Es will Mercedes und dessen Partnern ab 2026 jährlich bis zu 10.000 Tonnen Lithiumhydroxid liefern, ein zentrales Material für die Produktion von Lithium-Ionen-Batterien für Elektroautos.
Bei diesem Engagement handelt es sich jedoch nicht um einen Vollzeitjob. Es ist deshalb davon auszugehen, dass Dönges nach dem Ablauf ihrer sechsmonatigen Abkühlphase anderswo noch eine operative Führungsposition übernimmt.
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