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21.03.2019

17:06

Finanzbranche

Investoren drücken bei Fusion von Deutscher Bank und Commerzbank aufs Tempo

Von: Michael Maisch

Einigen Investoren dauern die Verhandlungen zu lang. Die Banken sollen so schnell wie möglich eine Grundsatzentscheidung über eine Fusion treffen.

Finanzexperten sehen den Zusammenschluss der beiden Banken kritisch. AFP

Deutsche Bank und Commerzbank

Finanzexperten sehen den Zusammenschluss der beiden Banken kritisch.

Frankfurt Vier bis sechs Wochen haben sich die Chefs von Deutscher Bank und Commerzbank Zeit gegeben, um eine Grundsatzentscheidung zu treffen, ob sie die beiden Geldhäuser in eine Fusion führen wollen. Doch einigen Investoren der Bank ist das zu lang. „Jede Woche zählt, weder Kunden noch wichtige Mitarbeiter haben Verständnis für eine lange Verhandlungsphase“, heißt es bei einem Anteilseigner.

„Je länger die Verhandlungen dauern, desto größer die Probleme, wenn sie scheitern“, warnt ein anderer. Die Unsicherheit schade beiden Instituten. In Bankenkreisen heißt es dagegen, eine Entscheidung mit einer derartigen Tragweite müsse sorgfältig geprüft werden.

Am Donnerstag trafen sich die Aufsichtsräte von Deutscher Bank und Commerzbank zu getrennten Sitzungen, die bereits vor Wochen anberaumt worden waren. Deutsche-Bank-Chef Christian Sewing habe die Aufsichtsräte über den Stand der Gespräche mit dem kleineren Konkurrenten informiert, hieß es kurz nach Ende der Sitzung am frühen Abend.

Sewing gilt mittlerweile als vorsichtiger Optimist, was die Übernahme des kleineren Frankfurter Nachbarn angeht, weil daraus ein Institut mit deutlich niedrigeren Kosten, spürbar höherem Marktanteil in Deutschland und auskömmlicheren Finanzierungsbedingungen entstehen könnte. Allerdings gebe es noch immer viele Details, an denen der Deal scheitern könnte, heißt es in Finanzkreisen.

Zudem hätte Sewing vor der Aufnahme offizieller Verhandlungen gerne noch die Integration der Bonner Tochter Postbank abgeschlossen. In der Aufsichtsratssitzung habe er betont, dass vor einer Entscheidung noch eine Reihe von Fakten geprüft werden müssten, heißt es. Commerzbank-Chef Martin Zielke gilt schon seit Längerem als offen für einen Deal mit der Deutschen Bank.

Grafik

Die Arbeitnehmerseite hat sich bereits deutlich gegen eine Fusion positioniert, weil sie voraussichtlich mehrere Zehntausend Arbeitsplätze kosten würde. Auch drei der fünf größten Investoren der Deutschen Bank sehen den Deal nach wie vor kritisch, weil sie fürchten, dass die Risiken der Fusion größer sind als der erhoffte Nutzen.

In der Branche stoßen die Fusionspläne allgemein allerdings auf große Skepsis. Das Forschungsinstitut ZEW hat 174 Finanzexperten befragt: Das Ergebnis: Lediglich gut 15 Prozent der Fachleute stimmen der Aussage zu, dass die Fusion gut für das deutsche Finanzsystem wäre. Dagegen stimmen knapp 65 Prozent dieser Aussage nicht zu.

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Die Geldhäuser sondieren offiziell einen Zusammenschluss. Von Gewerkschaften gibt es Kritik. Sie fürchten den Wegfall von rund 30.000 Stellen.

Zwei Faktoren erklären dieses Ergebnis. Zum einen glaubt eine Mehrheit der Finanzmarktexperten, dass durch eine Zusammenlegung keine nennenswerten Größenvorteile entstehen, die eine erhöhte Wettbewerbsfähigkeit der neuen Großbank zur Folge hätte. Knapp 55 Prozent stimmen der Aussage nicht zu, dass die neue Bank international konkurrenzfähiger wäre als die beiden Einzelinstitute.

Zum anderen befürchten fast 80 Prozent der Umfrageteilnehmer einen Anstieg der Risiken für die Stabilität des Finanzsystems, sollte es zur Fusion kommen. Diese Bedenken bedeuten allerdings kein kategorisches Nein, denn etwas mehr als die Hälfte der Experten zeigt sich überzeugt, dass die deutsche Wirtschaft eine deutsche Großbank von globalem Format benötigt.

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