Das Unternehmen will Start-ups und Wagniskapitalgeber ermöglichen, ihr Kapital über mehrere Bankanbieter zu streuen. Dazu gehören sollen Neobanken und traditionelle Institute.
Jessica Holzbach, Mitgründerin und CEO von Pile
Das Fintech hat sein Geschäftsmodell komplett geändert.
Bild: Pile
Frankfurt Die Pleite der US-amerikanischen Silicon Valley Bank hat die Start-up-Szene in einen Schockzustand versetzt – zumindest kurzfristig. Unternehmen gerieten unter Druck, weil sie nach der Schließung ihrer Hausbank Sorge hatten, keine Gehälter mehr zahlen zu können. Die große Kritik von außen war: die fehlende Streuung des Geldes der Start-ups auf mehrere Banken.
Diese Chance will nun das Berliner Fintech Pile nutzen. Das Unternehmen bietet künftig eine Treasury-Lösung an, die es Start-ups und Wagniskapitalgebern ermöglichen soll, ihr Kapital über mehrere Bankanbieter zu streuen. Dazu sollen Neobanken ebenso gehören wie traditionelle Institute, die nach eigenen Angaben „zu groß sind, um zu scheitern“.
Treasury-Management sei wichtiger denn je, sagte CEO Jessica Holzbach, die das Unternehmen gemeinsam mit Balazs Deme und Benedetta Ludovisi gegründet hat. „Immer mehr Start-ups suchen aktiv nach finanzieller Beratung und Unterstützung beim Cash-Management“, so Holzbach weiter.
Dabei überrascht der Schritt durchaus: Pile wurde im April des vergangenen Jahres mit der Mission gegründet, dezentrale Finanzprodukte (Defi) massentauglich zu machen. Konkret wollte Pile demnach der Lieferant dafür sein, wenn etwa andere Fintechs ihren Kunden Defi-Produkte anbieten wollten.
Dieses Ziel wird nun nach eigenen Angaben nicht weiter verfolgt. Stattdessen widmet sich das Fintech der Verwaltung von Kapital. Zielgruppe sind neben Start-ups, die sich in frühen Wachstumsstadien befinden, nun auch Wagniskapitalgeber aus Europa.
Über Pile können Kunden auf einer Plattform gebündelt Konten bei verschiedenen Banken eröffnen und verwalten. Zu Beginn muss der Kunde anhand von Best-Practice-Beispielen allerdings selbst entscheiden, wie er sein Kapital anlegt.
„Finanzberatung durch Pile wird es zunächst nicht geben, da es dafür bestimmte Lizenzen braucht“, teilte eine Sprecherin mit. Dieser Schritt sei allerdings zukünftig geplant. Das Fintech empfiehlt jedoch, sein Kapital auf mindestens zwei Konten zu verteilen.
Dabei erhalten die Kunden je nach ausgewähltem Bankpartner auch Zinsen auf ihr Guthaben in Form von Tages- oder Festgeld. Einlagen sollen bis zu einem Betrag von 100.000 Euro geschützt sein.
Mit welchen Banken Pile zusammenarbeitet, wollte das Unternehmen nicht mitteilen. Lediglich, dass es mit dem Banking-as-a-Service-Anbieter Swan kooperiert.
Geld verdient Pile über Gebühren, die es von den Banken für vermittelte Geldeinlagen erhält. Zudem müssen Start-ups und Wagniskapitalgeber zehn Euro Gebühr pro Monat entrichten, sollte ihr eingebrachtes Gesamtkapital unter 500.000 Euro liegen.
Das Berliner Fintech hat nach eigenen Angaben bereits 20 Kunden, alle anderen Unternehmen müssen sich noch etwas gedulden. Aktuell gibt es eine Warteliste, auf der eine „zweistellige Anzahl an Start-ups und VCs“ steht. Kommende Woche soll die Beta-Phase nach eigenen Angaben aber abgeschlossen sein, und das Unternehmen will weitere Kunden auf die Plattform bringen.
Pile hat zuletzt im vergangenen Juni 2,8 Millionen Euro an frischem Kapital eingesammelt. Zu den Investoren zählen unter anderem N26-Gründer Maximilian Tayenthal von N26 und der Fußballprofi Mario Götze. Für dieses Jahr ist nach eigenen Angaben keine Finanzierungsrunde geplant. „Pile hat noch mindestens ein bis zwei Jahre Runway“, so die Sprecherin.
Mehr zum Thema: Was Gründer aus der Pleite der Silicon Valley Bank lernen können.
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