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12.03.2019

17:27

Finanzsektor

Gewerkschaften lehnen Fusion von Deutscher Bank und Commerzbank ab

Von: Yasmin Osman

Es sei nicht erkennbar, was die beiden Banken zusammen besser lösen könnten als jedes Institut für sich allein, kritisiert etwa die Gewerkschaft DBV.

Die Deutsche Bank und die Commerzbank haben informelle Gespräche über eine mögliche Fusion begonnen. Reuters

Deutsche Bank und Commerzbank

Die Deutsche Bank und die Commerzbank haben informelle Gespräche über eine mögliche Fusion begonnen.

Frankfurt Ein paar wenige Worte von Bundesfinanzminister Olaf Scholz (SPD) haben neuen Schwung in die Debatte um eine Fusion von Deutscher Bank und Commerzbank gebracht. Scholz hatte am Rande eines Treffens der Euro-Finanzminister erstmals öffentlich bestätigt, dass beide Institute die Lage ausloten würden.

„Es gibt Beratungen über die Situation, wie sie ist“, so Scholz. Nun wollen die Grünen die Gespräche am Mittwoch zum Thema im Finanzausschuss machen, wie deren finanzpolitische Sprecherin, Lisa Paus, mitteilte. Und auch die Gewerkschaften brachten sich in Stellung.

„Wir stehen einer möglichen Fusion, die aus unserer Sicht weiterhin höchst hypothetisch ist, kritisch gegenüber“, schreibt Verdi-Gewerkschaftssekretär Jan Duscheck in einer E-Mail, über die auch die Nachrichtenagentur Reuters berichtet hatte. Ähnlich äußerte sich ein Sprecher der kleineren Gewerkschaft DBV: „Wir können nicht erkennen, was die beiden Banken zusammen besser lösen könnten als jedes Institut für sich allein.“

Durch eine Fusion entstünde selbst im europäischen Markt ein immer noch nicht wirklich großes Finanzinstitut, argumentiert Gewerkschafter Duscheck, der auch im Aufsichtsrat der Deutschen Bank sitzt. Ein fusioniertes Institut werde aber deutlich attraktiver für eine feindliche Übernahme, etwa aus Frankreich. „Beide Banken können bereits jetzt alle – auch die globalen beziehungsweise internationalen – Anforderungen der deutschen Wirtschaft erfüllen.“

Kritische Fragen im Aufsichtsrat

Beide Gewerkschaften hatten sich bereits zuvor kritisch über eine Fusion geäußert. Verdi geht davon aus, dass „mindestens 10 000 weitere Arbeitsplätze akut gefährdet wären – zuzüglich der darüber hinaus perspektivisch wegfallenden Arbeitsplätze, weil die Fusion die an das neue Institut gestellten Wachstumserwartungen aus heutiger Sicht nicht erfüllen wird“.

Das sind noch vorsichtige Schätzungen. Investoren taxieren den drohenden Stellenabbau eher auf 30 000 Jobs oder mehr. Nach dem Vorstoß von Finanzminister Scholz dürfen sich die Institute auf kritische Fragen auf ihren Aufsichtsratssitzungen am kommenden Donnerstag einstellen.

Die Befürworter einer Fusion verweisen auf die Möglichkeit, die Kosten zu senken oder große IT-Investitionen nur einmal für eine entsprechend größere Bank zu tätigen. Aus Sicht von Duscheck sollten beide Banken erst einmal ihre IT „auf Vordermann bringen“. Die Schaffung einer neuen IT-Infrastruktur könne beide Banken „finanziell und strukturell“ überfordern.

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Die Gewerkschaften stehen mit ihrer Skepsis nicht allein. Auch die Oppositionsparteien bleiben kritisch. Eine Fusion sei falsch und werde wenig zur Lösung der Probleme der Institute beitragen, warnt Grünen-Politikerin Paus. „Mit einem solchen Zusammenschluss von Commerzbank und Deutscher Bank schafft sich Deutschland stattdessen einen neuen kranken Bankriesen, der zu groß zum Scheitern ist“, warnt sie.

Ähnlich hatte vor Kurzem der FDP-Finanzexperte Otto Fricke argumentiert. Er hatte sich außerdem dafür ausgesprochen, eine europäische Fusion zu prüfen.

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