Handelsblatt App
Jetzt 4 Wochen für 1 € Alle Inhalte in einer App
Anzeigen Öffnen
MenüZurück
Wird geladen.

30.01.2023

15:42

Finanzsektor

Investments in Immobilien als Risiko? Finanzaufsicht untersucht einige kleine Kreditinstitute genauer

Von: Elisabeth Atzler

Die Bafin prüft acht Geldhäuser mit Immobilienbesitz. Viele Genossenschaftsbanken und Sparkassen haben in den vergangenen Jahren vermehrt in Gebäude investiert.

Die Finanzaufsicht Bafin nimmt einige Kreditinstitute mit eigenem Immobilienbesitz genauer unter die Lupe. dpa

Wohnungsbau

Die Finanzaufsicht Bafin nimmt einige Kreditinstitute mit eigenem Immobilienbesitz genauer unter die Lupe.

Frankfurt Die Finanzaufsicht Bafin untersucht die Immobilieninvestments von acht kleineren Kreditinstituten genauer, teils in Form sogenannter Sonderprüfungen. Die Aufsichtsbehörde will sich nach eigenen Angaben einen „detaillierteren Überblick über den Immobilienbesitz von Kreditinstituten machen – und eruieren, ob hieraus Stabilitätsrisiken für die Institute entstehen könnten“. Sie führe unter anderem Prüfungen nach Paragraf 44 Kreditwesengesetz durch.

„Die Prüfungen begannen bereits im Oktober 2022 und werden in der ersten Jahreshälfte 2023 fortgesetzt und – aufgrund der bisherigen Erkenntnisse – intensiviert“, teilte die Bafin am Montag mit. Im Fokus stehe die Frage, wie werthaltig die Immobilienanlagen der geprüften Institute seien und wie sie in der Bilanz berücksichtigt würden.

Als Hintergrund der Prüfungen nannte die Aufsicht, dass in den vergangenen Jahren immer mehr Kreditinstitute angepeilt hätten, selbst mehr in Immobilien zu investieren oder neu in das Geschäft einzusteigen – „teilweise mit größeren Volumina“. In der Tat haben etliche Sparkassen und Genossenschaftsbanken Wohn- und Gewerbeimmobilien erworben, um sich durch Vermietung in Zeiten von Negativzinsen eine neue Ertragsquelle zu erschließen.

Der Zinsüberschuss, die Haupteinnahmequelle der Regionalbanken, ging jahrelang stetig zurück. Die Margen im Kreditgeschäft waren gering, auch sichere Staatsanleihen als Eigenanlagen der Geldhäuser warfen wenig ab.

Ende des Immobilienbooms

Die Aufsichtsbehörde verweist darauf, dass einige Banken besonders stark am Immobilienmarkt engagiert seien – vom Grundstückserwerb bis zur Fertigstellung des Objekts. „Die Bafin entwickelte ihr Prüfungskonzept, um die durch diesen Trend verursachten Risiken im Blick zu behalten und notfalls gegensteuern zu können – insbesondere angesichts des endenden Booms am Immobilienmarkt und des Endes der Niedrigzinsphase.“

Als eine von sechs wesentlichen Gefahren für die Finanzstabilität in Deutschland hat die Bafin Risiken aus Korrekturen an den Immobilienmärkten ausgemacht. Diese Risiken treffen Geldhäuser, die sowohl viele Immobilienkredite vergeben haben als auch selbst in Immobilien investiert haben, besonders stark.

Immobilienexperten gehen davon aus, dass die Zinswende auf dem deutschen Immobilienmarkt in den kommenden Monaten für weiter sinkende Kaufpreise sorgen wird. Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) beispielsweise hält dieses Jahr einen Rückgang der Immobilienpreise um bis zu zehn Prozent für möglich. Nicht ganz so weit geht die DZ Bank, die einen Preisrückgang von maximal vier bis sechs Prozent für 2023 erwartet.

Mieter müssen sich allerdings auf steigende Belastungen einstellen. Davon geht der Immobilienfinanzierer Berlin Hyp aus. „Die Entwicklung der Preise von Wohnimmobilien und Mieten wird dieses Jahr stärker auseinanderlaufen“, sagte Berlin-Hyp-Vorstandschef Sascha Klaus kürzlich. Viele Interessenten, die ursprünglich nach einer Kaufimmobilie gesucht hätten, würden nun auf den Mietmarkt drängen – und dort bei Neuvermietungen für mehr Druck sorgen.

Direkt vom Startbildschirm zu Handelsblatt.com

Auf tippen, dann auf „Zum Home-Bildschirm“ hinzufügen.

Auf tippen, dann „Zum Startbildschirm“ hinzufügen.

×