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14.03.2022

10:26

Finanztechnologie

N26, Trade Republic, Wefox – So verdienen Fintechs ihr Geld

Von: Dennis Schwarz, Elisabeth Atzler, Susanne Schier

Fintechs ziehen nicht nur Kunden mit günstigen digitalen Angeboten an – Investoren setzen mit Milliardenbeträgen auf die Geschäftsmodelle. Doch was steckt dahinter?

Das Fintech ist Marktführer im Bereich Mobile Banking in Deutschland. Reuters

Neobank N26

Das Fintech ist Marktführer im Bereich Mobile Banking in Deutschland.

Frankfurt Die Zahl der Fintechs wächst stetig: Im vergangenen Jahr wurde erstmals die Marke von 1000 Start-ups im deutschen Finanztechnologiesektor geknackt. Das geht aus einer Studie der Commerzbank-Tochter Comdirect und der Beratungsfirma Barkow Consulting hervor.

Von kostenlosen Girokonten über Börsenhandel fast zum Nulltarif bis zum Kauf auf Rechnung: Fintechs ziehen nicht nur Kunden mit günstigen digitalen Angeboten an – Investoren setzen mit Milliardenbeträgen auf die Geschäftsmodelle. Doch was steckt dahinter? Ein Überblick:

Neobanken

Neobanken sind rein digitale Finanzinstitute. Sie werben mit niedrigen Provisionen und hoher Geschwindigkeit. Zu ihnen zählt auch N26, Marktführer im Bereich Mobile Banking in Deutschland. Die Berliner Smartphone-Bank bietet kostenlose Girokonten an – und verdient vor allem durch Provisionen. So kassiert N26 unter anderem die sogenannte Interchange-Gebühr von den Händlern.

Der größte Konkurrent Revolut kommt aus Großbritannien. Anders als N26 bietet die Neobank auch den Handel mit Aktien an und verdient Geld mit jeder Transaktion.

Zu den Neobanken zählt ebenfalls die Solarisbank. Anders als N26 und Revolut ist sie nicht auf Privatkunden fokussiert. Vielmehr ermöglicht das Fintech mit Banklizenz es seinen Kunden, Bankdienstleistungen wie etwa Kredite und Ratenzahlungen anzubieten. Die Solarisbank agiert somit als Dienstleister, wickelt die Prozesse im Hintergrund ab und verdient vor allem an Provisionserträgen. Zu den Kunden zählen unter anderem der Neobroker Trade Republic und N26-Konkurrent Vivid Money. 

Neobroker

Börsenhandel fast zum Nulltarif, von praktisch überall und das rund um die Uhr: Mit diesem Angebot locken zahlreiche Neobroker die Kunden. Sie bieten mit ihren Smartphone-Apps Wertpapierhandel an. Dazu gehören auch die deutschen Marktführer Trade Republic und Scalable Capital.

Geld verdient Trade Republic zum einen mit einer Fremdkostenpauschale in Höhe von einem Euro pro Trade seiner Kunden, zum anderen mit Provisionen. Diese erhält der Berliner Neobroker von seinen Handelspartnern dafür, dass er Millionen von Trades auf deren Plattform bringt, im Fachjargon „Payment for Order Flow“ (PFOF) genannt. Eine Ordergebühr gibt es nicht.

Andere Broker, darunter auch der Münchener Neobroker Scalable Capital und das börsennotierte Frankfurter Unternehmen Flatexdegiro, verlangen für jede Transaktion eine Ordergebühr. Der wohl bekannteste Neobroker kommt jedoch aus den USA und heißt Robinhood. Robinhood nimmt keine Gebühren von Nutzern, sondern verdient ebenfalls an den PFOFs.

Doch das Geschäftsmodell könnte künftig vor eine große Herausforderung gestellt werden – vor allem in Europa. So hat die EU-Kommission vergangenes Jahr einen Entwurf vorgelegt, wonach sie die PFOFs verbieten will.

Insurtechs

Die Geschäftsmodelle der Insurtechs unterscheiden sich deutlich. Der „Insurtech Radar“, eine Studie von Oliver Wyman und Policen Direkt, unterteilt die jungen Firmen im deutschsprachigen Raum in drei Kategorien: Start-ups, die Versicherungen anbieten, Start-ups, die im Vertrieb von Versicherungen aktiv sind, und Start-ups, die den Geschäftsbetrieb digitalisieren.

Unter den Versicherungsanbietern in Deutschland agieren einige mit Bafin-Lizenz wie etwa Getsafe, Neodigital und Element. Während Anbieter wie Getsafe vor allem Endkunden als Zielgruppe haben, ist Element ein White-Label-Versicherer. Er bietet also Versicherungen an, die Dritte unter ihrem Namen vertreiben können, und verdient an den Provisionen. Daneben gibt es Versicherungsanbieter, die selbst keine Lizenz haben, sondern mit anderen Versicherern als Risikoträger zusammenarbeiten.

Zu den aussichtsreichen Insurtechs aus der Kategorie Vertrieb zählt Oliver Wyman neben der Wefox-Gruppe und dem Versicherungsmanager Clark unter anderem die Plattformen Thinksurance und Xempus. Bei den Insurtechs aus der Kategorie Geschäftsbetrieb handelt es sich meist um Firmen, die Versicherer unterstützen – beispielsweise bei der Digitalisierung der Vertriebskanäle, der Optimierung der Risikoprüfung oder der Bearbeitung von Schadensfällen. Im Schadensmanagement tätig ist zum Beispiel Claimsforce oder auch Jarowa aus der Schweiz.

Zahlungsdienstleister

Payment-Firmen, auch „Paytechs“ genannt, wickeln im Auftrag von Händlern Zahlungen ab – in diesem Fall vor allem im E-Commerce – und erhalten einen Minianteil des Transaktionsvolumens als Gebühr. Zudem sorgen sie dafür, dass Verbraucher beim Onlineshopping zwischen verschiedenen Bezahlarten wie Rechnungskauf sowie Kauf via Paypal, Kreditkarte oder Lastschrift wählen können. Daneben bieten Zahlungsdienstleister Zusatzdienste wie Betrugsschutz, und sie gehen Händlern gegenüber in Vorleistung.

Im Fall von Adyen aus den Niederlanden, der US-Payment-Firma Stripe und Checkout.com aus Großbritannien ist dies das wesentliche Geschäftsmodell. Angesichts des boomenden E-Commerce wächst auch der Markt rasant. Die jungen Payment-Firmen zählen viele Start-ups, die ihrerseits rasant wachsen, zu ihren Kunden. Die Payment-Fintechs versuchen zudem, ihr Geschäft auszuweiten, beispielsweise indem sie in mehr Länder expandieren und zusehends Zahlungen an der Ladenkasse abwickeln oder Zahlungen für Marktplätze von Industrieunternehmen.

Etwas anders ist das Geschäftsmodell der schwedischen Payment-Firma Klarna, eines Konkurrenten von Paypal. Klarna sieht sich auf dem Weg zu einer Shopping-App, womit sie letztlich in Konkurrenz zu Amazon tritt. Klarna bietet Kauf auf Rechnung und Kauf auf Raten an – im Fachjargon „Buy now, pay later“, BNPL.

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