Der schillernde chinesische Multimilliardär zieht sich weiter aus dem Unternehmen zurück. Die Konsequenzen dieses Schrittes sind bisher unklar.
Jack Ma
Der Multimilliardär hat sich weitgehend aus der Öffentlichkeit zurückgezogen.
Bild: AP
Berlin Jack Ma, Gründer des Onlinehändlers Alibaba und des Finanzdienstleisters Ant („Alipay“), gibt die Kontrolle über die Ant Group ab. Das teilte das Unternehmen am Samstag mit.
Mit dem Schritt zieht sich der 58-Jährige weiter aus seinem mächtigen Imperium zurück. Alipay dominiert gemeinsam mit Tencent („Wechat“) den milliardenschweren Markt für digitale Zahlungen in China.
Ma bekleidetet bei Ant zwar auch bislang keine Führungsposition im klassischen Sinne. Bereits im Jahr 2019 hatte er den Vorsitz im Verwaltungsrat des Unternehmens abgegeben. Ma hielt bisher aber über ein vergleichsweise komplexes Firmenkonstrukt de facto die Kontrolle über Ant.
Nun gibt Ma einen Teil seiner Anteile an dem Ant kontrollierenden Firmenkonstrukt, das seinerseits neu aufgestellt wird, sowie weitere Privilegien ab und verliert in der Konsequenz seine dominierende Rolle in dem Konzern.
„Kein Aktionär ist allein oder gemeinsam mit einem anderen Aktionär befugt, das Ergebnis der Hauptversammlungen der Ant Group zu kontrollieren“, heißt es in der Mitteilung von Ant zur künftigen Aufstellung. Kein Aktionär werde die Macht haben, die Mehrheit des Board of Directors der Ant Group zu nominieren. „Daher wird kein Anteilseigner allein oder gemeinsam mit anderen Parteien die Kontrolle über die Ant Group haben“, stellte das Unternehmen klar.
Als einer der wenigen chinesischen Wirtschaftspersönlichkeiten hatte sich Ma bis vor wenigen Jahren noch getraut, auch öffentlich Maßnahmen der chinesischen Staatsführung beziehungsweise der Regulierer in Peking zu kritisieren. Das wurde ihm ausgerechnet kurz vor dem geplanten Börsengang von Ant Ende 2020 zum Verhängnis. Die chinesische Staatsführung stoppte den Riesen-IPO überraschend. Kurz zuvor hatte Ma weniger Regulierung für Finanzdienstleister gefordert, um Innovationen nicht zu unterdrücken. Seine Kommentare kamen bei der chinesischen Führung offenbar nicht gut an.
Was der jüngste Schritt für den möglichen Börsengang von Alipay bedeutet, ist unklar. In den vergangenen Jahren hatte Ant mehrere Maßnahmen zur Neuaufstellung des Konzerns eingeleitet, die die Regulierer zufriedenstellen sollten.
Wie die Nachrichtenagentur Bloomberg berichtet, könnten die jüngsten Änderungen einen weiteren Aufschub der Pläne zur Folge haben – zumindest an den Börsenplätzen auf dem chinesischen Festland. Demnach können Unternehmen nicht im Inland gelistet werden, wenn sie in den vergangenen zwei bis drei Jahren einen Wechsel in der Kontrolle hatten. Für die Hongkonger Börse betrage diese Wartezeit ein Jahr, heißt es bei Bloomberg.
Schon als Ma im Jahr 2019 seinen Vorsitz im Verwaltungsrat abgeben hatte – offiziell, um sich Wohltätigkeitsprojekten zu widmen –, hieß es, dass Ma mit seinen markigen Reden und seiner selbstbewussten Art der Führungsriege der Kommunistischen Partei (KP) zu prominent aufgetreten sei. Unter Staats- und Parteichef Xi Jinping hat die KP in den vergangenen Jahren immer mehr Einfluss auf alle Bereiche ausgeübt – nicht nur auf die Gesellschaft, sondern auch auf die Wirtschaft.
Auch andere Gründer großer Tech-Firmen hatten sich in den vergangenen Jahren immer weiter zurückgezogen. So hatte Zhang Yiming, Chef des chinesischen Kurzvideo-Unternehmens Bytedance („Tiktok“, „Douyin“), 2021 seinen Rücktritt angekündigt.
Nach der Absage des Börsengangs hatte sich Ma weitgehend aus der Öffentlichkeit zurückgezogen und laut Medienberichten sogar China verlassen. Demnach hielt er sich vor allem in Japan auf.
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Ma startete Alipay, die Bezahl-App, die den Kern des Geschäftsmodells von Ant bildet, im Jahr 2004. Damals sollten darüber lediglich die Transaktionen des Onlinehändlers Alibaba, den Ma im Jahr 1999 gegründet hatte, abgewickelt werden.
Jack Ma ist in vieler Hinsicht ein außergewöhnlicher Unternehmer. Er begann seine Karriere als Englischlehrer, nachdem er laut eigener Aussage mehrfach sehr niedrige Ergebnisse beim Mathematikteil der Gaokao, dem chinesischen Äquivalent zum deutschen Abitur, erzielt hatte. Unter anderem mit spektakulären Auftritten auf der Bühne wurde er chinaweit bekannt.
Als er 2019 als CEO von Alibaba zurücktrat, sang er bei seiner großen Abschiedsparty in nietenbesetzter Lederjacke und Sonnenbrille vor Zehntausenden Alibaba-Mitarbeitern den Song „You raise me up“. Für Ma war es nicht der erste Auftritt. Er hatte bei vorangegangenen Firmenevents bereits „The lion sleeps tonight“ in Langhaarperücke und dunklem Lippenstift gesungen.
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