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11.02.2020

20:54

Folge des Brexit

N26 verlässt den britischen Markt

Von: Katharina Schneider, Yasmin Osman

Am Dienstag gab die Smartphonebank bekannt, dass sie sich aus Großbritannien zurückzieht. Als Grund nennt N26 den Brexit. Experten sehen weitere Ursachen.

Das Unternehmen gibt an sich aufgrund des Brexits aus dem UK-Geschäft zurückzuziehen. Reuters

N26 verlässt Großbritannien

Das Unternehmen gibt an sich aufgrund des Brexits aus dem UK-Geschäft zurückzuziehen.

Frankfurt Wenn die Smartphonebank N26 mit Neuigkeiten an die Öffentlichkeit geht, dann üblicherweise um neue Superlative zu verkünden – neue Märkte, neue Produkte, Millionen Kunden. Am Dienstag war das anders, N26 musste einen Rückschlag eingestehen.

Am Nachmittag meldete die Smartphonebank, dass sie den britischen Markt verlassen wird. Grund dafür sei der Austritt Großbritanniens aus der Europäischen Union (EU) und die Rahmenbedingungen, die im Austrittsvertrag festgelegt worden sind. Es sei in Zukunft nicht mehr möglich, mit der europäischen Vollbanklizenz in Großbritannien tätig zu sein.

N26 ist eines der bekanntesten deutschen Fintechs. Das Unternehmen war vor fünf Jahren zunächst in Deutschland und Österreich gestartet und hatte sich dann schnell auf zuletzt 25 europäische Märkte plus die USA ausgedehnt. In Großbritannien war das Start-up seit 2018 aktiv und unterhielt dort eine von wenigen Zweigniederlassungen.

Wichtiger Markt

Der Rückzug kommt überraschend. Schließlich galt Großbritannien neben den USA als einer der wichtigsten Wachstumsmärkte für das Berliner Fintech. Nach eigenen Angaben hatte N26 auf der Insel zuletzt „mehrere hunderttausend“ Kunden. Die britischen Konten sollen nun zum 15. April 2020 auslaufen, und die Kunden ihre Guthaben auf ein alternatives Bankkonto überweisen.

N26 hat im Sommer 2016 eine Banklizenz der deutschen Finanzaufsicht Bafin erhalten – zuvor hatte die Firma anderthalb Jahre den Zahlungsdienstleister Wirecard als Dienstleisterbank im Hintergrund genutzt. Solange Großbritannien noch zur EU gehörte, konnte N26 sein Geschäft dort im Rahmen des sogenannten Passportings betreiben. Das heißt: Das Unternehmen musste seine Aktivität in anderen EU-Staaten nur bei den nationalen Aufsichtsbehörden anzeigen, dort aber keine zusätzliche Banklizenz beantragen.

„Allerdings dämmerte damals schon der Brexit am Horizont - und es gab Fragen bezüglich der Gültigkeit dieser Lizenz nach einem Brexit“, merkt Aurélie L'Hostis, Senior-Analystin des Research-Hauses Forrester an. Auf die Frage, warum N26 nun keine britische Lizenz beantragt, äußerte sich das Start-up am Dienstagnachmittag zunächst nicht. Erst am späten Abend bestätigte ein N26-Sprecher die Vermutung, dass der Aufwand in keinem guten Verhältnis zum Marktpotenzial stand. Schließlich kostet der Lizenzerwerb Zeit und Geld.

Wörtlich teilte er dem Handelsblatt mit: „Eine separate Lizenz für Großbritannien wäre mit einem erheblichen betrieblichen Aufwand und regulatorischer Komplexität verbunden. Das Wachstumspotenzial ist dabei bei vergleichbarem Aufwand in anderen, größeren Märkten wie zum Beispiel der EU und den USA, höher.“

Nach Ansicht von Forrester-Analystin L'Hostis hat sich N26 „auf dem britischen Markt in das Fahrwasser der hoch-dynamischen und ultraschnell operierenden Konkurrenten Monzo, Revolut und Starling Bank“ begeben. „Mit den britischen Mitbewerbern aufzuholen, war für N26 ohnehin nicht leicht“, sagt sie.

N26 war bisher die einzige deutsche Smartphonebank, die in Großbritannien aktiv war. Die starken britischen Konkurrenten wie Revolut, Monzo und die Starling Bank hatten bereits mehrere Millionen Kunden. Für diese britischen Institute wiederum wird die Expansion in die EU nun jedoch auch schwieriger. Anders als N26 würden sich die britischen Smartphonebanken mit einer EU-Lizenz allerdings Zugang zu weit mehr Kunden verschaffen als es umgekehrt für N26 mit einer Lizenz für Großbritannien wäre.

Weltweit vermeldete N26 zuletzt rund fünf Millionen Kunden. Thomas Grosse, Chief Banking Officer der Smartphonebank, betonte dass die Expansion weitergehen soll: „Wir konzentrieren uns dieses Jahr auf das Wachstum in den 24 europäischen Ländern, in denen wir für 2019 ein Rekordwachstum vermelden konnten. Auf der Expansion in den USA sowie der Vorbereitung weiterer internationaler Märkte liegt ebenfalls ein starker Fokus“.

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