Bei reinen Onlinekonten finden Bankkunden auch heute noch Gratisangebote. Allerdings zeigt sich: Sie sollten prüfen, ob sie einzelne Voraussetzungen erfüllen.
Girokonto
Gratis heißt nicht immer auch umsonst: Bei der effektiven Kontoführung müssen Kunden wichtige Details beachten.
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Frankfurt Wer für sein Girokonto nichts bezahlen will, muss heute zwar länger suchen als früher, wird aber immer noch fündig. Zumindest bei reinen Onlinekonten haben Verbraucher die Wahl zwischen zahlreichen Angeboten, bei denen trotz des für Banken schwierigen Niedrigzinsumfelds weder Kontoführungsgebühren noch Geld für das Bereitstellen einer Girocard fällig werden.
Die FMH-Finanzberatung aus Frankfurt hat für das Handelsblatt rund 3500 Online-Girokonten bei 1299 Banken analysiert und Angebote herausgesucht, für die Kunden nach wie vor nichts zahlen müssen. Die Auswertung zeigt die besten dieser Gratiskonten, sortiert nach Höhe der Dispozinsen und danach, ob neben der Girocard auch eine Kreditkarte im Angebot inbegriffen ist. Dabei zeigt sich: Gratis heißt nicht immer auch umsonst.
Viele Girokonten sind nur dann kostenfrei, wenn Bankkunden sie als Gehaltskonten nutzen oder regelmäßig bestimmte Summen dorthin buchen lassen. Dieses Modell scheine Schule zu machen, sagt FMH-Expertin Ania Scholz-Orfanidis. „Es wird weiterhin kostenlose Girokonten geben, aber die Kostenfreiheit wird zunehmend an Bedingungen geknüpft sein“, prophezeit sie.
Unter den Banken, die bislang keinen regelmäßigen Geldeingang verlangen, bietet die Direktbank Comdirect eines der besten Online-Girokonten an. Zusätzlich zur Giro- gehört auch eine Kreditkarte dazu, der Dispozins liegt bei vergleichsweise günstigen 6,5 Prozent pro Jahr. FMH urteilt: Note „sehr gut“.
Auch die Online-Girokonten der DKB Deutsche Kreditbank – eine Tochter der Bayerischen Landesbank –, der spanischstämmigen Santander sowie der BNP-Paribas-Tochter Consorsbank haben die Bestnote bekommen. Bei der Norisbank, die zur Deutschen Bank gehört, hat es hingegen nur für die Note „gut“ gereicht. Der Grund: Die Kreditkarte zum Konto ist an einen monatlichen Geldeingang geknüpft. Überdies verlangt die Direktbank mit 10,85 Prozent deutlich höhere Überziehungszinsen als die Konkurrenz.
Wer sein Girokonto als Gehaltskonto nutzen will, findet bei der Hypo-Vereinsbank (HVB) auf den ersten Blick gute Konditionen. Beim „HVB Plus Konto“ gibt es eine kostenfreie Kreditkarte dazu, außerdem einen Amazon-Gutschein im Wert von 100 Euro, wenn vier Monate nach Kontoeröffnung drei regelmäßige Geldeingänge (Lohn, Gehalt oder Rente) in Höhe von mindestens 500 Euro auf dem Konto verzeichnet sind. Wer sein Konto überzieht, zahlt günstige 2,66 Prozent Zinsen pro Jahr.
Das Angebot, bei dem es sich um eine Aktion für Neukunden handelt, hat allerdings gleich zwei Haken: Erstens müssen Kunden dafür am HVB-Vorteilsprogramm „Valyou“ teilnehmen. Zweitens gibt es Gebührenfreiheit und reduzierten Dispozins nur fünf Jahre lang. FMH bewertet das Konto trotzdem mit der Note „sehr gut“.
Das Online-Girokonto der Targobank kann sich ebenfalls mit der Topnote schmücken, seine günstigen Konditionen kommen außerdem ohne Verfallsdatum daher. Bedingung dafür, dass die Kontoführung kostenfrei bleibt, ist ein monatlicher Gehaltseingang von mindestens 600 Euro. Eine Kreditkarte kommt gratis obendrauf.
Mit 7,28 Prozent Dispozins pro Jahr wird es bei der Tochter der französischen Crédit-Mutuel-Gruppe zwar teurer als bei der HVB, wenn man sein Konto überzieht. Dafür gibt es aber immerhin eine Dispofreigrenze von 50 Euro.
Auch bei der Direktbank ING, der Commerzbank sowie 1822direkt, einer Tochter der Frankfurter Sparkasse, können Kunden ein kostenfreies Online-Girokonto eröffnen. Bedingung ist jeweils ein Gehaltseingang in Höhe von mindestens 700 Euro pro Monat. Die Überziehungszinsen befinden sich im Bereich des Marktüblichen. Weil es sich bei den Kreditkarten, die ING und Commerzbank zum Konto dazugeben, nur um Debitkarten handelt, und 1822direkt überhaupt keine kostenfreie Kreditkarte obendrauf packt, bewertet FMH die drei Angebote allerdings nur mit der Note „gut“.
Unter den regional tätigen Banken bescheinigen die FMH-Experten dem Anbieter „Meine Bank“, einer Marke der Raiffeisenbank im Hochtaunus, ein sehr gutes Angebot, das an keinerlei Bedingungen geknüpft ist. Wem es nichts ausmacht, dass für die Kostenfreiheit regelmäßig Gehalt fließen muss, der findet bei der PSD Bank Nürnberg ein Girokonto mit Bestbewertung.
Bei den Konten in der Auswertung müssen Verbraucher keine versteckten Kosten fürchten. Höchstens für beleghafte Buchungen, etwa Überweisungen auf Papier, können Gebühren fällig werden. Das dürfte Nutzern eines reinen Onlinekontos in den meisten Fällen herzlich egal sein.
Generell sollten Bankkunden allerdings genau hinschauen, rät FMH-Expertin Scholz-Orfanidis: Oft gebe es zwar Konto und Girocard gratis – dafür nehme die Bank aber sogar für simple Online-Überweisungen Geld. Der Trend gehe dorthin, bei Angeboten ohne Kontoführungsgebühr für jeden Buchungsposten Geld zu verlangen, sagt Scholz-Orfanidis. „Das ist sehr auffällig.“
Wer größere Geldsummen auf dem Girokonto bunkert, sollte zudem nachfragen, ob Negativzinsen fällig werden und wenn ja, ab welcher Einlagenhöhe. Immer mehr Kreditinstitute geben den negativen Einlagenzinssatz der Europäischen Zentralbank (EZB) von minus 0,5 Prozent an ihre Kunden weiter. Erst traf es nur Tagesgeldkonten, mittlerweile bleiben auch Girokonten nicht mehr verschont.
Rund 240 Institute verlangen aktuell Strafzinsen von Privatkunden, zeigt eine Untersuchung des Zinsvergleichsportals Biallo.de. „Allein seit Oktober haben mehr als 50 Banken und Sparkassen ein sogenanntes Verwahrentgelt für private Einlagen eingeführt“, sagt Zinsexperte Horst Biallo. Oft liegen die Freibeträge bei 100.000 oder sogar 250.000 Euro. Die Tendenz geht aber klar nach unten. So werden etwa bei der Bank 1 Saar 0,75 Prozent Strafzins fällig, wenn Einlagen auf neu eröffneten Girokonten die Schwelle von 10.000 Euro überschreiten.
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