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18.11.2022

04:00

Geldhäuser

Sparkassen-Sektor: Hessen fordert mehr Konsolidierung bei den Landesbanken

Von: Andreas Kröner, Jan Mallien

Finanzminister Michael Boddenberg ermutigt die Helaba, mit anderen Instituten zu sprechen. Seinen Anteil an der Bank will das Land Hessen aber behalten.

Der hessische Finanzminister hat Deutsche-Bank-Chef Christian Sewing mit einem Lob für die regionalen Strukturen von Sparkassen und Genossenschaftsbanken gegen sich aufgebracht. dpa

Michael Boddenberg

Der hessische Finanzminister hat Deutsche-Bank-Chef Christian Sewing mit einem Lob für die regionalen Strukturen von Sparkassen und Genossenschaftsbanken gegen sich aufgebracht.

Wiesbaden Der hessische Finanzminister Michael Boddenberg spricht sich für mehr Konsolidierung im Landesbankensektor aus. „Die Landesbanken müssen effiziente Dienstleister für die Sparkassen sein“, sagte der CDU-Politiker dem Handelsblatt. Auf lange Sicht werde es deshalb „Veränderungsprozesse und eine noch stärkere Zusammenarbeit unter den Instituten geben“.

Boddenberg weist darauf hin, dass in der Sparkassenfamilie viele der Ansicht sind, „dass am Ende ein bis zwei Zentralinstitute reichen, die sich um die Belange der Sparkassen kümmern. Der Genossenschaftssektor mit der DZ Bank kann hier als Vorbild dienen.“

Während die Volks- und Raiffeisenbank mit einem Spitzeninstitut, der DZ Bank, ausgekommen, gibt es im öffentlich-rechtlichen Sektor noch vier größere Landesbanken: die LBBW in Stuttgart, die BayernLB in München, die Helaba in Frankfurt und die NordLB in Hannover. An ihnen sind sowohl die Sparkassen als auch die jeweiligen Bundesländer beteiligt.

Sparkassenpräsident Helmut Schleweis plädiert seit Langem für die Schaffung eines Zentralinstituts, das zu 100 Prozent im Besitz der Sparkassen ist. Er kommt damit aber wegen Widerständen aus der Politik und der Sparkassen-Finanzgruppe nicht voran. Statt zu fusionieren, kooperieren einzelne Landesbanken deshalb nun verstärkt in einzelnen Geschäftsbereichen.

„Wir haben die Helaba ermutigt, mit anderen Instituten über weitere Kooperationen und eine Bündelung von Kompetenzen zu sprechen“, sagt Boddenberg. Das Land Hessen hält 8,1 Prozent an der Helaba – und will an dieser Beteiligung auch festhalten.

„Helaba hat strategische Bedeutung für das Land Hessen“

„Wir haben nicht vor, unseren Anteil an der Helaba zu verkaufen, weil er strategische Bedeutung für das Land Hessen hat“, sagt Boddenberg. „Die Helaba ist für die Entwicklung des Finanzplatzes Frankfurt und des Sparkassensektors als Ganzes wichtig.“ Zudem gehöre zu ihr die Förderbank WI-Bank, die bei der Wohnungsbaufinanzierung in Hessen und beim Kreditgeschäft der Kommunen eine bedeutende Rolle spiele.

Im Februar hatte Boddenberg in einem gemeinsamen Gastbeitrag mit dem hessischen Wirtschaftsminister Tarek Al-Wazir (Grüne) die regionalen Strukturen von Sparkassen und Genossenschaftsbanken in Deutschland gelobt – und für beide regulatorische Erleichterungen gefordert.

Beim deutschen Privatbankenverband BdB und dessen Präsident Christian Sewing kam das nicht gut an, wie Boddenberg kürzlich bei einer Veranstaltung verriet. Der BdB hat Boddenberg und Al-Wazir nun am 24. November zu einer Paneldiskussion über den Finanzstandort Deutschland eingeladen.

Präsenz in der Fläche

Boddenberg ist der Ansicht, dass ein flächendeckendes Bankangebot in Deutschland erhalten bleiben muss. „Bankfilialen sind genau wie Einzelhändler, Schulen und schnelles Internet wichtig, damit das Leben in ländlichen Gebieten attraktiv bleibt“, sagt der gelernte Fleischermeister. Auch kleine Mittelständler, die das Rückgrat der Wirtschaft bildeten, brauchten Ansprechpartner bei den Banken vor Ort.

„Da für viele Privatbanken eine Präsenz in der Fläche betriebswirtschaftlich nicht attraktiv ist, sind Sparkassen und Genossenschaftsbanken von großer Bedeutung“, argumentiert Boddenberg. Natürlich brauche es in Deutschland und Europa aber auch international wettbewerbsfähige Großbanken, die Unternehmen bei großen Transaktionen und Geschäften im Ausland unterstützten.

Bei der Entwicklung des Finanzplatzes Frankfurt sieht der 63-Jährige noch Luft nach oben. Seit dem Brexit haben zwar über 60 Finanzinstitute neue Lizenzen beantragt und in der Mainmetropole neue Büros eröffnet. Große Teile des Handelsgeschäfts wanderten aber von London nach Paris.

Hessen will im Wettbewerb „die Ellenbogen ausfahren“

„Wir müssen aufpassen, dass Frankfurt nicht nur als Standort der Regulatorik und Finanzaufsicht wahrgenommen wird, sondern als attraktiver Standort für Handel und Finanzdienstleistungen“, mahnt Boddenberg. „Wir müssen im Wettbewerb mit anderen Standorten die Ellenbogen ausfahren.“

Das gelte für die Ansiedlung von Unternehmen genauso wie für das Ringen um wichtige Geschäfte. Die Deutsche Börse bemüht sich seit Langem darum, dass mehr Derivategeschäfte in Euro (Euro-Clearing) bei ihr abgewickelt werden. Die deutsche Politik möchte zudem, dass die neue europäische Antigeldwäschebehörde (AMLA) in Frankfurt angesiedelt wird.

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