Manchmal kommen die größten Ideen aus den kleinsten Gegenden: Die Sparkasse Rosenheim-Bad-Aibling will unser Geldsystem auf den Kopf stellen. Nicht jeder reagiert auf diesen Vorschlag begeistert.
Ein Sparkassenbuch (Sparbuch) der Sparkasse liegt unter Euro-Geldscheinen: „Doch unser Geldsystem ist nicht gottgegeben. Wir Menschen haben es geschaffen und könnten es auch wieder verändern.“
Bild: dpa
Man kennt das ja: Die größten Philosophen kommen oft aus überschaubarer Umgebung. Das war so bei Kant und seinem Königsberg, das war auch so bei Kierkegaard und seinem Kopenhagen. Beides keine Städte, die im vorletzten Jahrhundert der Nabel der Welt waren, und dennoch entsprangen hier Gedanken, die die Weltgeschichte veränderten. In diese Tradition stellt sich jetzt auch die Sparkasse Rosenheim-Bad Aibling.
Vier Milliarden Bilanzsumme, 1.000 Mitarbeiter, 200 Geldautomaten - keine Frage, die Sparkasse ist keine kleine Nummer, und sie gönnt sich deswegen regelmäßig ein Thema des Monats, in dem sie Stoff zum Nachdenken für alle liefert. Diesmal geht es um den Zins.
Das, was die Sparkasse dort in Form einer kleinen Sonntagspredigt ohne Namensnennung des geistigen Vaters oder der Mutter dieser Gedanken aufgeschrieben hat, lässt Blogger bloggen, es wird geliked, gepostet und getweetet.
Das Erregende an dieser Zinsgeschichte ist, dass sie das, was Banken im Allgemeinen und Sparkassen im Besonderen über Geld so denken, grundsätzlich infrage stellt. „Wir befinden uns“, heißt es da, „in einem soliden Denkgefängnis, in dem wir uns in Bezug auf das Thema Geld eingerichtet haben.“
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Kommentare (25)
Account gelöscht!
05.05.2014, 16:17 Uhr
Das Problem ist nicht der Zins per se sondern seine ökonomisch nicht gerechtfertigten Komponenten. Zinsbestandteile wie Gewinnbeteiligung, Risikoprämie, Zeitpräferenzprämie müssen den ökonomischen Gegebenheiten entsprechen. So ist ein Zins der in Summe mehr verteilt als ökonomisch an Gewinn erwirtschaftet wird, zum Scheitern verurteilt. Die Zinseszinsproblematik greift dieses Dilemma auf und dass dies gerade jetzt passiert, in einer Zeit in der die westliche Wirtschaft weitestgehend gesättigt ist, die Profitraten wie von Marx vorhergesagt entsprechen fallen (zum Teil negativ werden -> Kapitalverzehr), folgerichtig. Andererseits ist gerade in diesen Zeiten viele Investitionen umso riskanter folglich werden höhere Risikoprämien ökonomisch sinnvoll.
Somit ist das eigentliche Dilemma die auseinanderlaufenden "Geld- und Briefkurse" für Geldkapital in gesättigten Märkten, die ohne Manipulation durch Zentralbanken keine ökonomisch sinnvolle Mitte, keinen Kurs mehr finden und somit "kein Handel mehr stattfindet". Das eigentliche Problem liegt aber meiner Meinung nach noch tiefer: Es ist die Fixierung auf vor allem quantitative, in Geldeinheiten messbare Formen des Wachstums und in gewisser Hinsicht eine Beschränkung, Geisteskrankheit oder evolutionäre Herausforderung für das menschliche Bewusstsein auf die uns die Zinseszinsproblematik hinweisen könnte.
Account gelöscht!
05.05.2014, 17:10 Uhr
Ist wohl der Versuch in Einsteins Spuren zu treten. Ob die auch die Relativitätstheorie begreifen? Tsssss.
Account gelöscht!
05.05.2014, 17:46 Uhr
bevor wir eine große Debatte über den Zins führen, sollten wir uns einem viel dringenderen Problem zuwenden. Früher waren die Banken Dienstleister, die Geld einsammelten und an Firmen und Häuslbauer ausliehen (vereinfacht dargestellt). Inzwischen haben wir weltweit zu viel Banken ohne "Geschäftsmodell", die Risiken eingehen, um möglichst hohe Renditen zu erwirtschaften und ihren "Bankern" möglichst hohe Boni zahlen zu können. Volkswirtschaftlich völlig verfehlt. Treten dann Verluste ein, was ja vorprogrammiert ist, werden diese sozialisiert. Nennt man dann systemrelevant. Hier gilt es dringend anzusetzen. Die bisher vorgesehenen "Lösungen" sind keine, da letzt endlich doch wieder der Steuerzahler zur Kasse gebeten wird und marode Banken nicht abgewickelt werden.