Die Zeiten, in denen die Genossen die profitabelste deutsche Großbank waren, sind erst mal vorbei. Mittelfristig stellen sie aber höhere Gewinne in Aussicht.
Zentrale der DZ Bank im Frankfurter Westend Tower
Das genossenschaftliche Spitzeninstitut sammelt mit einer eigenkapitalähnlichen Anleihe mehr Geld ein als ursprünglich anvisiert.
Bild: dpa
Frankfurt Die erfolgsverwöhnte DZ Bank hat im vergangenen Jahr deutlich weniger verdient. Der Vorsteuergewinn sank um 42 Prozent auf 1,8 Milliarden Euro, wie das Spitzeninstitut der Volks- und Raiffeisenbanken am Dienstag mitteilte.
Damit fiel das Geldhaus, das zuletzt oft besser abgeschnitten hatte als Deutsche Bank und Commerzbank, unter den deutschen Großbanken auf Platz drei zurück. Die Commerzbank verdiente 2022 vor Steuern zwei Milliarden Euro, die Deutsche Bank 5,6 Milliarden Euro.
DZ-Bank-Co-Chef Cornelius Riese ist mit dem Ergebnis dennoch zufrieden. Er verweist darauf, dass die DZ Bank anders als die Konkurrenz nicht im Privatkunden- und im kleinteiligen Firmenkundengeschäft aktiv ist. „Für uns ist die Wirkung der Zinswende ein, zwei Jahre eher belastend und erst längerfristig fördernd.“
Zudem biete Deutschlands zweitgrößtes Geldhaus bewusst einige Dienstleistungen für Volks- und Raiffeisenbanken an, mit denen es selbst kaum etwas verdiene, beispielsweise bei der Durchleitung von Förderkrediten der Staatsbank KfW.
Für 2023 peilt die DZ Bank – wie in den vergangenen Jahren – ein Vorsteuerergebnis zwischen 1,5 und zwei Milliarden Euro an. Nach einem guten Jahresstart ist sie zuversichtlich, das obere Ende dieser Spanne zu erreichen.
Mittelfristig erwartet Riese, „dass wir uns aus dieser Spanne rausentwickeln werden“. Die Eigenkapitalrendite nach Steuern solle von gut fünf Prozent im vergangenen Jahr auf rund sieben Prozent steigen. Das sei für das Geschäftsmodell der DZ Bank angemessen, sagte der 48-Jährige.
Riese wird die DZ Bank ab Juli 2024 allein führen. Der bisherige Co-Chef Uwe Fröhlich wird dann planmäßig in den Ruhestand gehen.
Die DZ Bank ist das Spitzeninstitut der rund 730 deutschen Volks- und Raiffeisenbanken sowie anderer Genossenschaftsbanken, die auch Anteilseigner sind. Die genossenschaftlichen Kreditinstitute sind hinter den öffentlich-rechtlichen Geldhäusern, den Sparkassen und Landesbanken, die zweitgrößte Finanzgruppe in Deutschland.
Zur DZ-Bank-Gruppe gehören neben der Verbund- und Geschäftsbank auch große Töchter wie der Versicherer R+V und die Fondsgesellschaft Union Investment. In den vergangenen Jahren steuerten diese oft einen Großteil zum Gewinn der Gruppe bei.
2022 wendete sich das Bild jedoch. Während die Verbund- und Geschäftsbank ihren Vorsteuergewinn nahezu auf 904 Millionen Euro verdoppelte, trübte sich die Lage bei den Töchtern deutlich ein. Bei Union Investment schrumpfte das Vorsteuerergebnis wegen Abwärtstrends an den Märkten um gut 40 Prozent auf 695 Millionen Euro. Das sei allerdings „immer noch das zweitbeste Ergebnis der Union Investment in ihrer Geschichte“, betonte Riese.
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Die R+V-Versicherung schrieb dagegen einen Vorsteuerverlust von 268 Millionen Euro. Verantwortlich dafür war neben Einbußen bei Kapitalanlagen infolge der Zinswende jedoch vor allem ein temporärer Bilanzierungseffekt.
Mittelfristig geht Riese davon aus, dass die R+V genauso wie die Bausparkasse Schwäbisch Hall von den steigenden Zinsen profitieren wird. „Das Bausparen ist wieder ein Renner“, sagte er. Nach langer Flaute wollten viele Menschen nun wieder Bausparverträge abschließen, um sich für die Zukunft niedrige Zinsen für den Kauf oder Bau einer Immobilie zu sichern.
Doppelspitze der DZ Bank
Cornelius Riese (links) und Uwe Fröhlich leiten die zweitgrößte deutsche Bank seit 2019 gemeinsam.
Bild: imago/sepp spiegl
Neben klassischen Angeboten wie Bausparverträgen und Fonds wollen die Genossenschaftsbanken ihren Kunden künftig auch den Handel mit Kryptowährungen wie dem Bitcoin anbieten. „Wir sind intensiv dabei, das dieses Jahr an den Markt zu bringen“, kündigte Co-Chef Fröhlich an. Vor knapp einem Jahr war bekannt geworden, dass die Volks- und Raiffeisenbanken Kryptoprodukte testen.
„Wir schaffen eine technische Infrastruktur dafür, dass Kunden von Genossenschaftsbanken Kryptoassets handeln und dass sie verwahrt werden können.“ Die DZ Bank arbeitet dafür mit dem genossenschaftlichen IT-Dienstleister Atruvia und mit der Wertpapierbank DWP, an der die DZ Bank die Hälfte hält, zusammen. Kryptoanlagen seien ausschließlich für sogenannte Selbstentscheider unter den privaten Kunden der Genossenschaftsbanken eingeplant. Man wolle nicht aktiv dazu beraten.
Die Euphorie sei angesichts des Einbruchs von Kryptowährungen verflogen, „aber es ist eine vielversprechende Technologie.“ Es gehe darum, Blockchain-Know-how aufzubauen und entsprechende Lösungen anzubieten. Blockchain ist eine Datenbank, die aus einer Kette („chain“) von Datenblöcken („block“) besteht. Die Kette wird ständig um neue Blöcke erweitert, in denen Transaktionen abgelegt werden. Dabei kann es um Kryptowährungen wie Bitcoins, aber auch Besitzurkunden, etwa für Immobilien sowie Kunstwerke, und Frachtbücher gehen.
Parallel dazu steht die DZ Bank kurz davor, eine Kryptoverwahrlizenz zu beantragen. „Wir werden das im ersten Halbjahr sicherlich umgesetzt haben“, sagte Fröhlich. So kann die Bank verschiedene Kryptoassets für professionelle Investoren verwahren.
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