Deutschlands zweitgrößtes Geldhaus löst seine Doppelspitze auf – und hofft, dass der alleinige Chef auch künftig Abwerbeversuchen widersteht.
Cornelius Riese beim Handelsblatt Bankengipfel 2022
Der Co-Chef der genossenschaftlichen DZ Bank übernimmt ab Juli 2024 die alleinige Führung.
Bild: Marc-Steffen Unger für Handelsblatt
Frankfurt Die DZ Bank schafft ihre Doppelspitze ab und setzt ab Juli 2024 auf Cornelius Riese als alleinigen Vorstandschef. Der bisherige Co-Chef Uwe Fröhlich werde dann planmäßig in Ruhestand gehen, teilte das Spitzeninstitut der Volks- und Raiffeisenbanken am Donnerstag mit.
Riese und Fröhlich leiten die zweitgrößte deutsche Bank seit 2019 gemeinsam. Während eine Doppelspitze bei vielen anderen Konzernen nicht funktionierte, klappt das Zusammenspiel bei der DZ Bank gut –, auch dank einer klaren Aufgabenteilung.
Riese konzentriert sich auf die Steuerung der Holding mit Töchtern wie der R+V-Versicherung und der Fondsgesellschaft Union Investment. Fröhlich kümmert sich um die Verbund- und Geschäftsbank. Als Ex-Präsident des Verbands der Volks- und Raiffeisenbanken hat der 62-Jährige zudem mit dafür gesorgt, dass es im Genossenschaftssektor nach der Fusion von WGZ und DZ Bank 2016 nicht zu größeren Verstimmungen kam.
Dass zwischen den beiden Co-Chefs nie eine Rivalität entstand, führen Beteiligte auch auf den großen Altersunterschied zurück. Riese hat gerade erst seinen 48. Geburtstag gefeiert und ist damit aktuell der jüngste CEO einer deutschen Großbank.
Innerhalb des Genossenschaftssektors bestand schon länger Konsens, dass Riese die DZ Bank allein führen wird, wenn Fröhlich in Rente geht. Durch die nun fixierte Aufwertung hofft das Institut zudem, dass Riese auch künftig Abwerbungsversuchen von anderen Geldhäusern widerstehen wird.
Der 1,94-Meter-Mann ist ein Manager der leisen Töne. „Ich bin sicher kein Ballermann-Einpeitscher. Aber das muss man als Vorstandschef auch nicht sein“, sagt er selbst. Ihm sei wichtig, die Organisation und die Mitarbeiter davon zu überzeugen, dass der eingeschlagene Weg richtig sei. „Autorität kann ein ruhiger Mensch genauso ausstrahlen wie ein extrovertierter.“
Riese stammt aus Heidelberg und ist vielseitig interessiert: Abseits des Bankgeschäfts ist er ein guter Gesprächspartner über Themen wie Bildung und Generationengerechtigkeit. 2021 veröffentlichte er einen Erzählband mit dem Titel „Wahrhaftigkeit: Geschichten zu gesellschaftlichen Fragen unserer Zeit“.
Seine Bankkarriere begann er 1994 mit einem Ferienjob bei der Volksbank Heidelberg. Dort saß er sechs Wochen lang am Schalter und füllte unter anderem Überweisungsträger aus. „Der Kontakt mit den Kunden war für mich als etwas theorielastiger Abiturient ein Erlebnis“, erzählte er später. „Es hat mir großen Spaß gemacht.“
Nach dem Betriebswirtschaftsstudium in Mannheim stieg Riese jedoch erst mal bei der Beratungsfirma Accenture ein. Nebenher promovierte er zum Thema „Industrialisierung von Banken“.
2007 wechselte er zur DG Hyp, die damals ein Problemfall in der genossenschaftlichen Finanzgruppe war. Riese richtete das Institut mit seinen Managementkollegen neu aus, senkte die Kosten und zog sich aus mehrere Geschäftsfeldern zurück.
Zwei Jahre später zog er weiter zur DZ Bank, die sich damals ebenfalls in einer schwierigen Situation befand. Ein Fusionsversuch mit dem Düsseldorfer Schwesterinstitut WGZ Bank war gerade gescheitert, und die Finanzkrise rüttelte an der Stabilität vieler Geldhäuser.
„Es war wie eine Stunde null für die DZ Bank, eine schwierige Situation“, sagt Riese. Als Bereichsleiter arbeitete er an der neuen Strategie mit: Personalabbau, Kapitalerhöhung, Kappung des Kapitalmarktgeschäfts einerseits.
Andererseits wollte die Bank wieder wachsen und sich als Dienstleister mehr um ihre Eigentümer, die Volks- und Raiffeisenbanken, bemühen. „Wir haben uns relativ früh an die neue Realität nach der Finanzkrise angepasst, weil wir nicht daran geglaubt haben, dass die alten Zeiten zurückkommen werden“, sagt Riese rückblickend.
Für die DZ Bank hat sich dieser Kurs ausgezahlt. Während Deutsche Bank und Commerzbank in den vergangenen Jahren umfangreiche Restrukturierungsprogramme durchliefen, sorgte die DZ Bank kaum für Schlagzeilen. Beständig fuhr sie Milliardengewinne ein.
Seine Zahlen für 2022 wird das Institut am kommenden Dienstag vorlegen. An das Rekordergebnis von 3,1 Milliarden Euro vor Steuern aus dem Jahr 2021 dürfte die DZ Bank dabei nicht herankommen. Riese hat jedoch signalisiert, dass das Institut 1,5 Milliarden Euro überschreiten dürfte.
Noch enger zusammenarbeiten wird Riese künftig mit Johannes Koch. Der Aufsichtsrat hat den 47-Jährigen, der seit 2013 bei der DZ Bank arbeitet und aktuell den Bereich Strategie und Konzernentwicklung führt, zum 1. März als Generalbevollmächtigten ernannt. Anfang 2024 soll er in den Vorstand einziehen und sich dort vor allem um die DZ Verbund- und Geschäftsbank kümmern.
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