Handelsblatt App
Jetzt 4 Wochen für 1 € Alle Inhalte in einer App
Anzeigen Öffnen
MenüZurück
Wird geladen.

30.12.2022

04:14

Girocard

Mastercard und Visa statt Maestro: Die ersten Sparkassen haben die Girocards umgetauscht

Von: Elisabeth Atzler

Bei der Girocard („EC-Karte“) ändert sich 2023 einiges, weil Mastercard die Maestro-Funktion auslaufen lässt. Manche Geldhäuser bekommen aber Aufschub.

Die ersten Sparkassen haben die neue Girocard an ihre Kundinnen und Kunden bereits ausgegeben. Mastercard ersetzt dort die Maestro-Funktion für Auslandszahlungen - oder alternativ vielfach Visa. Zahlreiche weitere Sparkassen und Volksbanken werden im Laufe des Jahres 2023 folgen. Sparkasse

Neue Girocard der Sparkassen

Die ersten Sparkassen haben die neue Girocard an ihre Kundinnen und Kunden bereits ausgegeben. Mastercard ersetzt dort die Maestro-Funktion für Auslandszahlungen - oder alternativ vielfach Visa. Zahlreiche weitere Sparkassen und Volksbanken werden im Laufe des Jahres 2023 folgen.

Frankfurt Die Girocard, besser bekannt unter ihrem alten Namen „EC-Karte“, ist die beliebteste Bezahlkarte in Deutschland. Rund 100 Millionen Girocards sind in Umlauf. Im kommenden Jahr gibt es für viele Kundinnen und Kunden eine wesentliche Änderung: Sie können mit der Girocard flächendeckend online einkaufen. Möglich macht das eine neue Funktion: Mastercard statt Maestro.

Damit wird die Girocard zwar nicht zur Kreditkarte, sie bleibt eine Debitkarte, Zahlungen werden also direkt vom Konto abgebucht. Aber Onlineshopping funktioniert dennoch. Dasselbe gilt für den Fall, dass Geldhäuser sich für Visa als sogenanntes Co-Badge entscheiden.

Damit dürfte die Girocard künftig auch stärker für Zahlungen im Internet genutzt werden – wenngleich wahrscheinlich nicht in großem Ausmaß. Einer Erhebung der Bundesbank aus dem Jahr 2021 zufolge hat gut die Hälfte der Bürger in Deutschland eine oder mehrere Kreditkarten. Zudem sind beim Onlineshopping der Kauf auf Rechnung und der US-Bezahldienst Paypal die mit Abstand meistgenutzten Zahlungsmethoden.

Mastercard hatte europäischen Kreditinstituten im Herbst 2021 mitgeteilt, dass neue Bankkarten nur noch bis Sommer 2023 mit der Maestro-Funktion ausgegeben werden dürfen. Üblicherweise sind die Karten vier Jahre gültig.

Mittlerweile gibt es allerdings Ausnahmen, sodass Girocards mit Maestro von manchen Kreditinstituten auch über Sommer 2027 hinaus funktionieren werden. Das endgültige Maestro-Aus verschiebt sich dadurch etwas.

40 Prozent der Sparkassen entscheiden sich für Visa

Am weitesten bei diesem Umtausch sind die Sparkassen, die Marktführer im Geschäft mit privaten Kundinnen und Kunden. Die ersten Sparkassen haben die Girocard bereits komplett ausgewechselt. Bei der Sparkasse Siegen beispielsweise sind alle 170.000 Girocards in Umlauf mit Mastercard-Funktion ausgestattet. Sie war bereits vor gut zwei Jahren auf den neuen Girocard-Typ umgeschwenkt.

Die Sparkasse Niederbayern-Mitte wiederum setzt auf Visa. Sie hat im Dezember mit dem Tausch der 110.000 Karten begonnen. Alle Kundinnen und Kunden erhalten eine neue Girocard.

S-Payment, ein Zahlungsdienstleister der Sparkassen, plant zum Ende des ersten Halbjahres 2023 einen „zentralen Umstellungstermin“ auf Mastercard und Visa als Co-Badge für Neu- und Ersatzkarten. Danach folgen bestehende Kundinnen und Kunden. Die Kreissparkasse Köln beispielsweise, eine der größten deutschen Sparkassen, gibt die neue Girocard im Neugeschäft ab Juni kommenden Jahres aus. „Der Kartenaustausch im Bestandsgeschäft ist ab Oktober 2023 geplant.“

Laut S-Payment haben sich rund 60 Prozent der Sparkassen für eine Girocard mit Mastercard entschieden, der Rest setzt auf Visa, was ein deutlicher Zuwachs ist. Denn bisher nutzen nur wenige Sparkassen V-Pay, das Visa-Pendant zu Maestro.

Das Beibehalten von Girocards mit V-Pay ist ebenso eine Option. Denn Visa betont, V-Pay zu bewahren. Die Berliner Sparkasse, die zweitgrößte Sparkasse in Deutschland, bleibt „bis auf Weiteres beim Co-Badge V-Pay“.

Auch die Volks- und Raiffeisenbanken werden ihrem Lobbyverband BVR zufolge Girocards ab Juli in der Regel ohne Maestro-Funktion ausgeben. Mastercard gewährt einigen Kreditinstituten aber Aufschub: „Bei technischen Herausforderungen finden wir zusammen mit unseren Partnern Migrationspläne, die auch Übergangsfristen beinhalten können“, erklärt das Unternehmen.

So gibt es zum Beispiel für die Frankfurter Volksbank, die zweitgrößte deutsche Volksbank, eine längere Nutzungsdauer. „Kunden der Frankfurter Volksbank können die Girocard mit Mastercard-Funktion noch bis Ende 2027 nutzen“, teilte das Geldhaus auf Anfrage mit. Auch die genossenschaftliche GLS Bank wird bis Oktober Maestro-Girocards ausgeben, wie zunächst das „IT Finanzmagazin“ berichtete.

Auch Commerzbank will an der Girocard festhalten

Allerdings ist unter den Genossenschaftsbanken der Druck zum Co-Badge-Wechsel nicht so groß wie unter Sparkassen. Derzeit sind rund 60 Prozent der Girocards von Volks- und Raiffeisenbanken mit V-Pay ausgestattet und 40 Prozent mit Maestro.

Die Deutsche Bank und die Commerzbank, beide heute Mastercard-Partner, halten sich mit Blick auf die künftige Auslandsfunktion ihrer Girocards bedeckt, was bei beiden Banken ebenfalls eine Übergangsfrist nahelegt.

Die Commerzbank erklärte auf Anfrage zwar, dass sie grundsätzlich an der Girocard festhalte, aber nicht, welches Co-Badge Auslandszahlungen ab Sommer 2027 sicherstellt. „Im laufenden Kartentausch werden Girocards erneut mit dem Maestro-Logo ausgegeben. Somit ist eine Laufzeit bis mindestens Dezember 2026 sichergestellt.“

Auch die Deutsche Bank bekennt sich zur Girocard. „In Deutschland ist die Girocard nach wie vor ein relevantes Zahlungsmittel“, sagte Privatkunden-Vorstand Karl von Rohr vor einigen Wochen dem Handelsblatt. „Wir werden diese weiterhin an unsere Kunden ausgeben.“ Auch im Auslandszahlungsverkehr wolle man künftig kartengestützte Lösungen anbieten.

Mehrere Privatbanken, teils Töchter ausländischer Großbanken, setzen neuerdings oder seit Längerem nicht mehr auf die Girocard. Zu den Geldhäusern, die auf eine Visa-Debitkarte umstellen, gehören Targobank und Santander. Auch die Hypo-Vereinsbank sowie die Onlinebanken DKB und die Comdirect sind ebenfalls weitgehend oder teils auf eine Visa-Debitkarte umgeschwenkt.

Ein Vorteil: Die virtuelle Variante dieser Karten lässt sich meist für Bezahl-Apps wie Apple Pay nutzen. Bei der Girocard ist das bislang nur Sparkassenkunden möglich. Ein Nachteil: An einem Teil der Ladenkassen in Deutschland werden die Debitkarten von Mastercard und Visa nicht akzeptiert.

Direkt vom Startbildschirm zu Handelsblatt.com

Auf tippen, dann auf „Zum Home-Bildschirm“ hinzufügen.

Auf tippen, dann „Zum Startbildschirm“ hinzufügen.

×