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16.11.2020

04:13

Handelsblatt testet

Digitale Vermögensverwalter: Das sind empfehlenswerte Robo-Advisors

Von: Julia Groth

Robo-Advisor sollen wenig kosten und eine gute Wertentwicklung liefern. Das klappt aber längst nicht immer. Anleger sollten vor allem auf die Gebühren achten.

Nachhaltigkeit ist ein wichtiger Trend in der Robo-Branche. Moment/Getty Images

Roboter-Gesicht

Nachhaltigkeit ist ein wichtiger Trend in der Robo-Branche.

Köln Wer sein Geld professionell verwalten lassen will, braucht dafür nicht unbedingt einen Vermögensverwalter oder einen Fondsmanager: Anleger können ihr Kapital auch einem Robo-Advisor anvertrauen. Dieser investiert das Kundenkapital automatisiert, oft mithilfe von Algorithmen. In den vergangenen Jahren sind in Deutschland zahlreiche solcher Anbieter auf den Markt gekommen.

Mittlerweile können Anleger zwischen rund 30 verschiedenen Robos wählen. Diese bieten zwar im Kern dieselbe Dienstleistung an. Doch vor allem bei den Kosten unterscheiden sie sich deutlich.

Die FMH-Finanzberatung hat für das Handelsblatt 24 Robo-Advisors analysiert, ihre Leistungen und Preise verglichen. Wirklich schlecht abgeschnitten hat dabei demnach keiner. Andererseits konnten nur wenige Anbieter die Spitzennote „sehr gut“ erringen. Unter den Anbietern, die das ihnen anvertraute Kapital je nach Marktumfeld aktiv strukturieren, bekam sogar nur ein einziger die beste Bewertung: Smavesto, der digitale Vermögensverwalter der Sparkasse Bremen.

Um die Investmentleistungen der Robos vergleichen zu können, schauten sich die FMH-Experten die Wertentwicklung ihrer ausgewogenen Anlagestrategien – also mit ähnlich hohem Anteil Aktien und Anleihen – an. Smavesto konnte sich in diesem Punkt klar von der Konkurrenz absetzen. Von September 2019 bis August 2020 legte die ausgewogene Strategie des Bremer Anbieters um 10,22 Prozent an Wert zu. Das Pendant des Kölner Konkurrenten Investify, der bereits drei Jahre länger am Markt ist, schaffte in dem Zeitraum gerade einmal 1,4 Prozent Wertzuwachs.

Große Unterschiede bei den Kosten

FMH weist die Performance vor Kosten aus. Bezieht man diese mit ein, wird der Unterschied zwischen den Anbietern noch gravierender (siehe Grafik). Bei Smavesto zahlen Kunden eine Servicepauschale – also die Verwaltungsgebühr für den Robo in Höhe von einem Prozent der Anlagesumme pro Jahr. Hinzu kommen die laufenden Kosten für Produkte – meist ETF oder Fonds, mit denen die Strategien umgesetzt werden. Bei Smavesto sind das im Mittel 0,25 Prozent jährlich. Bei Investify werden dagegen je nach Anlagebetrag zwischen 0,8 und einem Prozent Servicepauschale fällig, zuzüglich 1,15 Prozent laufender Kosten pro Jahr. Nach deren Abzug blieb Anlegern dort im Untersuchungszeitraum vom Ertrag fast nichts übrig.

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Auch bei der Wertentwicklung gibt es Ausreißer nach oben und unten: „Die Performance-Unterschiede sind wenig überraschend“, sagt FMH-Expertin Dajana Gillmaier. Schließlich seien die Aktienquoten in den Strategien unterschiedlich hoch. Und in der Regel lässt sich von der Höhe des Aktienanteils auf die Wertentwicklung schließen, da die zweite bedeutende Anklageklasse, Anleihen, aktuell kaum Rendite abwirft.

So lieferte die Strategie mit dem niedrigsten Aktienanteil, ausgerechnet vom Marktführer nach gemanagtem Vermögen Scalable Capital, im Untersuchungszeitraum mit minus 8,69 Prozent mit Abstand das schlechteste Ergebnis. Das Portfolio des Anbieters mit rund zwei Milliarden Euro Kundenvermögen konnte offenbar nicht so stark von der Erholung an den Aktienmärkten profitieren wie Angebote der Konkurrenz. Dennoch schneidet Scalable unter dem Strich gut ab. FMH lobt dort etwa das mit Abstand größte Angebot an Anlagestrategien im Angebot, die relativ niedrige Mindestsparrate und passable Gebühren.

Robo-Advisor, die die Kapitalstruktur konstant halten, haben besonders gut abgeschnitten

Bei den passiven Robo-Advisors hat FMH immerhin dreimal die Note „sehr gut“ verliehen. Diese schichten das Kapital ihrer Kunden nicht je nach Marktgeschehen um, sondern halten die ursprüngliche Kapitalstruktur möglichst konstant. In dieser Sparte siegten der Berliner Anbieter Growney, das Start-up Oskar – eine Beteiligung vom Fachmedium finanzen.net – sowie das niederländische Fintech Peaks. Sowohl die Wertentwicklung der ausgewogenen Strategien als auch deren Kosten konnten die FMH-Tester überzeugen.

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Kosten und Performance seien die wichtigsten Auswahlkriterien für Robo-Kunden, bestätigt Gillmaier. Darüber hinaus können für Anleger noch weitere Punkte wichtig sein bei der Entscheidung für einen Robo. So können Kunden etwa bei Peaks bereits ab einem Euro Startkapital investieren. Bei Solidvest, einem Angebot der Investmentboutique DJE Kapital des Vermögensverwalters Jens Ehrhardt, müssen Anleger dagegen mindestens 10.000 Euro mitbringen. Auch die Mindestsparraten unterscheiden sich, ebenso die Zahl der angebotenen Strategien und der Fonds oder ETFs, mit denen die Strategien umgesetzt werden können.

In Zukunft könnte es übersichtlicher werden auf dem Robo-Markt, prophezeit Stephan Schrödl. Der Analyst des unabhängigen Beratungshauses Fonds Consult untersucht einmal pro Jahr digitalisierte Vermögensverwaltungen in Deutschland. Die Ergebnisse seiner jüngsten Studie von April dieses Jahres deuten darauf hin, dass früher oder später eine Konsolidierungswelle anrollt. Der Grund: Robos haben hohe Kosten für die Kundenakquise und sind bei dieser Aufgabe längst nicht so erfolgreich wie gedacht.

So hatten Anbieter gehofft, in Deutschland bis zum laufenden Jahr insgesamt um die 20 Milliarden Euro zu verwalten. Ende März betrug das von Robos verwaltete Vermögen indes nicht einmal ein Viertel dieser Summe.

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Informierte aktive Anleger, die Zielgruppe vieler Robos, griffen häufig eher zu günstigen ETF-Sparplänen, berichtet Schrödl. Auch jüngere Kundengruppen, um die Jahrtausendwende Geborene haben sich nicht Hals über Kopf auf Robos gestürzt. „Da war man zu optimistisch“, sagt der Analyst. Weil die Margen digitaler Vermögensverwaltungen niedrig sind, sind Anbieter aber auf hohe Volumina angewiesen. Verwalten sie nur wenig Kundengeld, machen sie Verluste. „Es wird eine massive Konsolidierung geben müssen“, ist Schrödl deshalb überzeugt.

Ein wichtiges Alleinstellungsmerkmal für Anbieter könnte künftig die Frage sein, wie viele und welche Nachhaltigkeitsstrategien sie anbieten. Diese werden nämlich immer häufiger nachgefragt und müssen nach den neuen Regeln der Europäischen Union ab kommendem Jahr auch explizit angeboten werden. Das Thema Nachhaltigkeit sei deshalb für immer mehr Robo-Advisor von Bedeutung, berichtet FMH-Expertin Gillmaier. Auch Schrödl hält es für wichtig, wie Robos in Zukunft mit dem Thema ESG umgehen.

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