Altor Fonds übernimmt 80 Prozent an dem österreichischen Institut. Die einstige Krisenbank ist wieder hochprofitabel und stark in nachhaltiger Finanzierung engagiert.
Windenergie im Sonnenaufgang
Das österreichische Institut Kommunalkredit ist auf die Finanzierung nachhaltiger Infrastruktur spezialisiert. Das war ein Grund für das Interesse des neuen schwedischen Mehrheitseigentümers.
Bild: dpa
Frankfurt Die auf die Finanzierung nachhaltiger Infrastruktur spezialisierte Kommunalkredit Austria geht mehrheitlich an den schwedischen Finanzinvestor Altor Fonds. Altor übernehme eine Mehrheitsbeteiligung von 80 Prozent, teilte das Institut am Dienstag mit. Die bisherigen Eigentümer, zu denen die vom deutschen Banker Patrick Bettscheider gegründete Investmentfirma Interritus gehört sowie Trinity Investments DAC und der Österreichische Gemeindebund, bleiben Minderheitsaktionäre.
Der Kaufpreis bewerte die Kommunalkredit mit 500 Millionen Euro, sagte eine mit dem Sachverhalt vertraute Person dem Handelsblatt. Ein anderer Insider bemerkte, die Bewertung liege zwischen dem Buchwert und dem 1,3-Fachen des Buchwerts.
Mit dem Buchwert ist vereinfacht gesagt die Summe des Eigenkapitals gemeint. Da das Eigenkapital der Bank zuletzt etwa 433 Millionen Euro betrug, würden 500 Millionen Euro in etwa einer Bewertung vom 1,15-Fachen des Buchwerts entsprechen.
Die Bank wollte sich auf Anfrage nicht zum Kaufpreis oder der Bewertung äußern. Angesichts der hohen Profitabilität der Kommunalkredit – die Eigenkapitalrendite lag zuletzt bei etwa 20 Prozent – wäre eine Bewertung in dieser Größenordnung Experten zufolge alles andere als überraschend.
Die Kommunalkredit Austria wurde während der Finanzkrise 2008 notverstaatlicht, um einen Zusammenbruch zu verhindern. Die Bank wurde in eine Bad Bank, also eine Abwicklungsanstalt, und in eine um Altlasten bereinigte Bank, die Kommunalkredit Austria, aufgespalten. 2015 übernahmen bei der Reprivatisierung des gesunden Teils der Bank eine Käufergruppe um Bettscheider und den irischen Investor Trinity die Mehrheit und positionierten die Kommunalkredit als Infrastrukturfinanzierer.
Seither hat sich das Institut, das seit 2017 vom ehemaligen Deutsch-Banker Bernd Fislage geführt wird, auf die Finanzierung nachhaltiger Infrastruktur in ganz Europa spezialisiert. Das Institut mit Hauptsitz in Wien hat in den vergangenen sieben Jahren nach eigenen Angaben rund 200 Projekte mit Fokus auf Energiewende und erneuerbaren Energien finanziert.
Bernd Fislage
Der ehemalige Deutsch-Banker ist seit 2017 Chef beim Infrastrukturfinanzierer Kommunalkredit.
Bild: Pressefoto Kommunal Kredit/ Fotowagner.com
Diese Ausrichtung habe die Bank für den neuen Mehrheitseigner Altor interessant gemacht, hieß es in Finanzkreisen. Altor ist ein skandinavischer Finanzinvestor, der sich stark im Bereich erneuerbarer Energien engagiert, aber auch im Bankenbereich. Die Kommunalkredit ist das erste große Bank-Engagement außerhalb Skandinaviens.
Neben dem Kaufpreis will Altor die Kommunalkredit der Mitteilung zufolge auch mit zusätzlichem Kapital stärken. Die Bank peilt eine Kapitalerhöhung von 100 Millionen Euro an.
Damit soll das Wachstum des Instituts unterstützt werden. Denn über je mehr Eigenkapital eine Bank verfügt, desto mehr Finanzierungen darf sie ausreichen. Auch die Obergrenze für einen einzelnen Kredit hängt vom Eigenkapitalbestand der jeweiligen Banken ab.
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