Handelsblatt App
Jetzt 4 Wochen für 1 € Alle Inhalte in einer App
Anzeigen Öffnen
MenüZurück
Wird geladen.

05.08.2021

16:30

Interview

Deutsche-Bank-Finanzchef nach Verbesserung des Ratings: „Unser Kapitalmarktgeschäft wird profitieren“

Von: Michael Maisch, Yasmin Osman

James von Moltke hofft, dass sich das höhere Moody's-Rating positiv aufs Geschäft auswirkt – und andere Agenturen nachziehen.

Der Finanzchef der Deutschen Bank hofft, dass andere Ratingagenturen dem Beispiel von Moody's folgen werden.  AFP

Deutsche-Bank-Vorstand James von Moltke

Der Finanzchef der Deutschen Bank hofft, dass andere Ratingagenturen dem Beispiel von Moody's folgen werden. 

Frankfurt Die Deutsche Bank hat lange auf die Verbesserung ihrer Bonität hinarbeiten müssen. Entsprechend erleichtert ist Finanzchef James von Moltke über die positive Nachricht der Ratingagentur Moody’s: „Wir versprechen uns von der Heraufstufung (...) konkrete positive Effekte“, sagte er im Gespräch mit dem Handelsblatt. Moody’s hatte die Kreditwürdigkeit der Bank am Mittwoch von „A3“ auf „A2“ angehoben.

Die Noten der Ratingagenturen spielen vor allem im Kapitalmarktgeschäft eine wesentliche Rolle für Banken: Denn von der Kreditwürdigkeit hängt ab, ob und wie viel Geschäft große Unternehmen und institutionelle Investoren mit einem Geldhaus abschließen dürfen. Da von der Qualität der Ratings die Refinanzierungskonditionen einer Bank abhängen, beeinflussen sie auch, wie wettbewerbsfähig die Angebote sind, die ein Institut seinen Kunden unterbreitet.

Helfen wird das bessere Rating nach Einschätzung des Finanzvorstands nicht allein im Investmentbanking. „Unser Kapitalmarktgeschäft wird davon profitieren, aber auch im Cash-Management, im Unternehmensgeschäft und im Wealthmanagement erhoffen wir uns positive Auswirkungen“, sagte von Moltke. „Wir rechnen damit, dass sich bestehende Kunden wohler mit dem Rating fühlen und deshalb künftig mehr Geschäft mit uns machen können und dass potenziellen Kunden jetzt der Wechsel leichter fällt.“

Moody’s beurteilt die Deutsche Bank nun deutlich positiver, als es die Ratingagenturen Standard & Poor’s oder Fitch Ratings tun, deren Bonitätsnoten für die Bank um zwei bis drei Stufen schlechter sind. Bislang haben beide Agenturen nur einen positiven Ausblick für die Ratings vergeben, prüfen aber noch nicht konkret eine Heraufstufung. 

„Wir arbeiten natürlich daran, unsere Bonitätsbewertungen weiter zu verbessern“, versprach von Moltke. Er freue sich aber, dass Moody’s den Ausblick für das Rating auch nach der gerade erfolgten Heraufstufung auf „positiv“ belassen hatte. „Das spricht dafür, dass die Hochstufung ein erster Schritt war und nicht der letzte“, sagte er.

Lesen Sie hier das gesamte Interview:

Herr von Moltke, lange musste die Deutsche Bank auf eine Heraufstufung ihres Ratings warten. Jetzt hat Moody’s zum ersten Mal seit 2007 die Bonitätsnote aus wirtschaftlichen Gründen heraufgesetzt. Wie wirkt sich das auf die Ertragschancen aus?

Erst einmal ist die Hochstufung ein wichtiger Schritt in unserem Transformationsprozess, den wir vor zwei Jahren mit der Bekanntgabe unserer neuen Strategie eingeleitet haben. Sie zeigt, dass die Strategie richtig, vor allem aber deren Umsetzung entscheidend ist. Wir versprechen uns von der Heraufstufung aber auch konkrete positive Effekte. Es gibt eine Reihe von Geschäftsbereichen, in denen die Kunden stark auf die Ratings achten.

Das betrifft vor allem das Investmentbanking, oder?

Unser Kapitalmarktgeschäft wird davon profitieren, aber auch im Cash-Management, im Unternehmensgeschäft und im Wealthmanagement erhoffen wir uns positive Auswirkungen. Wir rechnen damit, dass sich bestehende Kunden wohler mit dem Rating fühlen und deshalb künftig mehr Geschäft mit uns machen können und dass potenziellen Kunden jetzt der Wechsel leichter fällt. Und natürlich können wir uns dank der Hochstufung der langfristigen und der kurzfristigen Ratings zu wettbewerbsfähigeren Konditionen refinanzieren – und das wiederum ist auch gut für unsere Kunden.

Grafik

Wie schnell werden sich die erhofften Verbesserungen bemerkbar machen?

Im Kapitalmarktgeschäft können die Kunden ihr Geschäftsvolumen mit der Bank am schnellsten anpassen, aber mittelfristig hilft uns das bessere Rating auch in den anderen genannten Bereichen.

Wird dieser Effekt so stark sein, dass die Deutsche Bank ihren Ausblick für den Rest des Jahres anheben kann?

So genau kann ich das nicht quantifizieren. Wir haben bereits in den vergangenen Quartalen gesehen, dass viele Kunden mehr Geschäft mit uns machen – weil wir wieder auf der Erfolgsspur waren. Die Hochstufung ist hilfreich, weil sie diesen Trend nun verstärkt – und uns hilft, unsere Ziele zu erreichen.

Die anderen großen Ratingagenturen stufen die Bank derzeit noch schlechter ein als Moody’s. Erwarten Sie weitere Heraufstufungen?

Ich kann mögliche Aktionen der Ratingagenturen nicht vorhersagen, aber wir arbeiten natürlich daran, unsere Bonitätsbewertungen weiter zu verbessern. Insofern freut uns besonders, dass Moody’s nicht nur alle unsere Ratings heraufgestuft hat, sondern auch den Ausblick auf „positiv“ belassen hat, was durchaus ungewöhnlich ist. Das spricht dafür, dass die Hochstufung ein erster Schritt war und nicht der letzte.

In der Begründung von Moody’s ist zwar von einer Verbesserung der nachhaltigen Profitabilität die Rede, aber die Agentur schränkt ein, dass das Niveau noch immer „bescheiden“ sei. Was sagen Sie dazu?

Das bedeutet, dass wir unsere Transformation weiter genauso konsequent umsetzen müssen wie bisher, um unseren Plan so wie versprochen umzusetzen. Ziel bleibt es, bis 2022 eine Rendite auf das materielle Eigenkapital von acht Prozent zu erreichen.

Wie wichtig ist es für die Bank, dass die anderen Ratingagenturen nachziehen?

Es würde uns auf jeden Fall helfen. Denn natürlich schauen einige unserer Kunden und wir selbst auch darauf, ob jetzt Standard & Poor’s nachzieht.

Trotz der Heraufstufung bewerten die Ratingagenturen viele Ihrer Konkurrenten noch immer besser als die Deutsche Bank. Wie schwer wiegt dieser Nachteil?

Es gibt einen gewissen Rating-Abschlag auf unsere Bewertung. Aber ich würde dagegenhalten und sagen, dass unsere Bilanz mindestens so stark ist wie die von vielen besser eingestuften Wettbewerbern.

Die Verbesserung der Profitabilität hat die Bank in den vergangenen Quartalen vor allem den Investmentbankern zu verdanken. Dabei wollten Sie doch eigentlich die Abhängigkeit vom schwankungsanfälligen Investmentbanking verringern.

Für die Erfolge bei der Transformation ist längst nicht nur das gute Abschneiden unserer Investmentbank verantwortlich. Alle vier Kerngeschäftsbereiche haben im ersten Halbjahr ihre Profitabilität gegenüber dem Vorjahr steigern können und liegen im Plan – genauso wie unsere Abbaubank, die Capital Release Unit. Und wir haben alle selbst gesetzten Effizienzziele erfüllt.

Von ihrem absoluten Kostenziel hat sich die Bank allerdings gerade verabschiedet. Stattdessen konzentrieren Sie sich jetzt auf das Verhältnis von Kosten zu Einnahmen, die sogenannte Cost-Income-Ratio. War das ein Thema in den Diskussionen mit den Ratingagenturen und den großen Investoren?

Nein, sowohl die Ratingagenturen als auch viele Investoren hatten mit dieser Anpassung gerechnet – als einen natürlichen und richtigen Schritt in dieser Phase der Transformation. Wir sind einfach an einem Punkt, an dem es falsch wäre, unsere Wachstumsmöglichkeiten durch das strikte Festhalten an einem absoluten Kostenziel zu beschränken – zumal dann, wenn wir es mit externen Kostenfaktoren wie höheren Bankenabgaben zu tun haben. Am Effizienzziel einer Cost-Income-Ratio von 70 Prozent bis Ende 2022 hat sich nichts geändert.

Bei den jüngsten Quartalszahlen haben Sie weitere Kostensenkungsmaßnahmen angekündigt, was steckt konkret dahinter?

Dabei geht es um eine Reihe von größeren Initiativen und viele kleinere. Wir sind zum Beispiel auf einem guten Weg, unseren Büroflächenbedarf im Vergleich zu 2018 um 25 Prozent zu reduzieren. Und das wird nicht der letzte Schritt sein.

Wie geht es jetzt weiter mit der Bank, wo sehen Sie die größten Risiken für den Rest des Jahres?

Die wirtschaftliche Lage ist noch immer durch die Pandemie geprägt, die in dieser Form historisch einzigartig ist. Entsprechend schwierig ist es, die ökonomische Entwicklung vorherzusagen. Diese Ungewissheit ist für uns und andere Banken weiter das größte Risiko und wir müssen nach wie vor sehr vorsichtig navigieren.

Grafik

Für die Deutsche Bank sind aber nicht nur die wirtschaftlichen Gefahren relevant, wie sieht es mit den Rechtsrisiken aus?

Einige große Fälle sind noch immer nicht abgeschlossen. Wir haben in den vergangenen zehn Jahren konsequent viele Altfälle gelöst und unsere Rechtsrisiken verringert. Für die wenigen größeren Fälle, die noch verbleiben, haben wir angemessene Rückstellungen gebildet und wir sind zuversichtlich, dass wir unsere Rechtsrisiken weiter reduzieren können.

Moody’s hebt auch auf die Fortschritte der Bank beim Thema Nachhaltigkeit ab. Wie nahe ist die Bank ihren selbst gesteckten Zielen gekommen?

Die Zuwächse sind über alle Geschäftsbereiche hinweg immens – wir haben heute schon mehr als die Hälfte unserer Volumenziele bis Ende 2023 erreicht. Moody’s erkennt zudem an, dass wir unsere Prozesse Schritt für Schritt an Nachhaltigkeit ausrichten und sieht hier einen Wettbewerbsvorteil. Das freut uns natürlich – aber es ist auch ein echter Anspruch, hier am Ball zu bleiben.

Direkt vom Startbildschirm zu Handelsblatt.com

Auf tippen, dann auf „Zum Home-Bildschirm“ hinzufügen.

Auf tippen, dann „Zum Startbildschirm“ hinzufügen.

×