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22.08.2021

10:14

Kredite

Wer die besten Konditionen für den Ratenkredit bietet

Von: Julia Groth

Momentan sind Ratenkredite günstig. Eine Auswertung der FMH-Finanzberatung zeigt, wo sich Verbraucher zu besonders guten Konditionen Geld für größere Anschaffungen leihen können.

Ratenkredite, die weitgehend unabhängig von der Kreditwürdigkeit des Kunden vergeben werden, gibt es bei den Banken nur noch wenige dpa

Möbelhaus

Ratenkredite, die weitgehend unabhängig von der Kreditwürdigkeit des Kunden vergeben werden, gibt es bei den Banken nur noch wenige

Köln Die gestiegene Inflationsrate führt zu einem kuriosen Phänomen: Wer einen Ratenkredit aufnimmt, bekommt dafür unterm Strich Geld, statt welches zahlen zu müssen. Denn der derzeitige Realzins, also der Nominalzins minus Inflation, ist bei vielen Krediten durch die höhere Teuerung ins Negative gerutscht.

Bleibt dieses Verhältnis über die Kreditlaufzeit erhalten, zahlen Bankkunden wegen der schleichenden Entwertung ihrer Schulden real weniger Geld zurück, als sie sich geliehen haben. „Dass eine Mehrheit ihren Ratenkredit zu Zinsen unterhalb der laufenden Teuerung abschließen kann, ist eine historische Ausnahmeerscheinung“, sagt Oliver Maier, Geschäftsführer des Vergleichsportals Verivox.

Für einen Ratenkredit mit drei Jahren Laufzeit zahlen Verbraucher derzeit im Schnitt 3,68 Prozent Zinsen, wie Zahlen der FMH-Finanzberatung belegen. Die Inflationsrate in Deutschland lag im Juli leicht oberhalb dieses Werts, bei 3,8 Prozent. Von den inflationsbedingt günstigen Finanzierungsbedingungen dürften zahlreiche Verbraucher profitieren. Ratenkredite sind in Deutschland nämlich mit Abstand die beliebteste Art der Fremdfinanzierung, geht aus einer Umfrage des Bankenfachverbands hervor.

Angeschafft werden damit besonders häufig Autos, Küchen, Möbel, Computer und Unterhaltungselektronik. Dank der günstigen Rahmenbedingungen finden Verbraucher momentan viele attraktive Kreditangebote. Auch das zeigt die FMH-Auswertung von Online-Ratenkrediten für das Handelsblatt.


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Die Zinsexperten haben sowohl bonitätsabhängige als auch bonitätsunabhängige Angebote untersucht. Ratenkredite, die weitgehend unabhängig von der Kreditwürdigkeit des Kunden vergeben werden, gibt es allerdings nur noch wenige, weil sie für Banken mit einem höheren Risiko verbunden sind.

Regionale Kreditinstitute überraschen positiv

Einer der günstigsten stammt von der DKB Deutsche Kreditbank, einer Tochter der Bayerischen Landesbank. Kunden zahlen dort 2,85 Prozent jährlichen Effektivzins – und bleiben so deutlich unterhalb der aktuellen Inflationsrate.

Bei der Deutschen Skatbank ist der bonitätsunabhängige Ratenkredit mit 2,89 Prozent Zinsen pro Jahr nur minimal teurer. Selbst die Differenz zur weniger gut bewerteten SWK Bank macht sich im Portemonnaie kaum bemerkbar: Die Direktbank mit Sitz in Bingen am Rhein nimmt für ihren „Couchkredit“ 3,49 Prozent Zinsen pro Jahr. Nach drei Jahren haben Kunden dort für einen Kredit in Höhe von 10.000 Euro rund hundert Euro mehr Zinsen gezahlt als bei der DKB.

Bei den bonitätsunabhängigen Krediten stechen einige regionale Kreditinstitute positiv hervor. So hat die PSD Bank Rhein-Ruhr mit 2,29 Prozent jährlichem Effektivzins einen sehr günstigen Ratenkredit in der Palette. Auch die PSD Bank München kann mit 2,49 Prozent Zinsen pro Jahr mit den überregionalen Anbietern mithalten, ebenso die PSD Bank West mit ebenfalls 2,49 Prozent.


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Schaut man sich die Kreditangebote für Kunden mit Top-Bonität an, sieht man deutliche Zinsunterschiede. Für einen Kredit der genossenschaftlichen Deutschen Skatbank werden in diesem Fall gerade einmal 0,97 Prozent Zinsen pro Jahr fällig. Der Kredit ist also selbst ohne Berücksichtigung der Inflation beinahe gratis. Auch bei den anderen von FMH untersuchten bundesweit tätigen Banken steht durchweg eine Eins vor dem Komma.

„Viele Menschen haben nur mittlere Bonität“

Der Haken daran: „Fast kein Kunde kann die beste Bonität vorweisen“, sagt Ania Scholz-Orfanidis, Zinsexpertin bei FMH. „Man kann als Endverbraucher seine Kreditwürdigkeit kaum korrekt einschätzen. Viele Menschen haben nur mittlere Bonität, wissen das aber gar nicht“, sagt sie. Die Top-Angebote der Banken dienen eher Werbezwecken, als tatsächlich an Kunden vergeben zu werden, glaubt Scholz-Orfanidis.

Ein realistischeres Bild als die Konditionen für erstklassige Bonität zeichnet der Zweidrittelzins. Mindestens zwei Drittel der Kunden bekommen diesen oder einen günstigeren Zinssatz.

Hier unterscheiden sich die Zahlen kaum von denen der bonitätsunabhängigen Kredite: Die Deutsche Skatbank punktet mit 2,43 Prozent effektivem Jahreszins, gefolgt von der Degussa Bank mit 2,70 und der genossenschaftlichen BBBank mit 2,9 Prozent. Lediglich bei regionalen Anbietern müssen Kunden genauer hinschauen, um günstige Angebote zu finden. So hat es etwa die Sparkasse Leipzig noch ins FMH-Ranking geschafft, obwohl sie mit 4,06 Prozent Effektivzins pro Jahr eher teuer ist.


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Die Zinsen für Ratenkredite sind zuletzt im Schnitt minimal gestiegen. Das hängt nach Einschätzung von Scholz-Orfanidis vor allem damit zusammen, dass bei einigen Banken Rabattaktionen ausgelaufen sind. Sie rechnet damit, dass das Zinsniveau weiterhin tief bleibt.

Und damit steht sie nicht allein da. „Der Juli wird nicht der letzte Monat mit negativen Realzinsen gewesen sein, denn die Zinsen für Ratenkredite werden weiterhin sehr niedrig bleiben“, ist auch Verivox-Geschäftsführer Maier überzeugt. Zugleich dürfte die Inflation weiter Fahrt aufnehmen.

Die günstigen Kreditkonditionen verschleiern ein Problem: Ganze Berufsgruppen haben es momentan schwer, überhaupt Geld von der Bank zu bekommen. „Kredite für Freiberufler und Selbstständige wurden quasi eingestellt“, berichtet Scholz-Orfanidis.


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Freiberufler und Selbstständige auf der Verliererseite

Zwar seien auf den Internetseiten der Banken noch Antragsformulare zu finden. Auf Nachfrage stelle sich dann aber oft heraus, dass sich Kunden ohne Angestelltenverhältnis keine Hoffnung auf einen Ratenkredit machen dürfen.

Die Coronakrise und ihre wirtschaftlichen Folgen für viele Berufszweige habe Banken offenbar einen Schrecken eingejagt, sagt die FMH-Expertin. „Manche Selbstständige hatten zuletzt nicht mehr genug Geld für die Butter auf dem Brot.“ Von der Bank gab es dann meist auch keines.

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