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11.02.2020

16:11

Kreditinstitute

Portal für unabhängigen Girokonto-Vergleich lässt auf sich warten – Verbraucherschützer schlagen Alarm

Von: Frank Matthias Drost

Schon längst sollten Verbraucher die Möglichkeit haben, die Kosten von Girokonten neutral zu vergleichen. Doch die Regierung findet keinen Anbieter.

Nach dem Willen der Bundesregierung sollte es eigentlich seit anderthalb Jahren ein unabhängiges Vergleichsportal geben, auf dem Bürger die Konditionen ihrer Bank mit denen anderer Institute vergleichen können. dpa

Gebührenübersicht fürs Konto

Nach dem Willen der Bundesregierung sollte es eigentlich seit anderthalb Jahren ein unabhängiges Vergleichsportal geben, auf dem Bürger die Konditionen ihrer Bank mit denen anderer Institute vergleichen können.

Berlin Es sollte längst existieren: ein neutrales und zertifiziertes Portal, mit dem Verbraucher die Kosten von Girokonten vergleichen können. Doch das ist nicht der Fall – zum Ärger der Verbraucherschützer.

„Gerade in diesen Zeiten, in denen Banken anfangen, ihre Kontogebühren anzuheben, wäre ein unabhängiger Vergleich wichtig“, sagt die Teamleiterin Finanzen beim Verbraucherzentrale Bundesverband, Dorothea Mohn.

Tatsächlich sollte es nach dem Willen der Bundesregierung eigentlich seit anderthalb Jahren ein unabhängiges Vergleichsportal geben, auf dem Bürger die Konditionen ihrer Bank mit anderen Banken vergleichen können. Ein solches Portal wäre ein Schritt im Rahmen der Pläne der Bundesregierung, eine EU-Richtlinie für das Zahlungskontengesetz umzusetzen.

Die Bundesregierung hat beschlossen, für die Erstellung des Vergleichsportals einen privaten Anbieter zu suchen. Keine gute Entscheidung, wie Mohn bemängelt. „Wenn Verbraucher nicht bald eine Antwort bekommen, wann die Vergleichswebsite endlich kommt, muss doch noch ernsthaft über eine öffentlich-rechtliche Lösung nachgedacht werden“, sagt sie.

Doch die Hürden für das neue Portal sind hoch. Zunächst muss die unter der Aufsicht des Bundes stehende Deutsche Akkreditierungsstelle (Dakks) prüfen, ob Institutionen wie der TÜV oder die Dekra in der Lage sind, Vergleichswebsitebetreiber zu zertifizieren.

In Deutschland hat bislang nur der TÜV Saarland das langwierige Akkreditierungsverfahren durchlaufen und darf seinerseits Vergleichswebsite-Betreiber zertifizieren. „Wir stehen mit drei Interessenten in Kontakt und befinden uns bei einem Vergleichswebsitebetreiber im Zertifizierungsverfahren“, erklärt Thorsten Greiner vom TÜV Saarland auf Anfrage.

Allerdings hat einer von den drei Betreibern bereits wieder das Interesse verloren, denn die Konditionen sind zu schlecht. „Das ist mir schlicht zu teuer“, sagt Horst Biallo, Betreiber des Portals biallo.de. Biallo sollte für einen Zeitraum von drei Jahren mehr als 150.000 Euro zahlen.

Die Statuten würden vorschreiben, dass der Tüv kostendeckend arbeiten müsse. Und der habe hohe Zulassungskosten bei der Dakks zu tragen gehabt. Zudem seien die IT-Prüfungen und Audits anspruchsvoll.

Das sieht Biallo nicht ein. „Ich mache doch eigentlich die Arbeit, die der Staat machen sollte“, sagt er. Die Ausgaben lohnen sich für ihn nicht, denn auf Nachfrage wurde ihm beschieden, dass mit dem Zertifizierungsprogramm keine Gewinnerzielungsabsicht verbunden sei.

Biallo hat keine Möglichkeit, die Kosten für eine offizielle Vergleichswebsite gegenzufinanzieren. Das liegt auch daran, dass die gegenwärtigen Niedrigzinsen die Banken belasten. Nur die wenigsten Banken würden derzeit Provisionen zahlen – und die hätten sich in den vergangenen Jahren kräftig reduziert.

Ein anderes Portal, Check24, hat noch keine Entscheidung über eine Zertifizierung getroffen. Ende des ersten Quartals könne man wahrscheinlich sagen, ob es sich für das Unternehmen lohne, hieß es auf Anfrage.

Am weitesten gediehen ist derzeit die Verivox Finanzvergleich GmbH. „In den letzten Wochen und Monaten haben wir unsere Datenbank um die Vergleichskriterien erweitert, die die Finanzaufsicht Bafin für den Erwerb des Zertifikats vorgegeben hat – beispielsweise die Kosten für Überweisungen und Daueraufträge oder die Dichte des Geldautomatennetzes“, so Geschäftsführer Oliver Maier. Noch sei aber nicht entschieden, ob Verivox ein Zertifikat erwerbe.

Mehr: Das Bundeskartellamt mahnt bei Vergleichsportalen zu Vorsicht. Die Behörde will sich den Markt in Zukunft genauer anschauen – und im Zweifel auch eingreifen.

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