Das Wachstum der vergebenen Kredite an Firmen im Euro-Raum hat sich zum Jahresende 2022 verlangsamt. Auch die vergebenen Darlehen an Privathaushalte wuchsen weniger schnell.
Die Europäische Zentralbank in Frankfurt
EZB-Präsidentin Christine Lagarde signalisierte weitere Zinserhöhungen im neuen Jahr im Volumen von jeweils einem halben Prozentpunkt. Die nächste Zinssitzung - die erste im neuen Jahr - ist am kommenden Donnerstag.
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Frankfurt Das Wachstum der Kreditvergabe an Unternehmen im Euro-Raum hat sich zum Jahresende hin angesichts der gestiegenen Leitzinsen und Konjunktursorgen deutlich verlangsamt. Im Dezember vergaben die Geldhäuser im Währungsgebiet 6,3 Prozent mehr Kredite an Firmen als vor Jahresfrist, wie die Europäische Zentralbank (EZB) am Freitag in Frankfurt mitteilte.
Im November hatte das Wachstum noch bei 8,3 Prozent gelegen, im Oktober bei 8,9 Prozent. An die Privathaushalte reichten die Banken im Dezember 3,8 Prozent mehr Darlehen aus als vor Jahresfrist. Im November war das Wachstum mit 4,1 Prozent ebenfalls noch stärker gewesen.
„Scharfe Rückgänge bei der Kreditaufnahme des Privatsektors im Dezember zeigen, dass die kräftigen Zinserhöhungen der Europäischen Zentralbank (EZB) allmählich die gewünschte Wirkung zeigen“, kommentierte ING-Volkswirt Bert Colijn die Daten. Es sei zu erwarten, dass die Zinsanhebungen einen deutlich dämpfenden Effekt auf die Konjunktur im Jahresverlauf 2023 haben werden.
Die Europäische Zentralbank (EZB) hat im Kampf gegen die hohe Inflation die Zinsen seit Juli 2022 inzwischen vier Mal in Folge angehoben. Im Dezember nahm sie den Fuß etwas vom Gas und erhöhte die Sätze um 0,50 Prozentpunkte nach zuvor zwei Riesenschritten um jeweils 0,75 Prozentpunkte. EZB-Präsidentin Christine Lagarde signalisierte zudem mehrere weitere Zinserhöhungen um jeweils einen halben Prozentpunkt.
Laut EZB-Chefvolkswirt Philip Lane muss die EZB mit ihren Zinserhöhungen ein sogenanntes restriktives Zinsniveau erreichen, mit dem die Wirtschaftsaktivität gebremst wird. Die nächste EZB-Zinssitzung - die erste im neuen Jahr - ist am kommenden Donnerstag.
Die Geldmenge M3 wuchs im Dezember um 4,1 Prozent. Volkswirte hatten einen stärkeren Anstieg um 4,6 Prozent erwartet. Im November hatte das Plus noch bei 4,8 Prozent gelegen.
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Zu der Messgröße M3 zählen unter anderem Bargeld, Einlagen auf Girokonten sowie Geldmarktpapiere und Schuldverschreibungen. Volkswirten zufolge können Änderungen in der Geldmenge Hinweise darauf geben, wie sich die Inflation entwickeln wird. So könnte das sich verlangsamende M3-Wachstum Signale dahingehend liefern, dass womöglich der Preisdruck künftig nicht mehr ganz so stark sein wird.
Zuletzt hatte allerdings eine Untersuchung der Bundesbank gezeigt, dass das Zusammenspiel zwischen Geldmengen- und Inflationsentwicklung mittlerweile viel komplexer geworden ist, als noch vor Jahren gedacht.
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