Die 60.000 Beschäftigten von Landes- und Förderbanken erhalten in zwei Schritten mehr Gehalt. Verhandlungen mit den privaten Geldhäusern laufen noch.
Frankfurter Bankenskyline
Die Gewerkschaft Verdi hat sich mit den Privatbanken auf einen Tarifvertrag verständigt.
Bild: dpa
Frankfurt Die Beschäftigten von Landes- und Förderbanken sowie mehrerer Sparkassen in Deutschland bekommen mehr Geld und dürfen künftig häufiger von zu Hause aus arbeiten. Die sechste Runde der Tarifverhandlungen für die öffentlichen Banken brachte den Durchbruch in den seit Ende Juni vergangenen Jahres laufenden Gesprächen.
Wie die Gewerkschaft Verdi und der Bundesverband öffentlicher Banken (VÖB) am Freitag mitteilten, sollen die rund 60.000 Beschäftigten ab 1. Juli dieses Jahres drei Prozent mehr Gehalt erhalten und eine weitere Erhöhung um zwei Prozent zum 1. Juli 2023.
Der neue Tarifvertrag sieht außerdem zwei Einmalzahlungen und eine Verkürzung der wöchentlichen Arbeitszeit ab Januar 2024 um eine Stunde auf 38 Stunden vor. Die Beschäftigten sollen künftig bis zu 40 Prozent ihrer Arbeitszeit mobil arbeiten können.
Die Einigung auf eine Homeoffice-Regelung ist bemerkenswert. Die privaten Banken, die ebenfalls schon seit Sommer mit Verdi verhandeln, lehnen bisher einen tarifrechtlichen Anspruch auf Homeoffice ab.
Sie argumentieren, die Gestaltung von mobiler Arbeit erfordere eine differenzierte Herangehensweise, die je nach Geschäftsmodell, Arbeitsorganisation und Unternehmenskultur unterschiedlich sei. Deshalb solle das Thema auf Betriebsebene geregelt werden und nicht in einem branchenweiten Tarifvertrag.
Während der Coronakrise haben bei vielen Banken fast alle Beschäftigen zeitweise von zu Hause aus gearbeitet. Selbst als im vergangenen Sommer die Homeoffice-Pflicht fiel, dominierte unter deutschen Geldhäusern die Arbeit am heimischen Schreibtisch. Bei etlichen Großbanken betrug die Büroquote auch damals nur zwischen zehn und 20 Prozent, wie eine Handelsblatt-Umfrage ergab.
Anders sieht es für Beschäftigte in den Filialen aus. Zwar hatten zu Beginn der Coronapandemie im Frühjahr 2020 auch einige Kreditinstitute Geschäftsstellen ganz geschlossen. Doch das war nur eine kurze Phase.
Verdi-Verhandlungsführer Jan Duscheck sagte, das Ergebnis sei nach sehr harten und langwierigen Verhandlungen erzielt worden. „Und dazu hat sicherlich der Druck durch die vielen Streiks, in die die Beschäftigten zuvor getreten waren, beigetragen.“
Gunar Feth, Verhandlungsführer der öffentlichen Banken, sprach von einem „wirklich sehr gutem Gehaltspaket“, das die Folgen der Inflation für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der öffentlichen Banken spürbar abfedere und ihre Leistungen anerkenne.
Der Tarifgemeinschaft öffentlicher Banken gehören insgesamt 44 Geldhäuser an. Dazu zählen die großen Landesbanken, BayernLB, LBBW, Helaba und NordLB sowie der Sparkassenfondsdienstleister Deka, ein Großteil der Förderbanken, darunter die Staatsbank KfW, und zahlreiche Landesbausparkassen.
Auch einige große Sparkassen wie die aus Hamburg, Berlin, Frankfurt und Bremen sowie die Nassauische Sparkasse aus Wiesbaden werden hier vertreten.
Verdi war mit einer Forderung von 4,5 Prozent mehr Geld, mindestens jedoch 150 Euro mehr pro Monat in die Verhandlungen gegangen. Der Deutsche Bankangestellten-Verband (DBV) wollte 4,8 Prozent plus. Mit Blick auf das mobile Arbeiten wollte Verdi erreichen, dass Beschäftigte bis zu 60 Prozent ihrer Arbeitszeit mobil arbeiten dürfen.
Duscheck forderte den Arbeitgeberverband des privaten Bankgewerbes nun auf: „Kommen Sie zurück an den Verhandlungstisch.“ Die Abschlüsse für die öffentlichen Institute und zuvor für die Postbank bewiesen, „dass auch in der Bankenbranche in diesen Zeiten faire und tragfähige Kompromisse möglich sind“.
Mit Material von Agenturen
Auf tippen, dann auf „Zum Home-Bildschirm“ hinzufügen.
Auf tippen, dann „Zum Startbildschirm“ hinzufügen.
×