Damit Kunden mit der früheren EC-Karte künftig auch im Ausland zahlen können, soll die Karte zugleich eine Mastercard werden. Denn das bisherige System läuft aus.
Girocard der Sparkasse mit Maestro-Funktion
Sparkassen und Volksbanken wollen in großem Stil Girocards ausgeben, die zugleich eine Mastercard-Debitkarte sind.
Bild: dpa
Frankfurt Sparkassen und Genossenschaftsbanken wollen die beliebte Girocard, früher „EC-Karte“ genannt, in großem Stil mit einer neuen Funktion ausstatten. Sie reagieren so auf das Aus des Maestro-Verfahrens für Auslandszahlungen. Künftig wird ein erheblicher Teil der Girocards zugleich eine Mastercard sein. Im Fachjargon nennt sich das „Mastercard-Co-Branding“.
„Wir waren rechtzeitig informiert und treffen die Vorbereitungen dafür, dass alle Girocards mit Maestro-Funktion, wenn sie auslaufen oder aus anderen Gründen ausgetauscht werden, ein Debit-Mastercard-Co-Branding erhalten können“, sagte Andreas Martin, Vorstandsmitglied des Genossenschaftsverbandes BVR, dem Handelsblatt.
Die Volks- und Raiffeisenbanken haben rund 27 Millionen Girocards ausgegeben, rund 40 Prozent mit der Maestro-Funktion und 60 Prozent mit V-Pay, dem Pendant von Visa.
Ähnlich gehen die Sparkassen vor. „Alle Sparkassen, die heute mit Mastercard kooperieren, werden nach und nach eine Karte herausgeben, die Girocard und eine Mastercard-Debitkarte kombiniert – da bin ich mir ziemlich sicher“, sagte Andreas Schelling. Er steht an der Spitze des IT-Dienstleisters der Sparkassen, Finanz Informatik (FI). „Sparkassenkunden können damit weltweit mit einer Karte bezahlen und auch im E-Commerce einkaufen.“
Dem IT-Chef zufolge werden die Sparkassen „mit dieser neuen Strategie“ bereits 2023 immer mehr Kunden mit einer solchen Karte ausstatten. Aktuell ist sie noch ein Nischenprodukt. „Bisher haben 13 Sparkassen eine Kombination aus Girocard und Mastercard-Debitkarte herausgegeben, in diesem Jahr werden 30 bis 40 Sparkassen folgen.“ Insgesamt gibt es knapp 370 Sparkassen und rund 800 Genossenschaftsbanken.
Heute findet sich das Maestro-Logo – ein roter und ein blauer Kreis – auf einem großen Teil der Girocards. Im vergangenen Oktober teilte die US-Kreditkarten- und -Zahlungsfirma Mastercard europäischen Kreditinstituten mit, dass neue Bankkarten nur noch bis Sommer 2023 mit der Maestro-Funktion ausgegeben werden dürfen.
Die Laufzeit der Karten beträgt meist gut vier Jahre. Maestro ist somit ab Anfang 2028 gar nicht mehr nutzbar.
Mastercard begründet den Schritt vor allem mit dem Boom des E-Commerce. Angesichts des Wachstums im Onlinehandel werde es Zeit, die Maestro-Karten zu erneuern. Sie könnten nicht durchgängig für Zahlungen im Onlinehandel genutzt werden.
Sparkassen sind in Deutschland vor den Genossenschaftsbanken die Marktführer im Geschäft mit privaten Kundinnen und Kunden. Maestro wird von zahlreichen Banken und Sparkassen dafür genutzt, dass Kunden mit der Girocard auch in anderen Ländern Bargeld abheben und bezahlen können – zumindest an jenen Ladenkassen, die Maestro-Zahlungen akzeptieren.
Die Wettbewerber Mastercard und Visa bieten sowohl Kredit- als auch Debitkarten an. Herausgegeben werden die Karten von den Kreditinstituten, die pro Zahlung mit Girocard, anderen Debit- oder Kreditkarten eine Gebühr vom Händler erhalten. Mastercard und Visa wiederum kassieren von den Banken Gebühren für die Nutzung ihrer Zahlungssysteme.
Bei grenzüberschreitenden Zahlungen sind die Geldhäuser sogar abhängig von Mastercard und Visa. Marktbeobachter gehen davon aus, dass auch Visa V-Pay früher oder später auslaufen lässt. Visa äußerte sich bisher nicht zu der Frage, ob es solche Pläne gibt oder nicht.
Auch deshalb hatten rund 30 europäische Geldhäuser die European Payment Initiative (EPI) gestartet und überlegt, ein eigenes Zahlungssystem mit einer eigenen paneuropäischen Bezahlkarte aufzubauen. Doch zwei Drittel der Banken, darunter aus Deutschland die DZ Bank, die Commerzbank und die Hypo-Vereinsbank, sagten die EPI-Teilnahme ab.
Während in einigen Ländern auch die nationalen Zahlungen über Mastercard- oder Visa-Systeme laufen, übernimmt das in Deutschland das Girocard-System der Banken und Sparkassen. Fast jeder deutsche Bankkunde hat eine Girocard – oder zwei. Es gibt insgesamt rund 100 Millionen Girocards. Für die IT der Geldhäuser dürfte die Zahlungsabwicklung von Co-Badge-Girocards allerdings komplexer sein als im Fall der bisherigen Girocards mit Maestro-Funktion.
Mit der Entscheidung von Sparkassen und Volksbanken rückt die Marke Mastercard mehr in den Fokus. Viele Kunden wissen wahrscheinlich nicht, dass Mastercard hinter Maestro und Visa hinter V-Pay steckt. Auch weil die Girocard so weit verbreitet ist, sind in Deutschland vergleichsweise wenige Kreditkarten im Einsatz.
Bei den Genossenschaftsbanken haben lediglich 20 bis 25 Prozent der Kunden eine Kreditkarte. Bei den Sparkassen liegt der Anteil bei 30 Prozent.
Anders als mit einer Girocard mit Maestro-Funktion kann man mit einer Girocard inklusive Mastercard-Debitkarte einfacher beim Onlineshopping bezahlen – ähnlich wie mit einer Kreditkarte. Eine Ausnahme sind Bezahl-Apps von Volksbanken und Sparkassen für Android-Smartphones, hier lassen sich Girocards schon jetzt einfügen. Diese bankeigenen Systeme werden aber relativ wenig benutzt. Sparkassenkunden können zudem ihre Girocard beim Bezahldienst Apple Pay fürs iPhone nutzen.
Oliver Hommel rechnet damit, dass „neben den Sparkassen weitere Banken die Möglichkeit anbieten werden, Girocards bei Apple Pay zu hinterlegen“. Zudem sollen Kunden auch auf anderem Wege mit der Girocard online zahlen können, wie der Chef von Euro Kartensysteme, einem Gemeinschaftsunternehmen der deutschen Geldhäuser, das die Girocard vermarktet, erklärt. So einfach wie die Kreditkartenzahlung wird es allerdings nicht.
„Geplant ist, die Girocard und Giropay technisch zu bündeln“, sagte Hommel dem Handelsblatt. Künftig solle es so sein, dass Kunden beim Onlinebezahlverfahren Giropay wählen könnten, ob sie mit dem Giropay-Verfahren selbst, mit Paydirekt oder mit der Girocard zahlen.
Im Fall der Girocard-Zahlung müsse man die Transaktion in der App des jeweiligen Kreditinstituts bestätigen, in der die digitale Girocard auf einem Android-Smartphone hinterlegt sei. Die beiden Onlinebezahlverfahren der deutschen Banken, Giropay und Paydirekt, die unter der Marke Giropay gebündelt wurden, führen allerdings ein Nischendasein.
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