Der Schweizer Versicherer will maximal 110 Millionen Euro erstatten. Damit drohen Betroffene auf einem Großteil ihres Schadens sitzenzubleiben.
Zürich Nach der Insolvenz des Reisekonzerns Thomas Cook zeigt sich die Zurich-Versicherung weiter unnachgiebig: Der Versicherer werde in dem Fall nur 110 Millionen Euro erstatten, erklärte Zurich-Finanzchef George Quinn am Donnerstag bei der Vorstellung der Neun-Monats-Ergebnisse.
Diese Summe dürfte für die Entschädigung der betroffenen Urlauber jedoch bei Weitem nicht ausreichen. Sie drohen damit auf einem Großteil des Schadens sitzenzubleiben, wenn die deutsche Bundesregierung nicht einspringt.
Der deutsche Reiseveranstalter Thomas Cook war nach der Pleite seiner britischen Mutterfirma selbst in Insolvenz gegangen. Nach Informationen der „Bild am Sonntag“ standen zu diesem Zeitpunkt insgesamt 660 000 Buchungen über insgesamt 500 Millionen Euro aus. Damit fehlen rund 400 Millionen Euro, um sämtliche Thomas-Cook-Reisenden zu entschädigen.
Zurich-Finanzchef Quinn berief sich auf eine rechtliche Regelung, wonach die Erstattung in dem Fall bei 110 Millionen Euro gedeckelt sei. „Wir haben einen Vertrag, und die Formulierung dieses Vertrags ist sehr deutlich“, sagte Quinn auf Nachfrage von Journalisten. Der Fall sei klar: „Jemand hat eine Versicherung gekauft, diese Versicherung hat ein Limit“.
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Die Bundesregierung interpretiert die entsprechende Regelung anders. Zwar sehe das Recht eine Begrenzung der Haftung auf 110 Millionen Euro vor. Diese beziehe sich aber nur auf Kostenerstattungsansprüche – und „nicht auf die unmittelbar vom Versicherer zu tragenden Kosten der Rückbeförderung“, hieß es aus Berlin.
Verbraucherschützer sehen zwar die Zurich-Versicherung in der Pflicht. Die Verbraucherzentrale Bundesverband forderte aber, dass der Staat einspringt, falls der Versicherer nicht die volle Erstattungssumme leistet. In einem Brief an Finanzminister Olaf Scholz hatte der Verband gefordert, dass das Ministerium entsprechende Finanzmittel im Haushalt zurückstellt.
Den Schaden für die Zurich-Versicherung wollte Finanzchef Quinn nicht beziffern. Er sei jedoch „signifikant geringer“ als 110 Millionen Euro, da Rückversicherer für einen Teil der Kosten aufkommen, so Quinn. Der Verlust sei zwar größer als normalerweise, für das Gesamtgeschäft aber „nicht signifikant“.
Die Schweizer haben ihr Geschäft in den ersten neun Monaten ausgebaut: Das Prämienvolumen in der wichtigsten Sparte Schaden- und Unfallversicherung stieg um zwei Prozent auf 26,4 Milliarden US-Dollar. Angaben zum Gewinn macht das Unternehmen bei den Neunmonatszahlen nicht.
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