Die Umweltschützer beklagen ein zu hohes Gehalt des Chefs der Deutsche-Bank-Fondstochter und wenig ernsthafte Umweltziele. Die DWS weist die Kritik zurück.
Frankfurt Greenpeace will bei der Deutsche-Bank-Fondstochter DWS einen pikanten Zusammenhang entdeckt haben zwischen deren Vergütungssystem und den Vorwürfen des Greenwashings, also einer übertrieben dargestellten Ausrichtung der DWS auf Nachhaltigkeit. Dafür haben die Umweltschützer die Vergütungsberichte 2020 und 2021 untersucht. Die DWS hält den Vorwurf für nicht haltbar. Greenpeace fordert das Fondshaus zu einer angemesseneren Vergütungsstruktur auf, die relevante Umweltziele berücksichtigt. Den Mutterkonzern ruft die Organisation dazu auf, den Missstand rasch zu beheben.
Nachhaltigkeitsziele haben seit 2020 einen relevanten Einfluss auf die Vergütung des Topmanagements bei der DWS, wie Greenpeace einräumt. Die Ausgestaltung der bonusrelevanten Nachhaltigkeitsziele erweise sich jedoch dann als höchst problematisch, wenn sie Raum für Fehlanreize biete, monieren die Umweltschützer.
Die DWS hat 2020 laut Greenpeace unter den großen Fondsanbietern im Land ihr als „dezidiert“, also besonders nachhaltig klassifiziertes Vermögen am stärksten erhöht – um rund ein Drittel auf damals zwölf Prozent des gemanagten Vermögens. Zu der Zeit, als die Themen ESG, also die Kriterien Umwelt, Soziales und gute Unternehmensführung, in der Geldanlage immer beliebter wurden, klassifizierten viele Anbieter ihre Fonds mutig als nachhaltig ein. Später, mit strengeren Vorgaben der EU und nach den ersten Greenwashing-Vorwürfen gegen die DWS im Jahr 2021, agierte man wieder vorsichtiger.
Die DWS sieht sich seit gut eineinhalb Jahren mit Vorwürfen des Greenwashings konfrontiert. Die frühere Leiterin des Unternehmensbereichs Nachhaltigkeit, Desiree Fixler, hatte dem Unternehmen vorgeworfen, es habe sich nachhaltiger dargestellt, als es sei. Die Managerin, die die DWS nach nur wenigen Monaten verließ, hatte sich 2021 als „Whistleblowerin“ zunächst der US-Börsenaufsicht SEC und dem FBI offenbart. Seitdem ermitteln deutsche und US-Behörden gegen das Fondshaus. Die DWS weist alle Greenwashing-Vorwürfe zurück.
Das Eingruppieren nachhaltiger Fonds im Jahr 2020 habe dem ehemaligen CEO Asoka Wöhrmann höhere Bonuszahlungen ermöglicht, behauptet Greenpeace. Denn das als nachhaltig ausgewiesene Vermögen floss als eines von sieben ESG-Zielen zur Hälfte in die kurzfristige Zielerreichung des Topmanagements ein. Hinzu kamen ESG-Komponenten in Langfrist- und persönlichen Zielen.
Die DWS weist den Vorwurf zurück: „Die absolute Höhe der als nachhaltig investiert ausgewiesenen Assets unter Management war für das Jahr 2020 und ist aktuell … keine wesentliche vergütungsrelevante Zielgröße für die Geschäftsführung.“ In informierten Kreisen heißt es, dass wenige Prozent der Vergütung Wöhrmanns im Zusammenhang mit dem ESG-Vermögen der DWS gestanden hätten.
Für das Jahr 2021 änderte die DWS ihre Vergütungsstruktur. Das ESG-Vermögen gehörte nicht mehr zu den Leistungszielen des Vorstands.
Greenpeace vermisst unter den zahlreichen Nachhaltigkeitskomponenten allerdings, dass das Topmanagement „nicht auf wirksame Nachhaltigkeitsziele etwa zum Klimaschutz verpflichtet wird und dass stattdessen das neue Vergütungssystem für den DWS-Chef nun auf Pseudo-Nachhaltigkeitsziele“ setze, wie Greenpeace-Finanzexperte Mauricio Vargas sagt. So würden beispielsweise Pflanz- und Müllsammelaktionen der Mitarbeitenden auf den Bonus des Chefs angerechnet.
Die DWS konzentriere sich zudem auf die in ihrem Fall belanglose Verringerung ihres hauseigenen CO2-Fußabdrucks, also der Menge freigesetzter Treibhausgase. Hingegen blieben sogenannte „finanzierte Emissionen“, die im Zusammenhang mit ihren Investitionen stünden und 99 Prozent des gesamten CO2-Fußabdrucks ausmachten, außen vor.
Protestaktion Greenpeace für den Klimaschutz
Die DWS sieht sich schon länger mit Vorwürfen in Sachen Klimaschutz konfrontiert.
Bild: dpa
Die DWS äußert sich dazu nicht; sie nimmt teil an der Initiative von Fondsanbietern, ihr Vermögen bis 2050 mit „Netto-Null-Emissionen“ zu managen.
Die Deutsche-Bank-Tochter gehört zu den Fondsanbietern, denen immer wieder vorgeworfen wird, Klimasünder wie Öl- und Kohleförderer nicht konsequent genug aus ihren Portfolios zu verbannen. Diese Vermögensverwalter halten dagegen, dass sie solche „dreckigen“ Unternehmen nicht durch Ausschluss, sondern durch Einmischung zu mehr Nachhaltigkeit bewegen wollen.
Als weiteren Kritikpunkt hält Greenpeace ein hohes Gehalt wie das der DWS-Chefs für nicht vereinbar mit Prinzipien eines nachhaltigen Vergütungssystems. So verdiente Wöhrmann im Jahr 2021 laut Geschäftsbericht insgesamt 6,94 Millionen Euro. Damit lag die Gesamtvergütung des Chefs der Firma aus dem SDax mehr als fünfmal so hoch wie ein Durchschnittssalär eines Vorstandschefs in dem Index.
Der jetzige DWS-Chef Stefan Hoops kassiert dem Vernehmen nach ein Zielgehalt von gut sieben Millionen Euro: Die genaue Höhe wird am Freitag im Geschäftsbericht für das Jahr 2022 veröffentlicht. Mit einer Verantwortung für knapp 3000 Angestellte verdiene Hoops damit ähnlich viel wie der Allianz-Vorstandsvorsitzende Oliver Bäte mit über 155.000 Beschäftigten, moniert Greenpeace. „Hoops’ Boni müssen dringend an glaubwürdige Nachhaltigkeitsziele gekoppelt werden“, fordert Vargas.
Die DWS sagt dazu, die Marktüblichkeit der Vergütung werde regelmäßig durch einen unabhängigen Vergütungsberater beurteilt. Dieser ziehe international tätige Unternehmen als Maßstab heran, die hinsichtlich des Fondsvermögens und der Mitarbeiterzahl vergleichbar seien. Denn 57 Prozent des Vermögens der DWS lägen außerhalb Deutschlands.
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