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02.08.2022

17:26

Österreich

Raiffeisen Bank International verdreifacht Gewinn – vor allem dank des Russlandgeschäfts

Von: Dennis Schwarz

Dass der Gewinn der Bank im zweiten Quartal deutlich höher ausfällt als erwartet, führt zu einem Kurssprung der Aktie. Doch das Institut blickt sorgenvoll nach Osteuropa.

Das Management hat den Ausblick für das Gesamtjahr angepasst. Reuters

RBI-Zentrale in Wien

Das Management hat den Ausblick für das Gesamtjahr angepasst.

Frankfurt Die österreichische Raiffeisen Bank International (RBI) hat im zweiten Quartal dieses Jahres die Erwartungen deutlich übertroffen. Der Nettogewinn stieg von April bis Juni auf 1,27 Milliarden Euro, nach 396 Millionen im Vorjahresquartal. Analysten hatten im Vorfeld einen Gewinn von 854 Millionen Euro erwartet. Dabei profitierte die Bank vor allem von ihrem Russlandgeschäft und dem Verkauf der bulgarischen Tochter.

„Das sehr gute Ergebnis in Russland dient der Stärkung der Stabilität der Bank“, sagte Bankchef Johann Strobl am Dienstag bei der Präsentation der Quartalszahlen. RBI hatte nach Kriegsausbruch zwar ihr Neugeschäft in Russland eingestellt, aber noch keine Entscheidung bezüglich ihrer Aktivitäten vor Ort getroffen.

„Seit Monaten arbeiten wir sehr fokussiert und strukturiert an strategischen Optionen für unser Russlandgeschäft“, sagte Strobl. Dieser Prozess trage den noch nie da gewesenen und sich rasch verändernden Marktbedingungen in Russland Rechnung. „Aufgrund der komplexen Situation und der sich laufend ändernden Rahmenbedingungen wird der Prozess noch einige Zeit in Anspruch nehmen“, sagte Strobl.

Insgesamt steuerte das Russlandgeschäft 534 Millionen Euro zum Gewinn bei, nach 113 Millionen im Vorjahresquartal – und verdeutlicht einmal mehr das Dilemma der Bank. Denn der Druck steigt, sich wegen des Ukrainekriegs aus dem Markt zurückzuziehen. Aufgrund von Beschränkungen fließen zudem derzeit keine Dividenden von Russland an die Wiener Konzernmutter. Deshalb stehen die Zahlen vorerst nur in der Bilanz zu Buche.

Ihr Kreditvolumen in Russland – ohne Berücksichtigung von Währungseffekten – hat das Institut nach eigenen Angaben seit dem ersten Quartal dieses Jahres um etwa 22 Prozent reduziert.

Insgesamt beschäftigt RBI aktuell etwa 9200 Mitarbeiter in Russland, im ersten Quartal dieses Jahres waren es etwa 9600. Berichten zufolge hat das Institut derzeit allerdings 276 neue Stellen ausgeschrieben.

Strobl will von einem Ausbau des Russlandgeschäfts jedoch nichts wissen: Wenn man berücksichtige, dass in Russland historisch eine hohe Fluktuation herrsche, dann müsse die Bank abgehende Mitarbeiter natürlich teilweise ersetzen, sagte der Bankchef.

Zuvor hatte bereits ein RBI-Sprecher gegenüber dem Handelsblatt erklärt: „Wir sind bereits seit einigen Monaten in Russland auf der Suche nach Mitarbeitern, um diejenigen zu ersetzen, die die Raiffeisen Bank in Russland nach Kriegsbeginn verlassen haben. Das betrifft vor allem systemrelevante IT-Dienste.“

Der Verkauf der bulgarischen Tochter trug indes 453 Millionen Euro zum Gewinn bei. Selbst wenn man den Gewinn aus dem Verkauf der bulgarischen Tochterbank herausrechne, könne RBI mit dem Ergebnis „sehr zufrieden“ sein, sagte Strobl.

Aktie legt kräftig zu

Die Anleger an der Börse reagierten erfreut auf die Zahlen. Am Dienstag legte die Raiffeisen-Aktie um zeitweise 7,6 Prozent zu. Einen so deutlichen Kursgewinn gab es seit Anfang Mai nicht mehr.

Insgesamt verzeichnete die Bank im zweiten Quartal „außerordentlich hohe“ Erträge aus dem Handel mit Währungen, einschließlich des Rubels. Der Provisionsüberschuss stieg von April bis Juni dieses Jahres um etwa 82 Prozent im Vergleich zum Vorjahresquartal auf 882 Millionen Euro.

Höhere Zinsen sorgten auch für einen deutlichen Anstieg des Zinsüberschusses. Dieser betrug im zweiten Quartal etwa 1,2 Milliarden Euro nach 773 Millionen Euro im Vorjahresquartal. Die harte Kernkapitalquote (CET1) stieg auf 13,4 Prozent nach 12,3 Prozent zum Ende des ersten Quartals.

Der Gewinnsprung bei RBI entstand trotz eines Anstiegs der Rückstellungen für Kreditausfälle. Aufgrund des Kriegs sowie der hohen Inflation, eines möglichen Gaspreisschocks und gestörter Lieferketten stiegen die Risikokosten im Vergleich zum Vorjahresquartal um 680 Prozent auf 242 Millionen Euro.

Die Bank erhöhte ihre Prognosen für das laufende Jahr dennoch. Sie erwartet im Gesamtjahr einen Zinsüberschuss zwischen 4,3 und 4,7 Milliarden Euro und einen Provisionsüberschuss von mindestens 2,7 Milliarden Euro. Bisher wurde für den Zinsüberschuss ein Wachstum im oberen und für den Provisionsüberschuss im mittleren einstelligen Prozentbereich ausgegeben. Russland und Belarus ausgenommen, sollten der Zinsüberschuss und der Provisionsüberschuss 2022 voraussichtlich um rund 20 beziehungsweise zehn Prozent steigen, erklärte die Bank.

Die Eigenkapitalrendite soll 2022 bei mindestens 15 Prozent liegen. Zuvor hatte RBI eine Rendite von acht bis zehn Prozent erwartet. Die harte Kernkapitalquote soll über 13 Prozent bleiben. Nach dem ersten Quartal hatte die Bank noch angekündigt, sich wieder der 13-Prozent-Marke nähern zu wollen. Die mittelfristigen Ziele seien aufgrund der Unsicherheiten in Osteuropa jedoch ausgesetzt worden, hieß es.

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