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13.02.2023

22:20

Oliver Bellenhaus

Wie der Kronzeuge im Wirecard-Skandal die Rolle des Ex-CEOs beschreibt

Von: René Bender

Oliver Bellenhaus räumte seine eigene Beteiligung am Milliardenbetrug bei Wirecard ein und belastete den Ex-Chef Markus Braun schwer. Die Kernpunkte seiner bisherigen Aussage.

Die Anklage im Strafprozess um den Milliardenbetrug bei Wirecard baut in wesentlichen Zügen auf der Aussage des Kronzeugen Oliver Bellenhaus auf. Er war einst Wirecard-Statthalter in Dubai. dpa

Oliver Bellenhaus

Die Anklage im Strafprozess um den Milliardenbetrug bei Wirecard baut in wesentlichen Zügen auf der Aussage des Kronzeugen Oliver Bellenhaus auf. Er war einst Wirecard-Statthalter in Dubai.

Düsseldorf Im Strafprozess um den milliardenschweren Betrugsskandal ist der mitangeklagte Kronzeuge Oliver Bellenhaus der größte Widersacher des Ex-CEOs Markus Braun. Die Aussagen des ehemaligen Wirecard-Statthalters in Dubai brachten Braun im Sommer 2020 ins Gefängnis, und auf seinen Angaben basiert auch der Großteil der Anklage. Bellenhaus ist bisher der einzige der drei Angeklagten, der eine Beteiligung an dem Betrug eingeräumt hat.

In den vergangenen Wochen schilderte der 49-Jährige ausführlich, wie es bei Wirecard zu dem Betrugsskandal kommen konnte, und auch, welche Rolle Markus Braun dabei gespielt haben soll.
Laut Bellenhaus ist Braun ein „absolutistischer CEO“ gewesen.

„Wenn er etwas sagte, wurde es so gemacht“, schilderte Bellenhaus. „Dr. Braun hatte ein überwältigendes Talent, Geschichten zu erzählen“, sagte Bellenhaus. Der Vorstandschef habe völlig unrealistische Wachstumsziele vorgegeben, die nur mit gefälschten Zahlen zu erreichen gewesen seien. Die Prognosen für das jeweilige Jahr seien dabei nicht etwa am Jahresanfang gemacht, sondern am Jahresende an die jeweiligen Bedürfnisse angepasst worden. Der Gradmesser sei der Aktienkurs gewesen und für dessen Anstieg sei jedes Mittel recht gewesen.

Drittpartnergeschäft hat nie existiert

In der Realität aber habe das Geschäft des Konzerns in allen Bereichen gekrankt. Der Ausweg sei erfundenes Geschäft mit sogenannten Drittpartnern gewesen, sagte Bellenhaus. „Es war immer vollkommen klar, dass Dr. Braun das mitträgt“, erklärte Bellenhaus dem Gericht.

Die Drittpartner waren Firmen, die offiziell im Auftrag Wirecards Kreditkartenzahlungen in Ländern abwickelten, in denen der Konzern selbst keine entsprechende Lizenz hatte. Angeblich lagen die milliardenschweren Erlöse aus dem sogenannten TPA-Geschäft (Third Party Acquirer) auf Treuhandkonten in Asien. Im Juni 2020 offenbarte sich, dass die Gelder nicht existierten.

Während Braun und seine Anwälte argumentieren, eine Bande um Bellenhaus und Marsalek habe die Gelder aus dem existenten Drittpartnergeschäft hinter seinem Rücken veruntreut, erteilte Bellenhaus dem vor Gericht eine klare Absage. Das TPA-Geschäft habe es nie gegeben.

Die Transaktionen, mit denen Braun eine Existenz des Drittpartnergeschäfts belegen wolle, seien andere Umsätze sowie Scheingeschäfte gewesen, bei denen Wirecard Geld im Kreis überwiesen habe, um angebliches Geschäft‧ vorzutäuschen, so Bellenhaus.

Man habe die Wirtschaftsprüfer getäuscht. Die unangenehmen Dinge hätten dabei die Adlaten zu erledigen gehabt, schilderte Bellenhaus. Er selbst habe dabei die Verantwortung für das erfundene Geschäft mit Drittpartnern übernommen, der mitangeklagte Ex-Chefbuchhalter Stephan von Erffa „die Details zu den geschönten Bilanzen“ und der flüchtige Ex-Asienvorstand Jan Marsalek habe sich um das Management der Helfer und Statisten“ gekümmert.

Braun habe dabei auch „operative Anweisungen“ gegeben. Er selbst habe mindestens einmal im Quartal mit Braun telefonisch gesprochen oder ihn getroffen, so Bellenhaus. Daneben sei das Gros der Kommunikation über die Messengerdienste Telegram und Signal gelaufen. Teils habe er Zahlenwerke kurzfristig umbauen müssen, so Bellenhaus.

Seine geäußerten Bedenken seien von Erffa mit den Worten ignoriert worden: „Geht nicht. Markus will das so.“

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