Der FDP-Politiker und frühere Banker Harald Christ soll im Mai Frank Czichowski ersetzen. Eine andere prominente Aufsichtsrätin macht dagegen überraschend weiter.
Harald Christ
Der FDP-Politiker hat sich bislang nicht zu den Berichten geäußert.
Bild: IMAGO/Stefan Zeitz
Frankfurt Die Bundesregierung tauscht einen ihrer beiden Aufsichtsräte bei der Commerzbank aus: Der frühere FDP-Schatzmeister und langjährige Banker Harald Christ soll auf der nächsten Hauptversammlung im Mai 2023 neu in das Gremium einziehen und Frank Czichowski ersetzen, der den Aufsichtsrat Finanzkreisen zufolge verlassen wird. Zum gleichen Zeitpunkt soll auch Chefkontrolleur Helmut Gottschalk seinen Posten aufgeben.
Der Bund ist seit der staatlichen Rettung der Commerzbank in der Finanzkrise 2008 größter Aktionär und entsendet zwei Vertreter in das Kontrollgremium. Neben Christ soll weiterhin Jutta Dönges die Interessen der Regierung vertreten, wie mehrere mit dem Thema vertraute Personen dem Handelsblatt sagten.
Die zweite Amtszeit für Dönges kommt für viele überraschend. Die Managerin hat ihren Job als Geschäftsführerin der Finanzagentur, die den Bundesanteil von 15,6 Prozent an der Commerzbank verwaltet, schließlich Ende Oktober aufgegeben. Da es sich beim Aufsichtsratsposten um ein persönliches Mandat handelt und der Bund angesichts zweier Wechsel auch für eine gewisse Kontinuität auf der Kapitalseite des Aufsichtsrats sorgen wollte, entschied er sich jedoch dafür, den Vertrag der 49-jährigen Hessin zu verlängern.
Dönges war bei der Finanzagentur unter anderem für den Wirtschaftsstabilisierungsfonds (WSF) zuständig, der in der Coronakrise Unternehmen wie die Lufthansa und den Tourismuskonzern Tui vor dem Aus rettete. Im Commerzbank-Aufsichtsrat sitzt sie seit 2020 und hat die Geschicke von Deutschlands zweitgrößter Privatbank dort maßgeblich mitbestimmt.
Nach wenigen Wochen im Amt musste sie 2020 zunächst einen Nachfolger für den zurückgetretenen Chefkontrolleur Stefan Schmittmann suchen, 2021 dann für den krankheitsbedingt abgetretenen Hans-Jörg Vetter.
Im Frühjahr 2021 gab es jedoch auch Kritik an Dönges. Damals warfen mehrere Aufsichtsräte hin und begründeten dies mit der aus ihrer Sicht dominanten Rolle des Großaktionärs Bund. Dönges arbeitete vor ihrer Zeit bei der Finanzagentur unter anderem für Goldman Sachs und die schwedische SEB Bank. Sie sei blitzgescheit und bei Aufsichtsratssitzungen stets bestens vorbereitet, sagen Beteiligte. Für die Commerzbank sei es ein Segen, dass sie weitermache.
>> Lesen Sie hier: Deutschlands prominenteste Firmenretterin Jutta Dönges tritt ab
Auch der frühere KfW-Manager Czichowski genoss bei der Commerzbank hohes Ansehen und hätte sich eine weitere Amtszeit durchaus vorstellen können. Finanzminister Christian Lindner (FDP) will mit Christ nun jedoch lieber einen eigenen Kandidaten entsenden, wie zuerst der „Spiegel“ berichtet hatte.
Christ ist 50 Jahre alt und damit zwölf Jahre jünger als Czichowski. Er war bereits für die Bausparkasse BHW, die Deutsche Bank und den Versicherungskonzern Ergo tätig. Christ war viele Jahre SPD-Mitglied, trat 2020 dann aber in die FDP ein. Die Commerzbank und das Finanzministerium wollten sich zu der Personalie nicht äußern. Bereits am Wochenende wurde bekannt, dass der frühere Bundesbank-Präsident Jens Weidmann die Nachfolge von Aufsichtsratschef Gottschalk antreten soll. Bei den meisten Experten kam das gut an.
Für Irritation sorgte bei manchen Commerzbankern allerdings, dass Weidmann auch als Kandidat für den Chefposten beim Internationalen Währungsfonds (IWF) gehandelt wird. Sollte Weidmann sich dafür interessieren und den Zuschlag für den Ende 2024 frei werdenden Posten bekommen, müsste er den Aufsichtsratsvorsitz bei der Commerzbank vermutlich nach gut einem Jahr wieder niederlegen. Allerdings haben Commerzbank-Vertreter den Eindruck, dass der Posten als Aufsichtsratschef für Weidmann aktuell klare Priorität genießt.
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