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23.02.2023

11:50

Private-Equity-Branche

Huth zieht sich zurück: Stabwechsel im Europageschäft beim Finanzinvestor KKR

Von: Peter Köhler

Der legendäre Europachef Johannes Huth will weiterhin sein Netzwerk pflegen. Das Tagesgeschäft überlässt er jüngeren Managern.

Der Manager kam 1999 zu KKR. imago images / Carsten Dammann

Johannes Huth

Der Manager kam 1999 zu KKR.

Frankfurt Beim amerikanischen Private-Equity-Konzern Kohlberg Kravis Roberts (KKR) wird das Europageschäft neu geordnet. Johannes P. Huth, einer der prägendsten Beteiligungsmanager der Branche, zieht sich aus dem operativen Geschäft bei KKR auf die Funktion eines Chairmans zurück, bestätigte das Unternehmen in einer Mitteilung. Abseits des Tagesgeschäfts will er in der neuen Funktion sein Netzwerk weiter nutzen, um Deals zu akquirieren.

Der 62-jährige Huth kam 1999 zum US-Finanzinvestor, war lange Zeit von London aus tätig und steuerte die Geschäfte zuletzt von Paris aus.

In Deutschland sorgte er dafür, dass KKR in den Medien visibel und in der Politik akzeptiert wurde. Nach der vom früheren SPD-Chef Franz Müntefering losgetretenen Diskussion um das „Heuschrecken“-Image der Private-Equity-Manager war er maßgeblich daran beteiligt, dass sich das Ansehen wieder besserte.

Vor allem aber machte er seiner New Yorker Zentrale klar, dass das deutsche Modell der Mitbestimmung kein Hindernis für Deals sein muss, was er etwa im Fall des Industriekonzerns Kion gezeigt habe, so ein Branchenkenner.

Private-Equity-Fonds kaufen Mittelständler oder Konzernteile, restrukturieren sie über mehrere Jahre und verkaufen sie dann weiter oder bringen sie an die Börse. Die erzielten Renditen sind in der Regel zweistellig.

Die 1976 gegründete KKR-Gesellschaft gilt als die Mutter aller Private-Equity-Firmen. Der in den Achtziger- und Neunzigerjahren zweifelhafte Ruf der Branche, Unternehmen auszuschlachten, um möglichst viel Profit herauszuholen, wurde sogar in Hollywood aufgegriffen: Das Buch „Barbarians at the Gate“ über die hart umkämpfte Übernahme des US-Tabakkonzerns RJR Nabisco wurde 1989 verfilmt.

Jüngere Manager-Generation übernimmt mehr Verantwortung

Zu Huths Nachfolgern wurden dem Vernehmen nach unter anderem die beiden KKR-Manager Philipp Freise, 49, und Mattia Caprioli, 48, berufen, die als Co-Heads das europäische Private-Equity-Geschäft verantworten und jetzt nicht mehr an Huth berichten.

Freise arbeitet gerne mit einem sogenannten Partnerschaftsmodell, um Familien und Stiftungen in die Deals einzubinden. Sein Fokus liegt unter anderem auf Medien- und Tech-Deals, Beispiele sind der Konsumforscher GfK, BMG, Scout 24 und das Verlagshaus Axel Springer.

Sein Kollege Caprioli kam 2001 zu KKR und war zuvor für Goldman Sachs in London tätig. Neben der Betreuung zahlreicher Deals hat er sich einen Namen als Experte für Nachhaltigkeitsthemen gemacht, die unter dem Kürzel ESG (Environmental, Social, Governance) für Umwelt- und Sozialkriterien sowie eine gute Unternehmensführung stehen.

Der bisherige Europachef Huth ist weltoffen und ein großer Anhänger der europäischen Einheit. Für den Brexit zeigte der Freihändler wenig Verständnis. Öffentlich kämpfte er für den Verbleib in der EU. Mit dem Rückzug aus dem operativen Geschäft hat Huth mehr Zeit für seine zahlreichen kulturellen und sozialen Verpflichtungen, bei denen er sich unter anderem für mehr Chancengleichheit im Bildungsbereich einsetzt.

Private-Equity-Branche kämpft mit schwierigen Rahmenbedingungen

Die Neuordnung bei KKR fällt in eine Zeit des Umbruchs in der Private-Equity-Branche. Vor allem die schwerer zu bekommenden Finanzierungen für Übernahmen setzen den Managern zu, aber auch höhere Zinsen für Staatsanleihen machen die Mittelbeschaffung für neue Beteiligungsfonds nicht leichter.

Das Geschäftsklima auf dem deutschen Private-Equity-Markt hat sich im vierten Quartal 2022 auf stark gedrücktem Niveau stabilisiert. Das Investorenbarometer der Förderbank KfW und des Branchenverbands BVK stieg um 9,2 Zähler auf minus 30,8 Punkte. Zwar fiel die Beurteilung der Lage erneut schlechter aus, das wurde allerdings durch die Verbesserung der Geschäftserwartungen überkompensiert. Dennoch blieb die Stimmung im Minusbereich.

„Deutschland ist auf einen Rezessionskurs eingeschwenkt, das drückt das Geschäftsklima auf dem deutschen Private-Equity-Markt zweifellos“, sagt Fritzi Köhler-Geib, Chefvolkswirtin der KfW. „Die stark gestiegenen und vermutlich weiter steigenden Leitzinsen sind sowohl für das typische Private-Equity-Finanzierungskonzept herausfordernd wie auch für die zusätzlich von stark gestiegenen Energiekosten geplagten Zielunternehmen.“

Angesichts von Fachkräftemangel, Beschaffungsengpässen und Energiekrise werde so manches Unternehmen gezwungen sein, sich neu aufzustellen. Die Wahrscheinlichkeit, dass sich hier Investitionschancen für Private-Equity-Investoren ergeben würden, sei groß.

„Die größten Risiken sehen wir weiterhin in der unklaren Entwicklung des Zins- und Inflationsumfelds. Die größten Chancen liegen dagegen in unterbewerteten Marktsegmenten attraktiver Unternehmen mit langfristigen Wachstumsperspektiven. Interessant sind hier etwa Tech, Healthcare und Datensicherheit“, sagt Martina Schliemann vom Asset Manager Harbourvest.

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