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27.10.2021

09:34

Quartalszahlen

DWS erzielt trotz Nachhaltigkeitsvorwürfen Rekord bei Vorsteuergewinn

Von: Anke Rezmer

Die mit Greenwashing-Vorwürfen konfrontierte Deutsche-Bank-Fondstochter verzeichnet hohe Gebühreneinnahmen und Kapitalzuflüsse. Bei Privatanlegerfonds sammelten Rivalen aber mehr ein.

Die US-Börsenaufsicht SEC prüft Insidern zufolge, ob der Vermögensverwalter zu lax mit Kriterien bei nachhaltigen Investments umgegangen ist. Reuters

Logo der DWS

Die US-Börsenaufsicht SEC prüft Insidern zufolge, ob der Vermögensverwalter zu lax mit Kriterien bei nachhaltigen Investments umgegangen ist.

Frankfurt Die Deutsche-Bank-Tochter DWS berichtet ungeachtet der Vorwürfe um übertrieben ausgewiesene Nachhaltigkeits-Investments über starke Geschäftszahlen. Der bereinigte Vorsteuergewinn stieg im dritten Quartal im Vergleich zum Vorjahresquartal um 26 Prozent auf ein Rekordhoch von 271 Millionen Euro.

Nach Steuern legte das Konzernergebnis um gut ein Fünftel zu auf 182 Millionen Euro. Die Erträge kletterten dank hoher Gebühreneinnahmen um knapp 19 Prozent auf 664 Millionen Euro, wie die DWS berichtet. An frischem Kapital sammelte das Fondshaus im dritten Quartal zwölf Milliarden Euro ein. Der Ausblick für das Gesamtjahr 2021 blieb unverändert.

„Managementgebühren in Rekordhöhe haben den bereinigten Vorsteuergewinn auf einen Rekordwert steigen lassen“, erklärte DWS-Finanzvorständin Claire Peel. Als Grund nennt sie neben einem höheren gemanagten Vermögen auch einen größeren Beitrag der Beteiligung am chinesischen Fondshaus Harvest.

Für die ersten neun Monate 2021 verbesserte sich der bereinigte Vorsteuergewinn im Jahresvergleich um 31 Prozent auf 766 Millionen Euro. Das Konzernergebnis stieg um ein knappes Drittel auf 522 Millionen Euro.

Grundlage für die guten Zahlen waren Kapitalzuflüsse von Anlegern in Indexfonds von netto 6,6 Milliarden Euro. In aktiv gemanagte Fonds und Geldmarktfonds gelangten knapp vier Milliarden Euro sowie in alternative Anlagen 1,4 Milliarden Euro.

Aus aktiv gemanagten Aktienfonds zogen Anleger allerdings netto Kapital ab. Die viel diskutierten nachhaltig gemanagten Fonds sammelten im dritten Quartal fünf Milliarden Euro, ein Quartal zuvor waren es der DWS zufolge vier Milliarden.

Konkurrenten sammelten bei Privatanlegern zuletzt mehr Kapital ein

Mit Blick auf Wertpapierpublikumsfonds, die vor allem für private Anleger aufgelegt werden, liegt die DWS allerdings hinter den anderen drei großen deutschen Konkurrenten zurück, wie das Fondsanalysehaus Morningstar feststellt. Demnach hat die DWS in diesen Fonds im dritten Quartal netto 1,5 Milliarden Euro eingesammelt. Den Konkurrenten Allianz Global Investors, Deka und Union Investment floss dort demnach deutlich mehr zu.

Für die ersten neun Monate berichtet die DWS über Kapitalzuflüsse von 32,6 Milliarden Euro. Das gemanagte Vermögen der DWS kletterte in den vergangenen drei Monaten dank der Zuflüsse und Kursgewinne bei Wertpapieren um 21 Milliarden Euro auf 880 Milliarden Euro.

DWS-Chef Asoka Wöhrmann betonte, dass sein Haus Rekorde bei Nettomittelzuflüssen, Effizienz und Profitabilität im bisherigen Jahresverlauf durch die „engen Beziehungen mit unseren Kunden in Märkten weltweit“ erzielen konnte. So habe die DWS schon nach neun Monaten ihr mittelfristig durchschnittlich angestrebtes Ziel für das Nettomittelaufkommen von mehr als vier Prozent des Vermögens für 2021 erreicht.

Die bereinigten Kosten stiegen im Vergleich zum Vorjahresquartal um knapp 15 Prozent auf 393 Millionen Euro. Nach Aussage von Peel spiegele dies Investitionen in Wachstumsprojekte wider. In den ersten neun Monaten des Jahres legten die bereinigten Kosten im Jahresvergleich um zehn Prozent auf 1,16 Milliarden Euro zu. Dies insbesondere infolge höherer Personalkosten sowie Dienstleistungs- und Honorarkosten.

Die bereinigte Aufwand-Ertrags-Relation (CIR) sank im dritten Quartal im Vorjahresvergleich um 2,2 Prozentpunkte auf ein Rekordtief von 59,2 Prozent. Die Managementgebührenmarge ist im dritten Quartal allerdings auch infolge des Booms der kostengünstigen Indexfonds ETF weiter gesunken auf 27,6 Prozent nach 28,1 im Vorquartal. Große Investoren konstatierten der Deutsche-Bank-Tochter „hervorragende Zahlen“.

Im Fokus stehen die Greenwashing-Vorwürfe

Im Blickpunkt steht die DWS allerdings derzeit mit einem anderen, weitaus unangenehmeren Thema, weshalb Wöhrmann als angeschlagen gilt. Die Deutsche-Bank-Tochter DWS wird derzeit Untersuchungen der Finanzaufsichten in den USA und Deutschland untersucht.

Die ehemalige DWS-Nachhaltigkeitschefin Desiree Fixler wirft dem Fondshaus vor, sogenanntes Greenwashing zu betreiben, also bei den Angaben zu ihren nachhaltigen Anlagen übertrieben zu haben. Die DWS weist die Vorwürfe zurück. Zum laufenden Untersuchungsverfahren äußert sich die DWS nicht.

Wöhrmann sagte in einer Konferenz mit Analysten, dass der Vorfall keine „substanziellen Folgen“ für die DWS habe. Zu allen institutionellen Kunden bestünden langfristige Geschäftsbeziehungen, erklärte Wöhrmann. Diesen seien die Aktivitäten, der Investmentprozess und die Produkte der DWS vertraut.

Die DWS-Aktie ist seit Aufkommen der Vorwürfe Ende August von knapp 42 Euro um bis zu 15 Prozent abgerutscht.

Ein großer Investor ist sich deshalb sicher, dass der DWS-Chef angeschlagen bleibe - zumindest so lange die Aufsichtsbehörden keine Entwarnung gegeben hätten. So denken auch andere Großanleger: Wenn sich bestätigte, dass die DWS, wie sie behauptet, ihre nachhaltigen Vermögen konform mit den damals geltenden Regeln ausgewiesen habe, könnte am Ende zweierlei übrig bleiben: dass Wöhrmann zu früh und zu offensiv für ein neues Geschäftsfeld geworben und eine womöglich wenig sorgfältige Personalentscheidung getroffen habe.

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