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23.09.2021

17:25

Ihr ursprüngliches Ziel, die Kosten bis 2022 auf 16,7 Milliarden Euro zu drücken, hatte die Bank bereits bei der Vorlage der Halbjahreszahlen kassiert. dpa

Deutsche Bank Zentrale in Frankfurt am Main

Ihr ursprüngliches Ziel, die Kosten bis 2022 auf 16,7 Milliarden Euro zu drücken, hatte die Bank bereits bei der Vorlage der Halbjahreszahlen kassiert.

Sanierungsplan

Umbau der Deutschen Bank wird teurer – Fitch hebt Rating an

Von: Andreas Kröner

Finanzchef James von Moltke kündigt zusätzliche Restrukturierungskosten von 700 Millionen Euro an. Die Evergrande-Krise in China macht ihm keine Sorgen.

Frankfurt Der Umbau der Deutschen Bank wird teurer als erwartet. Finanzchef James von Moltke kündigte am Donnerstag an, dass Deutschlands größtes Geldhaus weitere Sparmaßnahmen ergreifen und dafür zusätzliche Restrukturierungsaufwendungen von 700 Millionen Euro verbuchen wird.

Rund 400 Millionen Euro davon seien für zusätzliche IT-Kosten vorgesehen, 200 Millionen Euro für Abfindungen und 100 Millionen Euro für eine weitere Reduktion von Büroflächen, sagte von Moltke bei einer Finanzkonferenz von Bank of America. Am Ausblick ändere sich dadurch nichts. Die starke Ertragsentwicklung und eine geringere Risikovorsorge würden die zusätzlichen Kosten im dritten Quartal „mehr als wettmachen“.

Auch die Ratingagenturen sehen die Deutsche Bank auf einem guten Weg. Fitch hob die Bonitätsnote des Instituts am Donnerstagabend von „BBB“ auf „BBB+“ an. „Die Heraufstufung reflektiert die guten Fortschritte und die handhabbaren Herausforderungen im Rahmen der 2019 initiierten Restrukturierung“, erklärte die Agentur. Auch dank der deutlich besseren wirtschaftlichen Rahmenbedingungen seien die Chancen gestiegen, dass die Deutsche Bank die letzten Schritte ihrer bis 2022 angelegten Strategie erfolgreich umsetzen könne.

Kürzlich hatte bereits Moody’s dem Institut eine bessere Bonitätsnote gegeben. Für die Bank ist dies wichtig, da das Rating die Kosten beeinflusst, zu denen sich das Institut am Kapitalmarkt Geld beschaffen kann. Außerdem machen große Unternehmen und institutionelle Investoren das Ausmaß der Zusammenarbeit mit einer Bank häufig von deren Bonitätsnote abhängig.

Corona trifft Geldhäuser weniger stark als befürchtet

Auch andere europäische Geldhäuser haben zuletzt davon profitiert, dass die Belastungen durch Kreditausfälle infolge der Coronakrise für sie bisher nicht so heftig ausfielen wie anfangs befürchtet. Die Deutsche Bank hatte Ende Juli für das Gesamtjahr noch eine Risikovorsorge im Kreditgeschäft von etwa 20 Basispunkten des durchschnittlichen Kreditvolumens prognostiziert. Nun geht Finanzchef von Moltke angesichts der robusten Wirtschaftsentwicklung nur noch „von 15 Prozentpunkten oder möglicherweis sogar etwas weniger“ aus.

Mit den zusätzlichen Sparmaßnahmen reagiert die Deutsche Bank auf steigende Kosten durch das gestiegene Geschäftsvolumen sowie auf höhere regulatorische Anforderungen. Das Institut müsse mehr in die Stärkung seiner Kontrollmechanismen investieren als ursprünglich erwartet, sagte von Moltke.

Ihr ursprüngliches Ziel, die Kosten bis 2022 auf 16,7 Milliarden Euro zu drücken, hatte die Bank bereits bei der Vorlage der Halbjahreszahlen kassiert. Am Plan, das Verhältnis von Aufwand zu Erträgen auf 70 Prozent zu drücken, hält das Institut jedoch fest.

Als ein Aufweichen des Sanierungskurses will von Moltke die Abkehr vom absoluten Sparziel nicht verstanden wissen. „Ich möchte betonten: Am Fokus des Managements, die Kosten zu reduzieren und das Institut effizienter zu machen, hat sich nicht geändert.“

Deutsche Bank stärkt Tochter DWS den Rücken

Die Krise des chinesischen Immobilienentwicklers Evergrande bereitet von Moltke derzeit keine Sorgen. „Wir haben kein direktes Engagement bei diesem Schuldner“, sagte von Moltke, ohne Evergrande dabei explizit zu nennen. Auch indirekte Auswirkungen gebe es bisher nicht.

Grundsätzlich konzentriere sich die Deutsche Bank in China vor allem auf Geschäfte mit Staatskonzernen, erstklassigen Finanzkonzernen und Niederlassungen von global agierenden Unternehmen, erklärte der Finanzchef. „Deshalb fühlen wir uns mit unserem Portfolio sehr wohl.“

Moltke rechnet außerdem mit robusten Einnahmen und geringeren Kreditrückstellungen. Bloomberg

James von Moltke

Moltke rechnet außerdem mit robusten Einnahmen und geringeren Kreditrückstellungen.

Auch zur Fondstochter DWS, die wegen „Greenwashing-Vorwürfen kritische Fragen der deutschen und amerikanischen Finanzaufsicht beantworten muss, äußerte sich von Moltke. „Wir müssen diese Untersuchung nun durchlaufen, das ist angesichts der Umstände völlig angemessen“, sagte der Finanzchef. „Wir arbeiten hart daran, bei dieser Untersuchung so schnell wie möglich voranzukommen.“

Die ehemalige Leiterin der Nachhaltigkeitsabteilung der DWS, Desiree Fixler, hatte der Fondsgesellschaft unter anderem vorgeworfen, ihr Engagement für ökologische, soziale und Governance-Investitionen übertrieben zu haben. Die DWS hat die Vorwürfe zurückgewiesen – und erhält in der Auseinandersetzung Rückendeckung von ihrem Mutterkonzern.

Man stehe zu den Angaben, die die DWS im Geschäftsbericht 2020 zum Thema Nachhaltigkeit gemacht habe, sagte von Moltke. Auf das Geschäft der DWS habe sich die Debatte nicht negativ ausgewirkt. „Bisher sehen wir keinerlei Auswirkungen auf die Zuflüsse oder das verwaltete Vermögen.“

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