Unter den vier großen Häusern ist wohl auch eine deutsche Großbank. Die Entscheidung der Institute verschärft die Probleme der strauchelnden Schweizer.
Credit Suisse
Die Turbulenzen halten an.
Bild: Bloomberg
New York, London Für die krisengeplagte Credit Suisse wird auch das Geschäft mit anderen Finanzinstituten immer schwieriger. Mindestens vier große Häuser, darunter die Deutsche Bank und Societe Generale, haben ihre Geschäfte mit der Schweizer Großbank oder deren Wertpapieren eingeschränkt. Das berichtet die Nachrichtenagentur Reuters unter Berufung auf fünf Personen mit direkter Kenntnis der Angelegenheit. Eine ähnliche Entscheidung hatte auch die französische Großbank BNP getroffen, wie zuvor bereits bekannt wurde.
Gleichzeitig ist nach Handelsblatt-Informationen aus Branchenkreisen die Nachfrage nach Anleihen der Credit Suisse groß. Hintergrund ist die Ankündigung des Geldhauses, mithilfe der von der Notenbank bereitgestellten Liquidität eigene Zinspapiere zurückzukaufen. Der Kurs etwa einer Anleihe mit sechsmonatiger Restlaufzeit war Mitte der Woche zeitweise um 20 Prozent gefallen. Das ist ein Indiz dafür, dass Investoren selbst kurzfristige Kreditrisiken scheuten.
Durch das am Donnerstag ausgesprochene Rückkaufsangebot haben sich die Kurse jedoch stark erholt. Zahlreiche Konkurrenten der Credit Suisse hatten zuletzt versucht, die Anleihen des strauchelnden Geldhauses zum Schnäppchenpreis zu kaufen und dann der Bank zum Rückkauf anzudienen. Zu den Banken gehören nach Handelsblatt-Informationen aus Branchenkreisen auch Banken, die ihre Geschäftstätigkeit mit der Credit Suisse eingeschränkt haben, beispielsweise die BNP Paribas.
Dennoch verschärfen die Einschränkungen die Probleme der Bank, die nach einer Reihe kostspieliger Fehlschläge versucht, ihr Geschäft umzubauen und wieder auf die Beine zu kommen.
Einem Bericht von Reuters zufolge sind bei der Großbank für das Wochenende außerordentliche Sitzungen verschiedener Teams angesetzt worden. Dazu zählten auch Teams des Finanzchefs Dixit Joshi. Dabei sollten Finanzdaten aufbereitet und Szenarien für die Zukunft der Schweizer Großbank erarbeitet werden, hieß es weiter. Credit Suisse lehnte auch dazu eine Stellungnahme ab.
Das Institut beteuerte zuletzt immer wieder, dass es eine starke, globale Bank sei. „Wir erfüllen und übertreffen im Grunde alle regulatorischen Anforderungen. Unsere Kapital- und Liquiditätsbasis ist sehr stark“, sagte Konzernchef Ulrich Körner Anfang Woche in einem Interview.
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Dennoch haben einige große Konkurrenten Einschränkungen im Geschäft mit dem Institut vorgenommen. Die Deutsche Bank etwa habe diese Woche den Beleihungswert von Credit-Suisse-Wertpapieren wie etwa Anleihen gesenkt, die von ihren Vermögensverwaltungskunden als Kreditsicherheiten gestellt werden, erklärte ein leitender Angestellter eines europäischen Vermögensverwalters, der Geschäftsbeziehungen zu den Frankfurtern unterhält. Vorher hatte die Bank diese Wertpapiere mit 70 bis 80 Prozent des Nennwerts bewertet, so die Quelle gegenüber Bloomberg. Die Deutsche Bank lehnte eine Stellungnahme ab.
Die französische Bank Societe General habe ihre Positionen mit der Credit Suisse als Gegenpartei in den vergangenen Wochen verringert, halte im Moment an ihnen fest, baue sie aber nicht weiter auf, sagten zwei mit der Situation vertraute Personen. Die britische Großbank HSBC überprüfe ihr Exposure zur Credit Suisse, habe aber noch keine Entscheidung getroffen, diese zu verringern, sagte ein weiterer Insider. Das Institut beobachte die Situation genau und werde Anfang nächster Woche entscheiden.
Beide Institute lehnten eine Stellungnahme ab. Eine weitere Person berichtete über eine internationale Bank, die zumindest ihr unbesichertes Exposure verringert habe.
Die Credit Suisse kämpft seit Tagen mit einem Vertrauensschwund von Anlegern und Kunden. Auslöser waren ursprünglich zwar hausgemachte Probleme. Doch die Krise rund um die amerikanische Silicon Valley Bank befeuerte die Verunsicherung weiter. Am Freitag sorgte der weitere Kursabsturz der US-Regionalbank First Republic für weitere Nervosität, obwohl die angeschlagene Regionalbank ein milliardenschweres Unterstützungspaket bekommen hatte.
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Um zu zeigen, dass die Credit Suisse liquide bleibt, auch wenn Kunden Geld abziehen, hatte die Schweizerische Nationalbank SNB ihr in der Nacht zum Donnerstag bis zu 50 Milliarden Franken an Krediten zur Verfügung gestellt. Die Bank akzeptierte die Liquiditätsspritze und zapft sie nun in Tranchen an.
Doch die Reaktion der Anleger fiel verhalten aus, die Preise für Kreditausfallversicherungen bewegten sich auch danach in schwindelerregender Höhe. „Das Grundproblem der Credit Suisse bleibt das mangelnde Vertrauen der Kunden“, erklärte Analyst Daniel Bosshard von der Luzerner Kantonalbank. Entscheidend ist nun, wie sich die Kunden weiter verhalten.
„Ob die Einleger ausreichend beruhigt sind, um die Abflüsse in den nächsten Tagen einzudämmen, ist unserer Ansicht nach eine Schlüsselfrage“, sagte Frédérique Carrier, Leiterin der Anlagestrategie bei RBC Wealth Management. Kommt es nicht bald zu einer Stabilisierung, halten Experten Staatshilfen, eine Aufspaltung oder eine Übernahme für mögliche nächste Schritte.
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