Die Berliner Smartphonebank N26 hat ihre Zahlen für 2018 veröffentlicht. Unter dem Strich steht weiterhin ein dickes Minus, doch die Umsatzzahlen dürften Skeptiker überraschen.
Frankfurt Traditionelle Banker treibt die Frage schon seit Jahren um: Womit verdient die Smartphonebank N26 eigentlich Geld? Ist ihr Geschäftsmodell tatsächlich nachhaltig? Oder verbrennt sie nur das Kapital ihrer Investoren? Antworten auf diese Fragen gibt nun der Konzernabschluss des Unternehmens für das Jahr 2018. Die wichtigsten Ergebnisse im Überblick:
Ja. Die Einnahmen des Konzerns stammen im Wesentlichen aus Provisionserträgen. Diese liegen für 2018 bei rund 37,7 Millionen Euro, im Vorjahr waren es noch 10,2 Millionen Euro. Wesentlicher Treiber sind laut Konzernabschluss die „Erbringungen von Zahlungsverkehrsdienstleistungen und das Kartengeschäft“.
Die N26-Kunden haben also ihre Karten fleißig zum Einkaufen genutzt, und N26 hat dafür die sogenannte Interchange-Gebühr von den Händlern kassiert. Zugleich musste die junge Bank wohl weniger Gebühren in Zusammenhang mit dem Kartengeschäft zahlen, so dass auch der Provisionsüberschuss von 150.000 Euro im Vorjahr auf nun 13,8 Millionen Euro gestiegen ist.
Hinzu kommen Zinserträge in Höhe von rund 5,1 Millionen Euro und sonstige Erträge in Höhe von 5,9 Millionen Euro. Das macht zusammen rund 48,7 Millionen Euro (2017: 11,2 Millionen Euro).
Setzt man den Provisionsertrag ins Verhältnis zur Kundenzahl, ergibt sich Folgendes: Aktuell hat N26 laut jüngster Meldung mehr als fünf Millionen Kunden. Ende 2018 waren es zwei Millionen, und aufgrund der vorherigen Veröffentlichungen zu den Kundenzahlen könnte die durchschnittliche Kundenzahl im Jahr 2018 bei etwa 1,1 Millionen gelegen haben. In der Folge hätte N26 allein über die Provisionseinnahmen mit jedem Kunden durchschnittlich 34 Euro verdient. Gemessen an den Gesamterträgen wären es durchschnittlich sogar 44 Euro pro Kunde.
Dies ist eine deutliche Steigerung zum Vorjahr: Geht man davon aus, dass die Bank 2017 im Durchschnitt 480.000 Kunden hatte, ergibt sich pro Kunde ein Ertrag in Höhe von 21 bis 23 Euro.
Ja. Der Jahresfehlbetrag des Konzerns lag 2018 bei 73,1 Millionen Euro und damit nochmal deutlich höher als im Vorjahr (32 Millionen Euro). Hinzu kommt ein Verlustvortrag aus den Vorjahren, so dass unterm Strich ein Bilanzverlust in Höhe von 129,3 Millionen Euro steht. Trotzdem hat das Start-up noch genug Reserven. Allein im vergangenen Jahr hat es von internationalen Investoren rund 412 Millionen Euro erhalten.
Besonders stark schlagen die Aufwendungen für das Marketing zu Buche. Hierfür hat N26 knapp 27 Millionen Euro ausgegeben, im Vorjahr waren es noch acht Millionen Euro. Da N26 im Jahr 2018 wohl etwa 1,3 Millionen Kunden gewonnen hat, ergeben sich etwa 20 Euro Werbekosten pro Neukunde.
Weiterer großer Kostenpunkt sind die Personalkosten. Sie sind von 12,7 Millionen Euro auf 27,7 Millionen Euro gestiegen. Im Verhältnis zur Zahl der Mitarbeiter haben diese Ausgaben überproportional zugelegt – die durchschnittliche Mitarbeiterzahl des Konzerns ist von 271 auf 472 gestiegen. Zudem wurden allein für die Kartenproduktion 6,1 Millionen Euro aufgewandt (2017: 1,4 Millionen Euro) und die Kundenverifizierung kostete 4,9 Millionen Euro (2017: 1,9 Millionen Euro).
Die junge Bank steht bei manchen Kritikern im Verdacht, entweder geschönte Kundenzahlen zu kommunizieren oder doch zumindest viele „Karteileichen“ unter ihren Kunden zu haben, die ihr Konto gar nicht aktiv nutzen. Auf die Frage, wie N26 „Kunde“ definiert, sagte ein Sprecher der Bank dem Handelsblatt: Kunde sei, wer den Anmeldeprozess erfolgreich durchschritten und ein Bankkonto eröffnet habe. Zudem seien in Europa alle N26-Kunden auch Kunden der N26 Bank.
Zur Frage, wie aktiv diese sind, zeigt der Konzernabschluss abseits der Kartennutzung noch Folgendes: 2018 hat N26 für seine Kunden Einlagen in Höhe von 1,1 Milliarden Euro verwaltet (2017: 411,8 Millionen Euro). Wenn auch die durchschnittliche Kundenzahl tatsächlich bei etwa 1,1 Millionen lag, haben Kunden der Bank durchschnittlich immerhin 1000 Euro anvertraut – was etwas über dem Wert aus dem Vorjahr liegen dürfte.
Auch beim Kreditgeschäft hat N26 zugelegt: Wurden 2017 noch Kredite in Höhe von 9,6 Millionen Euro an die Kunden vergeben, waren es 2018 schon 25,8 Millionen. Im Verhältnis zum Kundenwachstum erscheint dieser Anstieg aber nicht überproportional.
Wie viele Kunden 2018 bereits ein Premiumkonto hatten, geht aus den Zahlen nicht hervor. 2017 gab es in sechs Ländern N26 Black, das monatlich 9,90 Euro kostete und zwischenzeitlich in N26 You umbenannt wurde. 2018 war Black in 15 Ländern verfügbar. Die Metal-Version für monatlich 16,90 Euro ging erst 2018 in fünf Ländern an den Markt. Inzwischen sollen Insidern zufolge je nach Markt bis zu 30 Prozent der Kunden für das Konto zahlen.
N26 stuft den Geschäftsverlauf im Jahr 2018 laut dem Bericht als „zufriedenstellend und im Rahmen der Erwartungen liegend“ ein. Für 2019 stimmt das Unternehmen bereits auf noch höhere Verluste ein. So würden der Markteintritt in den USA und die Eröffnung weiterer Niederlassungen in Europa sowie der weitere Ausbau der Produktpalette und das Kundenwachstum dazu führen, dass „2019 planmäßig mit einem stark gestiegenen Anlaufverlust des Konzerns im Vergleich zu 2018 abschließen wird“.
Zugleich dürften aber auch die Umsätze steigen: N26 erwartet „weiterhin deutlich steigende Wachstumsraten insbesondere im Provisionsergebnis getrieben durch Kartenumsätze und die Premiumprodukte N26 Black und N26 Metal der N26 Bank GmbH sowie durch den Markteintritt der N26 Inc.“ - wobei mit der N26 Inc. das Geschäft in den USA gemeint ist.
Noch macht N26 hohe Verluste. 2018 waren aber auch viele Investitionen zu stemmen. So ist die Bank in sieben neue Länder expandiert, darunter Großbritannien, und hat den Markteintritt in die USA vorbereitet. Auch das Produkt wurde erweitert: Neben den Premiumkonten N26 Metal wurden auch Unterkonten – sogenannte Spaces – neu eingeführt sowie Google Pay und Apple Pay für das Bezahlen per Smartphone integriert.
Zu beachten ist: Im Gegensatz zum Konzernabschluss aus dem Vorjahr wurde erstmals die N26 Operations GmbH in die Betrachtung mit einbezogen. Deren Geschäftszweck sind technische Unterstützungsdienstleistungen für die Erbringung von Zahlungsdiensten Dritter. Sie ist laut dem Bericht aber für das Geschäftsjahr von untergeordneter Bedeutung für den Konzernabschluss.
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