Die Übernahme von Bux stand kurz bevor, doch dann machten die Berliner einen Rückzieher. Ein Grund war die Uneinigkeit über die künftige Managementstruktur.
Frankfurt Es wäre der größte Deal in der Geschichte von N26 gewesen: Das Finanz-Start-up wollte nach Handelsblatt-Informationen den niederländischen Wertpapierhändler Bux kaufen, machte dann jedoch in letzter Minute einen Rückzieher.
Durch die Übernahme von Bux hätte N26 seinen Kunden auch den Kauf und Verkauf von Aktien und ETFs anbieten können. Der Deal sei jedoch kurz vor dem Abschluss geplatzt, weil N26 die Komplexität zu hoch war, sagten mehrere mit dem Thema vertraute Personen dem Handelsblatt. Zudem hätten sich die Unternehmen nicht auf eine neue Managementstruktur und die Bewertung einigen können.
Im Raum habe eine Bewertung von Bux von mehr als 100 Millionen Euro gestanden, sagte einer der Insider. N26 war bei der letzten Finanzierungsrunde 2021 mit 7,7 Milliarden Euro bewertet worden und zählt damit zu den wertvollsten Fintechs in Deutschland.
Bux wollte sich zu dem Thema nicht äußern. Eine N26-Sprecherin teilte mit: „Wir schauen uns immer interessante Unternehmen an, die zu unseren strategischen Zielen passen, kommentieren Gerüchte oder Spekulationen aber grundsätzlich nicht.“
Die Smartphonebank hatte sich lange auf das klassische Bankgeschäft konzentriert – und auf weitere Angebote wie den Aktien- oder Kryptohandel verzichtet. Im November 2022 startete das Unternehmen dann eine Kooperation mit dem Wiener Krypto-Start-up Bitpanda, um zumindest Kryptowährungen anbieten zu können.
Bitpanda bietet unter anderem anderen Unternehmen seine technische Infrastruktur als sogenannte White-Label-Lösung an: Die N26-Kunden können Kryptowährungen also in der App der Smartphonebank kaufen und verkaufen. Bitpanda führt den Handel durch und verwahrt die Coins.
Neben dem Kryptohandel sucht das N26-Management jedoch auch nach Möglichkeiten, um das klassische Aktien- und ETF-Geschäft abzudecken. „Unser Ziel ist es schon, in den nächsten zwei Jahren auch dort ein starkes Standbein aufzubauen“, sagte Mitgründer und Co-Chef Valentin Stalf im Oktober 2022.
Das sogenannte Brokerage-Geschäft ist für Banken wichtig, um neben Zinseinnahmen auch Provisionserlöse zu generieren. Zudem schätzen es viele Kunden, wenn sie ihre gesamten Finanzen über eine App erledigen können und nicht etwa für Banküberweisungen und Geldanlage mehrere benötigen. N26 strebe deshalb an, entweder einen Broker zu kaufen oder selbst ein entsprechendes Angebot aufzubauen, sagte eine mit der Angelegenheit vertraute Person.
Bux, ein 2014 gegründeter Neobroker mit Sitz in Amsterdam, fokussierte sich zunächst auf den Handel mit Differenzkontrakten (CFD), ermöglicht mittlerweile aber auch den Handel mit Aktien und ETFs. Nach eigenen Angaben hat Bux mehr als eine Million Kunden und ist in insgesamt acht Märkten aktiv, darunter die Niederlande, Frankreich und Deutschland.
Die letzte Finanzierungsrunde fand im April 2021 statt. Zu diesem Zeitpunkt sammelte der Neobroker etwa 80 Millionen US-Dollar ein. Zu den Investoren gehören Tencent, HV Capital und ABN Amro Ventures.
Bux nutzt Systeme von ABN Amro. Die mögliche Abhängigkeit von dieser Technologie sei ein Punkt gewesen, der bei N26 kritisch gesehen wurde, sagte eine mit den Gesprächen vertraute Person. Eine wichtige Rolle in den Verhandlungen hätten auch das aktuelle Marktumfeld und die Einschätzung zu den Geschäftsaussichten gespielt.
Zu Beginn der Coronakrise zählten Broker noch zu den großen Gewinnern. Anleger beschäftigten sich mehr denn je damit, wie sie ihr Geld anlegen können, und handelten eifrig. Im vergangenen Jahr lies die Handelsaktivität infolge des Börseneinbruchs dann deutlich nach.
Das bekamen Neobroker wie Bux und Trade Republic zu spüren. „Unser Sparplangeschäft wächst weiter, allerdings sind die Handelsvolumina von Aktien zurückgegangen“, sagte Trade-Republic-Mitgründer Christian Hecker kürzlich.
N26 wollte im Rahmen der Verhandlungen also möglicherweise die Chance nutzen, Bux zu einem verhältnismäßig günstigen Preis zu erwerben. Hinzu kommt, dass Investoren bei der Finanzierung von Start-ups wegen der Zinswende und des Absturzes von Technologiewerten grundsätzlich zurückhaltender geworden sind.
Ende 2022 hatte N26 deutlich gemacht, dass ein eigener Börsengang angesichts des schwierigen Marktumfelds aktuell kein Thema ist. Priorität habe, die von der Finanzaufsicht Bafin festgestellten Mängel zu beheben.
Die Finanzaufsicht ist der Ansicht, dass N26 viele Jahre lang zu schnell gewachsen ist und seine Prozesse und Kontrollen nicht entsprechend weiterentwickelt hat. Im November 2021 entsandte die Bafin deshalb einen Sonderbeauftragten in die Bank und ordnete an, dass N26 pro Monat maximal 50.000 Neukunden aufnehmen darf.
Dass N26 die Übernahme von Bux nun auch deshalb abgesagt hat, weil das Institut zusätzliche Komplexität und Governance-Probleme vermeiden will, dürfte bei der Finanzaufsicht gut ankommen.
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