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24.11.2020

08:30

Smartphonebank

Weniger Gratisgeschäft: N26 will Einnahmen durch Kontogebühren steigern

Von: Elisabeth Atzler

Das Berliner Fintech führt ein weiteres Konto mit Gebühr ein und zielt darauf, etablierten Banken Kunden abzuluchsen. Mit Blick auf den frisch gewählten Betriebsrat gibt sich N26 selbstkritisch.

N26 will mehr Geld durch Kontogebühren verdienen – und Kunden etablierter Banken zu sich locken. Andreas Pein/laif

Smartphonebank N26

N26 will mehr Geld durch Kontogebühren verdienen – und Kunden etablierter Banken zu sich locken.

Frankfurt Die Berliner Smartphonebank N26 versucht mit einem neuen Kontomodell, mehr zahlende Kunden zu sich zu locken: Das Finanz-Start-up (Fintech) startet das dritte Konto mit Kontogebühr. Das „Smart Premiumkonto“ soll monatlich 4,90 Euro kosten, wie die Bank am Dienstagmorgen mitteilte. Für zwei weitere sogenannte Premiumkonten veranschlagt die Bank bereits 16,90 Euro sowie 9,90 Euro pro Monat.

Dabei gibt sich N26 angriffslustig. „Wir wollen damit in erster Linie Kunden von etablierten Banken ansprechen, die aktuell bereits Kontoführungsgebühren bezahlen“, sagte Deutschlandchef Georg Hauer dem Handelsblatt. „Es ist ein Mythos, dass Kunden sich für ein digitales Bankkonto nur dann entscheiden, wenn es kostenlos ist. Sie nehmen es, weil es besser ist“, glaubt Hauer.

Damit kehrt sich N26 ein Stück weiter von seinem Ansatz aus der Startphase ab. Das Fintech, das seit 2015 am Markt ist, hatte zunächst ausschließlich Gratiskonten für private Kunden angeboten und erst später Konten mit Monatspreis eingeführt. Diese beiden Konten sind allerdings vergleichsweise teuer – teurer als die Standardkonten der meisten privaten und genossenschaftlichen Banken sowie der Sparkassen. Hauer betonte, dass N26 auch „immer ein kostenloses Konto anbieten“ werde.

In Deutschland haben sich etliche Geldhäuser von Gratiskonten verabschiedet, ein Großteil hat die Gebühren erhöht. Angesichts der Negativzinsen schrumpft der wichtige Zinsüberschuss, die Haupteinnahmequelle klassischer Kreditinstitute. Daher versuchen die Banken, mehr durch Kontogebühren zu verdienen.

Hauer zufolge zielt N26 darauf ab, dass mindestens 30 Prozent der Kunden eines der kostenpflichtigen Konten wählen. In einigen Märkten sei das auch schon der Fall, in Deutschland zahlten etwa 20 Prozent der Kunden für ihre N26-Konten.

Derzeit stammt laut Hauer je ein Drittel der Erträge von N26 aus dem Zahlungsverkehr, aus Kontoführungsgebühren sowie aus anderen Geschäften wie Partnerschaften, Kredit- und Sparprodukten. „Zusätzlich wachsen wollen wir künftig vor allem bei Erträgen aus Premiumkonten und im Kreditgeschäft“, kündigte Hauer an. Im Kreditgeschäft ist die Bank bisher kaum aktiv.

N26 gehört mit einer Bewertung von 2,9 Milliarden Euro (3,5 Milliarden Dollar) zu den teuersten deutschen Fintechs. Die Berliner Firma ist auch die größte Smartphonebank in Deutschland. Sie ist in 25 Ländern aktiv und zählt mehr als fünf Millionen Kunden – diese Zahl hatte die Bank schon Anfang 2020 genannt. Die Zahl der Kunden war in den Vorjahren rasant gewachsen, was N26 auch regelmäßig unterjährig mitgeteilt hatte. Als unklar gilt, wie viele Kunden N26 tatsächlich auch als Hauptbankverbindung nutzen.

Die jüngsten bekannten Geschäftszahlen von N26 sind aus dem Jahr 2018. Damals hatte die Bank zwar ihre Erlöse, die vor allem aus dem Zahlungsverkehr stammten, deutlich gesteigert. Zugleich aber stieg auch der Verlust, unter anderem weil die Bank mehr für Marketing ausgab.

Keine Kurzarbeit mehr

Hauer sagte weiter, es seien keine N26-Mitarbeiter mehr in Kurzarbeit. „Im Gegenteil, wir stellen aktuell wieder viele neue Mitarbeiter ein, und das an allen Standorten.“ Das Unternehmen hat insgesamt rund 1500 Mitarbeiter. Derzeit sind mehr als 100 Stellen ausgeschrieben. Unter anderem will N26 sein Technologiezentrum in Wien ausbauen.

Mit Blick auf die Wahl eines Betriebsrats, gegen die N26 zwischenzeitlich eingeschritten war, zeigte die Bank sich nun selbstkritisch. „Ich sehe die Gründung eines Betriebsrats als positiv. Das Management freut sich auf die Zusammenarbeit mit dem Betriebsrat“, sagte Hauer. „Unsere Kommunikation, als bekannt wurde, dass Mitarbeiter einen Betriebsrat gründen wollen, war nicht gut. Für N26 sind eine gute Arbeitskultur und ein gutes Arbeitsklima extrem wichtig.“ N26 habe den Anspruch, ein attraktiver Arbeitgeber zu sein, und konkurriere schließlich mit Unternehmen wie Google um Softwareentwickler.

Als ersten Schritt auf dem Weg zu einem Betriebsrat luden die Mitarbeiter Kollegen zu zwei Treffen in das Berliner „Hofbräu Wirtshaus“ ein, um dort den Wahlvorstand zu wählen. Dieser ist auf dem Weg zur Bildung eines Betriebsrats zwingend erforderlich. Gegen die erste Einladung erwirkte N26 im August eine einstweilige Verfügung beim Berliner Arbeitsgericht. Bei der zweiten ging die Bank ähnlich vor.

Begründet hatte die Bank ihr Veto damit, dass es im Veranstaltungsort kein Gesundheits- oder Sicherheitskonzept für solch große Versammlungen gebe. Die Treffen konnten schließlich doch wie geplant stattfinden, weil erst die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi alternativ einlud, beim zweiten Treffen sprang die IG Metall ein.

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