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05.09.2022

18:33

Studie

Europas Banken kommen voran – Deutschland bleibt das Schlusslicht

Von: Michael Maisch

Die heimischen Banken kommen mit dem Umbau voran, allerdings deutlich langsamer als die Konkurrenz. Vor allem der Abstand zu Skandinavien ist weiterhin groß.

Die deutschen Banken hinken der europäischen Konkurrenz nach wie vor hinterher. dpa

Abendliche Skyline von Frankfurt am Main

Die deutschen Banken hinken der europäischen Konkurrenz nach wie vor hinterher.

Frankfurt Die Anstrengungen der europäischen Banken beginnen sich auszuzahlen. Nach Jahren der Flaute befinde sich der Bankenmarkt im Aufschwung und die Transformationsprogramme für mehr Effizienz zeigten Wirkung, heißt es in einer neuen Studie der Beratung Bearingpoint, die dem Handelsblatt exklusiv vorliegt.

Der Studie zufolge arbeiten die Banken so effizient wie seit 2013 nicht mehr, die Eigenkapitalrendite verzeichne nach einem Tiefpunkt im Coronajahr 2020 zwölf Monate später einen deutlichen Anstieg auf das Vorkrisen-Niveau und das Ergebnis vor Steuern habe sich mehr als verdoppelt. Allerdings profitierten nicht alle Institute in gleichem Maße von den Verbesserungen.

Für die Studie hat Bearingpoint die Jahresabschlüsse von 122 europäischen Banken von 2013 bis 2021 analysiert, die unter Aufsicht der EZB oder der nationalen Aufsichtsbehörden stehen. Das Datenset umfasst damit rund 70 Prozent der aggregierten Bilanzsumme aller Finanzinstitute in der EU.

Im Schnitt stieg die Eigenkapitalrendite der Institute 2021 auf 8,1 Prozent, deutlich über dem Vorkrisenwert von 6,1 Prozent. Wie schon in den vergangenen fünf Jahren liegen die skandinavischen Geldhäuser mit einer Rentabilität von 10,7 Prozent an der Spitze. Nach Einschätzung von Bearingpoint sind dafür vor allem die Kostendisziplin und der hohe Digitalisierungsgrad verantwortlich.

Das Schlusslicht in Europa bildet Deutschland. Mit einer durchschnittlichen Eigenkapitalrendite von 4,5 Prozent schneiden die Geldhäuser nicht einmal halb so gut ab wie die skandinavische Konkurrenz. Aber im Vergleich zu 2020 mit einem Wert von lediglich 0,7 Prozent verbessern sich auch die heimischen Banken und schaffen den ersten Schritt, um näher an die anderen Regionen heranzurücken.

Ein ähnliches Bild wie bei der Eigenkapitalrendite zeigt sich auch bei der Effizienz, gemessen am Verhältnis von Kosten zu Einnahmen (Cost Income Ratio, CIR). Mit einer durchschnittlichen CIR von 62 Prozent erreichten die europäischen Banken 2021 den besten Wert seit 2013. Auch hier schneiden die skandinavischen Banken mit einer CIR von 49,1 Prozent am besten ab. Mit 70,4 Prozent liegt Deutschland erneut auf dem letzten Platz. Das führen die Berater unter anderem auf die hohen Kosten für die Sanierungsprogramme einiger Institute zurück.

Pleitewelle ist ausgeblieben

Wesentliche Treiber für die verbesserte Effizienz waren nicht nur die umfangreichen Transformations- und Digitalisierungsprogramme, sondern auch eine stabile Ertragslage während der Pandemie. Da die befürchtete Pleitewelle ausblieb, konnten viele Institute im zweiten Halbjahr große Teile der dafür gebildeten Risikovorsorge wieder auflösen. Nachdem die Risikovorsorge 2020 mit 121,4 Prozent gegenüber dem Wert von 2019 ein Rekordhoch erreicht hatte, fiel sie 2021 unter den Wert vor der Krise und lag nur noch bei 64,9 Prozent im Vergleich zu 2019.

Getrieben durch diese Entwicklung konnten die Geldhäuser ihre Profitabilität, gemessen am aggregierten Vorsteuergewinn im Vergleich zum Vorjahr, mehr als verdoppeln und den seit Beginn der Analyse höchsten Wert aus dem Jahr 2018 um rund 20 Prozent übertreffen. Aber auch in dieser Kategorie zählt Deutschland zu den Nachzüglern. Die heimischen Institute kommen auf 12,3 Prozent der aggregierten Bilanzsumme in Europa, aber nur 6,4 Prozent des aggregierten Gewinns vor Steuern entfällt auf die deutschen Banken.

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