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01.03.2022

18:10

Ukraine-Krieg

Europa-Tochter der russischen VTB Bank stoppt Neugeschäft

Von: Dennis Schwarz, Yasmin Osman, Michael Maisch

Betroffen ist auch die in Frankfurt ansässige VTB Direktbank, die hierzulande viel Geld von Kleinsparern eingesammelt hat. Die Finanzaufsicht Bafin hüllt sich in Schweigen. 

EZB verstärkt Kontrolle von russischen Banktöchtern in der EU Reuters

Das Logo der VTB Bank

Die VTB Direktbank ist eine Zweigniederlassung der VTB Bank Europe SE und steht unter der Aufsicht der Bafin.

Frankfurt Die zweitgrößte russische Bankengruppe VTB setzt das Neugeschäft in der Europäischen Union aus. Davon betroffen ist auch die VTB Direktbank, die in Deutschland viel Geld von Kleinsparern eingesammelt hat. Interessierte erhalten aktuell eine kurze Nachricht: „Leider können Sie derzeit kein Konto eröffnen. Wir bitten Sie um etwas Geduld.“

Die VTB Direktbank ist eine Zweigniederlassung der VTB Bank Europe SE. Sie steht als rechtlich eigenständiges Institut unter der unmittelbaren Aufsicht der deutschen Finanzaufsicht Bafin. Ein Sprecher der Behörde wollte sich zu den Gründen des Stopps beim Neugeschäft der Direktbank nicht äußern. Auch die VTB Bank Europe hielt sich bedeckt.

Die Frankfurter Niederlassung bekräftigte am Dienstag auf ihrer Internetseite aber, das Geld bei der VTB Direktbank sei so sicher „wie bei jeder anderen in Deutschland ansässigen Bank“. Die wirtschaftliche Situation der VTB Bank Europe SE sei stabil.

Wegen der Lage in der Ukraine hat die Bafin die Aufsicht über die VTB Bank nach Handelsblatt-Informationen intensiviert. „Aufgrund der aktuellen Situation steht die Bafin in engem Kontakt zu der Bank“, hatte die Aufsichtsbehörde zu Wochenbeginn mitgeteilt. „Bestandskunden, die nicht unter die Sanktionen fallen, können aktuell über ihre Guthaben im Rahmen der vertraglichen Vereinbarungen verfügen.“

Zu den wichtigsten Anliegen der Finanzaufsicht zählt es zu verhindern, dass von der VTB Bank in Europa Finanzmittel nach Russland transferiert werden.

Anders als die Europatochter fällt die russische VTB Bank unter die von der Europäischen Union und den USA verhängten Sanktionen, da die Bankengruppe mehrheitlich dem russischen Staat gehört.

Die VTB Direktbank wiederum ist Mitglied im deutschen Privatbankenverband BdB. Sie lockte Privatanleger zuletzt mit jährlichen Zinszahlungen von bis zu 0,65 Prozent auf Festgeldkonten. Laut Geschäftsbericht verfügte die VTB Bank Europe per Ende 2020 über Kundeneinlagen in Höhe von etwa 4,7 Milliarden Euro.

Details zur Sanktionsliste

Der russische Mutterkonzern ist international unter Druck geraten: Die VTB steht einem Bericht der Nachrichtenagentur Bloomberg zufolge auf dem Entwurf einer EU-Liste, die festlegt, welche russischen Banken vom Banknachrichtendienst Swift ausgeschlossen werden sollen.

Auch Bank Rossija, Bank Otkritie, Novikombank, Promsvyazbank PJSC, Sovcombank PJSC und VEB.RF finden sich dort wieder. Eine Sprecherin der EU-Kommission wollte sich dazu nicht äußern.

Die staatlich dominierten Institute Sberbank und Gazprombank stehen dem Bericht zufolge bislang nicht auf der Swift-Ausschlussliste. Sie ist aber noch nicht final und soll noch mit den USA abgestimmt werden. In den USA stehen Sberbank und Gazprombank bereits auf Sanktionslisten, und auch die EU hat schon Sanktionen gegen Banken verhängt, die zu mehr als 50 Prozent dem russischen Staat gehören. Das trifft auf die Sberbank zu.

Den Swift-Ausschluss von bestimmten russischen Banken hatten am Wochenende die USA, die EU-Kommission, Frankreich, Deutschland, Italien, Großbritannien und Kanada in einer gemeinsamen Erklärung angekündigt, allerdings ohne Details zu nennen.

Die bisherigen Sanktionen hatten bereits am Montag dazu geführt, dass die Europäische Zentralbank (EZB) erklärte, die Sberbank Europe AG, eine hundertprozentige Tochtergesellschaft der Sberbank Russland, sowie ihre kroatischen und slowenischen Ableger seien zahlungsunfähig oder würden es demnächst sein.

Daraufhin verhängte die österreichische Aufsicht FMA über die in Wien ansässige Europatochter der Sberbank ein Moratorium, das in der Nacht zum Mittwoch auslief.

Dies geschah im Auftrag der europäischen Abwicklungsbehörde für Banken, des Single Resolution Board. Sie hatte festgestellt, dass die Sberbank Europe tatsächlich mit hoher Wahrscheinlichkeit ausfallen wird. Die EU-Behörde kann beschließen, die Europatochter abzuwickeln, zu verkaufen – oder aber sie ihrem Schicksal überlassen. Dann wäre das Institut ein Fall für die österreichische Einlagensicherung. Allerdings könnte auch die Einlagensicherung der deutschen Privatbanken ins Spiel kommen. 

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