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26.04.2023

11:26

US-Bank

First Republic kämpft ums Überleben – Aktie stürzt 50 Prozent ab

Von: Astrid Dörner

Die Regionalbank könnte erneut auf ein Hilfsprogramm angewiesen sein, um die Schwächen in der Bilanz auszugleichen. Die jüngste Entwicklung löst neue Sorgen bei Investoren aus.

Die Bank steckt weiterhin in der Krise. Reuters

First Republic

Die Bank steckt weiterhin in der Krise.

Denver Die Vertrauenskrise bei der regionalen Bank First Republic spitzt sich zu. Am Dienstag stürzte die Aktie an der Wall Street um 50 Prozent ab. Seit Jahresanfang hat der Titel mehr als 90 Prozent an Wert verloren. Nach schlechten Quartalszahlen, die die Bank aus San Francisco bereits am Montag vorgelegt hatte, hat sich die Sorge um die Stabilität der US-Regionalbank zuletzt weiter verstärkt.

Das Institut überlegt offenbar, sich von Vermögenswerten im Wert von 50 bis 100 Milliarden Dollar zu trennen, wie die Nachrichtenagentur Bloomberg am Dienstag berichtete. Es soll sich dabei vor allem um Hypotheken und Wertpapiere mit langen Laufzeiten handeln, von denen First Republic einen höheren Anteil als andere Institute in ihren Bilanzen hält.

Die kalifornische Bank, deren Bilanzsumme bei 233 Milliarden Dollar liegt, hatte sich auf vermögende Kunden fokussiert und war bekannt dafür, ihnen große Hypotheken zu günstigen Konditionen auszustellen. In den USA werden Häuserkredite oft zu festen Zinssätzen und mit einer Laufzeit von 30 Jahren vergeben. Durch die zuletzt deutlich gestiegenen Leitzinsen der Notenbank Fed haben diese Hypotheken jedoch klar an Wert verloren.

Nach einem Bankrun im März ist das Verhältnis zwischen Krediten und Einlagen aus der Balance geraten, warnen Analysten. Kunden hatten rund um die Pleite der Silicon Valley Bank (SVB) im vergangenen Monat gut 100 Milliarden Dollar von der First Republic abgezogen, wie die Bank am Montagabend mitteilte. Das war mehr, als Analysten erwartet hatten. Die Abflüsse haben laut CEO Michael Roffler jedoch weitgehend nachgelassen.

Die jüngste Meldung über den Verkauf von Vermögenswerten löste neue Sorgen über die Stabilität des Bankensektors aus – und spiegelte sich auch an den Märkten wieder: In Tokio büßte der Bankensektor am Mittwoch knapp zwei Prozent ein und war damit die Branche mit den höchsten Verlusten. Die Regionalbank Chiba war mit einem Minus von knapp drei Prozent der schwächste Finanzwert im Nikkei, gefolgt von Concordia Financial mit einem Minus von rund 2,5 Prozent.

An der Wall Street schlossen am Dienstag alle wichtigen Indizes im Minus. Auch der Dax verlor am Mittwoch zunächst etwas, Papiere von Commerzbank und Deutscher Bank lagen am Mittwochmorgen nur leicht im Minus.

Die SVB hatte sich auf Kredite und andere Finanzierungsformen für die Technologiebranche spezialisiert und war bereit, Kredite an defizitäre Start-ups zu vergeben, die bei anderen Banken vermutlich keine Chance gehabt hätten. Falsch gemanagte Zinsänderungsrisiken lösten Anfang März schließlich den ersten digitalen Bankrun in der Geschichte der USA aus.

Hilfspaket im Gespräch

SVB-Kunden hatten versucht, innerhalb von zwei Tagen 142 Milliarden Dollar oder 80 Prozent aller Einlagen abzuziehen. Das führte dazu, dass die SVB der Einlagensicherung FDIC unterstellt wurde und schließlich Insolvenz anmelden musste.

Sollte sich First Republic von den Vermögenswerten trennen, würde dies laut Bloomberg den Weg für Kapitalerhöhungen freimachen. Derzeit diskutierten Regulierer mit anderen großen Banken darüber, wie ein neues Rettungspaket aussehen könnte. Denkbar sei, dass andere Institute die Vermögenswerte der First Republic zu einem Preis kaufen, der über dem derzeitigen Marktwert liegt. Im Gegenzug könnten sie Optionsscheine oder Vorzugsaktien der First Republic erhalten.

Laut Karen Finerman, CEO des Hedgefonds Metropolitan Capital Advisors, ist dies die einzige Hoffnung für die Bank. „Und die Zeit drängt“, gab sie im US-Börsensender CNBC zu bedenken. „So einen schlimmen Börsentag wie am Dienstag darf es nicht noch einmal geben.“

Finanzministerin Janet Yellen und wichtige Bankenregulierer seien alarmiert, wie es in Finanzkreisen heißt. Die Entscheider in Washington wollen eigentlich verhindern, dass es zu einer weiteren Bankpleite kommt.

Unklar ist derzeit noch, ob andere Institute zu einem neuen Rettungspaket für die First Republic bereit wären. Elf große Finanzhäuser haben im März bereits Einlagen in Höhe von 30 Milliarden Dollar bei der First Republic geparkt, um das Institut zu stabilisieren und um ein Signal des Vertrauens zu senden.

Kreditprogramm der Fed ist tückisch

Amerikas größte Bank JP Morgan, die Bank of America, Citigroup und andere große Geldhäuser haben zwar solide Zahlen für das erste Quartal vorgelegt. Doch auch sie bereiten sich auf Turbulenzen vor und haben ihre Risikovorsorge für ausfallgefährdete Kredite erhöht. Dass ein Käufer für die First Republic gefunden werden kann, gilt als unwahrscheinlich. Finerman zufolge ist ein Rettungspaket günstiger, als dass die Bank von der US-Einlagensicherung FDIC übernommen und abgewickelt werden muss.

Nach der Pleite der SVB und der New Yorker Signautre Bank hatte die Fed ein neues Kreditprogramm gestartet, um die Regionalbanken zu stützen. Dort können die Institute Anleihen zum Nennwert als Sicherheiten hinterlegen und Kredite erhalten, um ihre Liquidität zu stärken. Auch First Republic hat davon Gebrauch gemacht, wie das Institut am Montag mitteilte. Mittelfristig könnte das die Bank jedoch in zusätzliche Schwierigkeiten bringen, warnen Analysten.

So zahlt die Bank Zinsen auf die Kredite der Fed und anderer Programme von drei bis fünf Prozent. Für die Kredite, die die Bank großteils in der Niedrigzinsphase vor der Zinswende vergeben hat, erhält sie jedoch geringere Zinsen, was das Geschäftsmodell gefährdet.

Höhere Zinsen für Sparer werden zur Belastung

Insgesamt müssen Banken in Zeiten höherer Zinsen ihren Sparern nun auch höhere Zinsen anbieten. Geldmarktfonds locken mit Renditen von vier bis fünf Prozent und haben zuletzt Rekordzuflüsse verbucht. Der First Republic geht damit genauso wie vielen anderen eine günstige Finanzierungsquelle verloren, die einst ein Eckpfeiler ihres Geschäftsmodells war.
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Andere Regionalbanken haben sich nach der SVB-Pleite und der allgemeinen Marktverunsicherung wieder stabilisiert. Die Pacwest aus Los Angeles meldete am Dienstagabend sogar wieder steigende Einlagen. Die Aktie legte daraufhin nachbörslich um gut 16 Prozent zu. Das verringert das Risiko einer erneuten breit gefächerten Panik in der Bankenbranche, wie sie rund um die Pleite der SVB aufgetreten war.

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